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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Wolf zurück, dann schlüpften auch sie nach drinnen und schlossen und verriegelten die Tür.
    Â»Nur noch zwei«, sagte Hellas und zeigte seine letzten beiden Pfeile vor. »Lang hätte der Weg nicht mehr sein dürfen.«
    Alins Haldemuel war gerade dabei, einen Schrank vor eines der Fenster zu rücken. Rodraeg half ihm. »Wo ist eigentlich Bestar abgeblieben?« erkundigte er sich.
    Â»Ich bin hier«, sagte Bestar, der breit grinsend und händereibend aus dem Wiegenzimmer kam. »Ich habe den Wolf bezwungen. Jetzt müßten wir ihn nur noch fesseln oder anbinden, damit er uns keine Scherereien machen kann, wenn er wieder zu sich kommt.«
    Â»Warum werfen wir ihn nicht einfach nach draußen zu den anderen?« schlug Rodraeg vor. »Dort ist seine ganze Familie versammelt. Die kann sich wunderbar um ihn kümmern.«
    So machten sie es auch. Während ihm Hellas mit dem Degen und Rodraeg mit dem Anderthalbhänder Deckung gaben, schob Bestar seinen Wolf behutsam durch das geborstene Fenster nach draußen und legte ihn auf die Erde. Anschließend versperrten sie auch dieses Fenster mit mehreren übereinandergetürmten Möbelstücken. Vor dem Haus tappten und scharrten unzählige Pfoten, aber keiner der Wölfe war rasend genug, um gegen ein festes Hindernis zu springen.
    Terenz kümmerte sich um ihre Verletzungen. Ihm und Bestar wurde alles, was sich draußen ereignet hatte, erzählt. Adena wurde verbunden, Eljazokads Schürfungen mit Wundsalbe behandelt. Dem Kind war wie durch ein Wunder nichts geschehen, nicht einen einzigen Kratzer hatte es im Griff des Ungeheuers abbekommen.
    Â»Wie lange werden sie diese Belagerung aufrechterhalten?« fragte Alins Haldemuel besorgt.
    Â»Keine Ahnung«, antwortete Rodraeg erschöpft. »Wo habt ihr die Pferde hingebracht?«
    Â»Die sind noch im Stall, aber der ist gut verschlossen und alle Fenster mit Läden gesichert.«
    Â»Dann brechen wir morgen früh auf, Belagerung oder nicht. Die Harpas und ihr Kind nehmen wir mit. In Tyrngan sind sie sicherer als hier.«
    Â»Und Dasco?« fragte Eljazokad. »Er wird uns verfolgen. Heute nacht sind da draußen gut und gerne zehn Wölfe gestorben. Das werden sie nicht so einfach auf sich beruhen lassen.«
    Â»Habt ihr Nachschub an Pfeilen hier?« fragte Rodraeg die Harpas. Beide schüttelten bedauernd die Köpfe.
    Â»Dann muß es eben auch so gehen.«
    Â»Das wird nicht einfach«, gab Alins Haldemuel zu bedenken. »Pferde lassen sich schlecht lenken, wenn ein Wolfsrudel in der Nähe ist. Bei einem Werwolf wissen die Götter allein, was passieren wird.«
    Â»Ich finde es großzügig von euch, daß ihr uns mitnehmen wollt«, sagte Terenz, »aber ehrlich gesagt ist das keine besonders gute Idee. Wir sind hier sicherer. Wir können eine Belagerung wochenlang durchhalten, Proviant haben wir genug. Und außerdem werden wir nicht lange allein sein. Übermorgen schon kommt eine Kutsche aus Richtung Tyrngan hier durch, nur zwei Tage später eine aus Somnicke. Wir werden also laufend Unterstützung haben, und falls die Wolfsbrut überhaupt nicht mehr lockerläßt, können wir auch Gardeunterstützung anfordern.«
    Â»Außerdem«, schloß sich Adena an, »ist das Ganze eigentlich nicht euer Problem. Ihr müßt doch weiterreisen. Ihr könnt euch nicht die ganze Zeit um unser Kind kümmern.«
    Â»Aber es geht nicht nur um euer Kind«, seufzte Rodraeg. »In Tyrngan sind noch weitere. In Warchaim waren wohl auch welche. In Uderun. Wandry. Egal, wo. Überall.«
    Er dachte an Naenn, an die – wie hatte sie es ausgedrückt? - schmerzende Schönheit, die sie empfunden hatte, an diesen Antrieb, der nicht aus ihrem Körper kam, sondern aus ihrer Magie. Was, wenn auch ihr Kind eines Tages von Dasco als sein eigenes bezeichnet werden würde? Was, wenn dieser Alptraum schon längst ein Teil des Mammuts geworden war? Zumal schon vor kurzem ein Wolf an der Haustür des schwangeren Schmetterlingsmädchens geschnuppert hatte.
    Um ihrer eigenen Zukunft willen mußten sie Dasco wahrscheinlich töten. Dieser Gedanke verursachte Rodraeg deutliches Unbehagen, und dieses Unbehagen wurde nicht schwächer durch die Tatsache, daß er niemandem davon erzählen konnte, ohne Naenns Geheimnis zu verraten.

7

Verfolgung
    Am Morgen waren die Wölfe verschwunden. Seltsamerweise

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