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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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etwas hätte erschrecken können. »Du wirst dieses Kind nicht bekommen«, rief er ins Dunkel hinein, während Wölfe in seine Richtung spähten. »Wir sind hier. Das Mammut. Wie viele Wölfe wirst du opfern müssen, bis du begreifst, daß du gegen uns alle nicht ankommen kannst?«
    Â»Ich kann Hunderte mehr rufen als diese.«
    Â»Und wir können Hunderte mehr bezwingen als diese. Warum kommst du nicht heraus und kämpfst selbst, anstatt dich hinter den Pfoten derer zu verstecken, die dir vertrauen?«
    Das Wesen im Wald knurrte. »Ich bin verwundet. Die törichte Frau hat mich geschnitten.«
    Â» Du hast mein Kind angerührt«, fauchte Adena wütend. »Ich hätte dich getötet dafür, wärst du nicht feige geflüchtet.«
    Â»Ahhhh, aber es ist doch unsere Tochter.« Der Mond schälte sich wieder zwischen den Wolken hindurch und begann, sich in den Augenpaaren der Wölfe zu spiegeln. Die Lichtung wurde sichtbar, das ganze Verhängnis verheißende Arrangement.
    Â»Das ist nicht deine Tochter, verflucht noch mal«, schrie Adena Harpa immer noch gegen die unmenschliche Stimme an. »Niemand war bei uns. Terenz und ich waren allein in dieser Nacht. Die ganze Nacht.«
    Â»Ja, aber erinnerst du dich nicht mehr, wie du vor dir selbst erschrakst? Wie du dich fremd fühltest und gleichzeitig mächtig und schön und uralt? Das war ich, meine kleine Adena. Das war mein wildes heißes Herz, das in dir schlug.«
    Â»Sei kein Narr«, meldete sich plötzlich Eljazokad zu Wort. »Du hast sicherlich mehrere Kinder. Es lohnt sich nicht, so viel zu riskieren für nur eins von ihnen.«
    Â»Du hast recht. Ich habe viele. Ich muß sie alle töten.«
    Der Magier ließ nicht locker. »In Tyrngan gibt es gewiß auch welche. Wir reisen jetzt nach Tyrngan. Komm mit uns. Unsere Kutsche steht dir weiterhin offen.«
    Â»Ihr wollt mich in eine Falle locken. Nein, mit euch kann ich nicht gehen.«
    Â» Dann lauf zu Fuß und geh das Risiko ein, daß wir vor dir da sind und deine Kinder in Sicherheit bringen.«
    Â»Ihr wollt mich verwirren, ihr Schwätzer. Ihr wollt mich verzagen und verzetteln. Was seid ihr für Leute? Das Mammut nennt ihr euch? Ich habe Mammuts gerissen, als es noch welche gab. Ich werde auch euch zerreißen!«
    Das Wesen bellte ein Kommando, und die Wölfe warfen sich zum Angriff herum. Hellas schoß augenblicklich, und einer der vordersten Wölfe sprang hoch und wand sich wie ein Wurm an einem Angelhaken. »Schließt die Augen«, rief Eljazokad, dann riß er beide Arme hoch und schrie: »Baaaaaaahhhhhmmmmm!« Der Lichtblitz war dermaßen gleißend, daß Rodraeg ihn durch seine Augenlider hindurch hellrot flammen sehen konnte.
    Â»Und jetzt zurück zum Hof!« gab Rodraeg den Befehl zur Flucht. Hellas schoß und lud, schoß und lud, in einer einzigen, annähernd kreisförmigen Bewegung seines rechten Armes. Die Wölfe bellten, jaulten, knurrten. Adena kämpfte sich frei, indem sie zwei von ihnen erschlug. Eljazokad war bei ihr, mitten im Ring, nahm ihr das Kind ab und rannte dann auf Rodraeg zu und an ihm vorbei Richtung Haus. Rodraeg wartete noch ab, er wollte Adena und Hellas mit seinem sperrigen, nutzlosen Schwert den Rückzug decken. Hinten, zwischen den Bäumen, bewegte sich ein Schatten, groß, zottelig, ungeheuerlich. Aber wie in einem Alptraum, der kurz vorm Höhepunkt des Schreckens mit dem Aufwachen endet, glitt Adena an Rodraeg vorbei, und auch er wandte sich um, ohne das Monster im Wald genau gesehen zu haben. Sie liefen. Adena überholte Eljazokad und gab ihnen den schnellsten Weg nach Hause vor, den die anderen ohne ihre Hilfe so nie gefunden hätten. Wölfe brachen links und rechts durchs Unterholz, klaffende Fangzähne und mattrote Zungen. Rodraeg schlug einen von ihnen zurück. Der Wolf schlitterte seitlich durch Gras und Matsch, rappelte sich dann aber wieder auf und humpelte ihnen hinterher. Hellas schoß auch im Rennen noch. »Nur noch neun Pfeile«, keuchte er.
    Der Hof schwankte leuchtend ins Blickfeld. Terenz Harpa stand vor der Tür, das zweite Wandschwert in der Hand. Seine Körperhaltung war die eines geübten Fechters. Zusammen mit Adena deckte er nun die anderen. Eljazokad mit Adeni auf dem Arm sprang als erster über die Türschwelle, danach Hellas, dann Rodraeg. Die Harpas schlugen noch jeder einen

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