Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
Hängematte, hatte bis eben noch tief geschlafen und starrte den ruß-, blut-, wasser- und schweißverschmierten Hünen mit entsetzensgeweiteten Augen an. Bestar ging ruhig auf ihn zu und drückte ihm den Lappen aufs Gesicht, bis der Erwachte wieder eingeschlafen war. Dann trat er den vorderen, der sich wieder aufzurappeln versuchte, hart zu Boden und betäubte auch ihn durch die abwehrend zappelnden Arme hindurch. Der hintere hatte inzwischen seine Benommenheit abgeschüttelt und sich aus den Trümmern des Stuhles emporgekämpft. Mit einem wütenden Schrei sprang er Bestar über den Tisch hinweg an. Bestar packte ihn mit beiden Armen, hob ihn im Flugschwung über sich hinweg und lenkte ihn so gegen die gegenüberliegende Wand. Mit dem Gesicht voll gegen das Holz geschlagen, schien der Pirat schon ohnmächtig zu Boden zu plumpsen, aber Bestar wollte kein Risiko eingehen und wrang ihm den letzten Rest des Betäubungswassers in den wehrlosen Rachen.
    Â»Ein Wunder, daß Skerb euren Krieg nicht schon längst gewonnen hat«, spottete er, als er die drei Hilflosen von oben herab betrachtete. »Aber wahrscheinlich sind die Skerber noch schwächlicher als ihr.«
    Er wollte Rodraeg nicht an Bord holen, solange er nicht ganz sicher war, ob sich nicht irgendwo noch ein Wandryer verkroch, also machte er sich jetzt an die Untersuchung des Schiffes. Jede Kajüte wurde von ihm in Windeseile inspiziert, jede größere Truhe, die nicht verschlossen war, jeder Schrank, jeder Lagerund Stauraum, die beiden Abtritte, die winzige Kombüse, die Bilge, das enge Mannschaftsquartier mit den übereinander angebrachten Hängematten und die beiden Aufbauten auf dem Oberdeck, mittschiffs und achtern. Er gab sich keine Mühe mehr, lautlos zu sein, denn er brauchte keine Angst mehr zu haben vor einem oder zwei oder drei Wandryer Schlappschwänzen, die sich vor ihm zu verkriechen suchten. Aber er fand niemanden mehr. Was er fand, waren zwei verschlossene Türen im Unterdeck. Die eine führte wahrscheinlich zu Yrmenlafs Kapitänskajüte, durch die andere – am entgegengesetzten Ende des Schiffes gelegen – roch es scharf und streng. Hier war mit ziemlicher Sicherheit der Gefangene eingesperrt.
    Bestar winkte seinen Gefährten, die nur noch dreißig Schritt entfernt waren, und half ihnen an Bord. Eine Strickleiter konnte er in der Eile und Dunkelheit nicht finden, aber er warf Rodraeg und Hellas ein dickes Tau zu, und sie mußten sich nur nacheinander festhalten, den Rest erledigte er. Rodraeg bildete aus dem Tau eine Schlaufe um sein Handgelenk, um sich besser halten zu können.
    Â»Alles klar an Bord«, erstattete der Klippenwälder kurz Bericht. »Insgesamt sieben Mann ausgeschaltet. Kein Vergleich zu den Kruhnskriegern. Das Wasser der Gezeitenfrau wirkt großartig.«
    Â»Der Gefangene?« fragte Rodraeg, der sich das Handgelenk rieb und sich unwillkürlich nach dem Geköpften umsah, aber den Leichnam im Schatten der Mittschiffshütte nicht sehen konnte.
    Â»Unten. Kommt mit.«
    Sie folgten ihm bis zu der von Bestar bezeichneten Kajütentür.
    Â»Den Schlüssel hat einer der Wächter. Oder Yrmenlaf. Oder er ist in Yrmenlafs Kajüte«, vermutete Bestar. »Soll ich ohne Schlüssel aufmachen?«
    Â»Nur zu.«
    Hellas legte einen Pfeil auf und zielte auf die Tür, falls ihnen irgendeine Gefahr entgegenspringen sollte. Dem Geruch nach zu urteilen, konnte dort drinnen genausogut eine Bestie gefangenhalten werden wie ein Mensch. Bestar lehnte sich mit dem Rücken an die gegenüberliegende Gangwand und trat mit dem rechten Fuß gegen die Tür.
    Â»Vorsicht, bitte von der Tür weggehen, wir schlagen sie ein!« rief Rodraeg dem Gefangenen zu.
    Bestar trat noch zweimal dagegen, um die empfindlichen Punkte der verstärkten Tür am Klang und am Nachgeben herauszufinden. Dann stemmte er sich in den Gang wie in einem Kaminschacht, den Rücken an der hinteren Wand, den linken Fuß neben der Gefängnistür, und trat dreimal mit rechts zu. Das Holz der Tür knirschte, dann zeigten sich erste Risse. Noch zwei Tritte, dann barst sie in der Mitte nach innen. Jetzt stemmte Bestar sich mit beiden Füßen gegen den unteren Türteil und bog sie somit nach hinten auf, ohne daß Trümmer ins Innere flogen. Rodraeg staunte, wie rücksichtsvoll und umsichtig der klippenwälder Krieger handeln konnte.
    Aus der

Weitere Kostenlose Bücher