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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sah ihn an, den Mund halb offen, zerkaute Fischhaut auf der Zunge. »Du da … bist nicht mitgegangen, oder? Ja? Nein?«
    Â»Mitgegangen? Wohin?«
    Â»Zu denen.« Er bleckte seine lückenhaften Zähne und zog eine scheußliche Grimasse. Anschließend lachte er keckernd. »Zu deeeeeenen. Die haben mir mein Auge weggenommen. Der eine hat’s in’n Mund genomm’n und mich damit angeschaut.«
    Hellas fühlte sich plötzlich äußerst unwohl. Die Affenmenschen. Das alte, sabbernde Wrack meinte die Affenmenschen. Hellas war tatsächlich nicht mitgegangen. Er war desertiert. Das Gespräch wurde ihm entschieden zu persönlich. Er versuchte das Ruder noch mal herumzureißen Richtung Wandry.
    Â»Hast du eine Ahnung, wann die Wale kommen? Wann genau?«
    Â»Sind unterwegs. Sind lange unterwegs. Kann nicht mehr lange dauern, dann kommen sie nach Wandry mit ihren Köpfen und Schwanzfluken und schlagen alles kurz und klein. Kurz und klein. Kurz und klein. Weißt du, was das Wort Walstatt bedeutet, mein Junge? Ist ein altes Wort für Schlachtfeld. Schlachtfeld, Walstatt, Walstadt, Wallstadt…« Teoch brach in schluckaufartiges Gelächter aus und ließ sich nicht mehr beruhigen.
    Hellas stand auf. Wütend sah er sich um. Dieser bescheuerte Kreis hat uns in die falsche Richtung geschickt. Die Magie wirkt nicht von Wandry aus, sondern wahrscheinlich von Skerb aus gegen Wandry. Die Wale sind nichts weiter als eine besonders ausgeklügelte Waffe. Und niemand hier weiß natürlich etwas von der Sache außer einem geisteskranken Bettler mit hellseherischen Gaben, dem niemand Glauben schenkt. Skerb ist von hier aus sogar per Schiff eine Woche entfernt. Wir sind am falschen Ort, um noch etwas unternehmen zu können.
    Hellas fühlte sich plötzlich der ganzen Mission gegenüber äußerst entfremdet. Er hatte getan, was er konnte, hatte Informationen gesammelt, zwanzig Taler investiert, sich auf eine Schlägerei an den Docks eingelassen, sich in einem quälenden Zehnbettzimmer einquartiert und sich den Mundgeruch von Bettlern und Verrückten ins Gesicht blasen lassen. Wenn Rodraeg nun von ihm erwartete, daß er sich Hunderten von schmerzgepeinigten Walen entgegenwarf, um deren Leben zu retten, hatte er sich geschnitten. So viel bezahlte das Mammut bei weitem nicht.
    Er suchte und fand Ain Land und wartete dort brütend und biertrinkend auf die anderen.
    Bestar irrte ziellos durch Wandry. Seine Laune wurde immer übler. Niemand sagte ihm, was er eigentlich tun und wonach er suchen sollte. Er hatte keine Lust, irgendwelche Leute anzuquatschen, die ihm dann irgendeinen Mist erzählen würden. Worte waren sowieso nichts weiter als billiges Klauwerk.
    Eine der dunkelhäutigeren Huren gefiel ihm und lächelte ihm auffordernd zu, und er hatte immer noch zweiundvierzig Taler in der Tasche. Er ging zu ihr hin, um sie nach ihrem Preis zu fragen, als zwei schlaksige junge Männer links und rechts an seine Seite traten und ihn ansprachen.
    Â»Bei der würde ich vorsichtig sein, Freund. Die hat eine Krankheit, bei der du hinterher echte Probleme bekommst.«
    Â»Ja. Mein Onkel war mal bei der und muß jetzt sein Wasser durch einen Schweinedarmschlauch abschlagen.«
    Â»Haut bloß ab, ihr Galgenvögel!« zeterte die Dunkelhäutige mit rauher Stimme. »Wenn ihr mir meine Kundschaft vergrault, setze ich Ohter auf euch an, dann werdet ihr ausgepult!«
    Â»Ohter kann uns!« rief der eine Schlaks und machte eine obszöne Geste. »Der soll bei seinen Krabben und Weibern bleiben, das stinkt sowieso alles gleich!«
    Die Dunkelhäutige machte Anstalten, hinter den beiden herzurennen, aber sie tauchten lachend in einer Seitengasse ab und nahmen den überrumpelten Bestar einfach mit.
    Â»Sag, Freund, was trinkst du denn gerne? Wir laden dich auf einen Becher ein.«
    Â»Na ja, es ist noch Vormittag …«
    Â»Na und? Hast du schon mal das Wandryer Sortiment durchprobiert? Du mußt früh anfangen, wenn du damit durchkommen willst.«
    Â»So ist es. Wir gehen mit dir in den Anchr, gleich hier um die Ecke, und geben dir einen aus. Na? Sträub dich nicht so, mein Freund, laß Wandry dir seine Gastfreundschaft beweisen.«
    Keinen Ärger, hatte Rodraeg gesagt. Niemandem aufs Maul hauen. Keine Zechgelage. Aber Informationen beschaffen. Kontakte knüpfen. Wenn er diese Einladung jetzt ausschlug, war

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