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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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das unhöflich und würde Ärger geben, womöglich sogar eine Schlägerei. Mitgehen bedeutete Kontakte knüpfen. Rodraeg hatte das gesagt. Gut essen und trinken. Ein kleiner Schluck konnte ja nicht schaden.
    Bestar schaute noch mal zurück, ob die üppige Dunkelhäutige noch zu sehen war, aber sie war ihnen nicht weiter gefolgt. Also ging er mit in den Anchr, der um diese Tageszeit noch ziemlich leer war. Die Tische waren speckig, das Schankmädchen hager, faltig und mindestens sechzig Jahre alt.
    Während der eine der beiden Schlakse sich mit Bestar an einen fettglänzenden Tisch setzte, steuerte der andere den Tresen an und verkündete: »Wir haben hier einen, der das Sortiment noch nicht kennt. Fang mit Klar, Weiß und Gelb an, wir arbeiten uns dann langsam durch.«
    Nach ein paar Sandstrichen kam er vom Tresen zurück mit drei kleinen Zinnbechern in den Händen, die er alle vor Bestar abstellte. In dem einen Becherchen war eine klare, im zweiten eine milchig weiße und im dritten eine aufdringlich gelbe Flüssigkeit. »Klar zuerst«, wies der Schlaks Bestar an.
    Â»Und ihr?« fragte Bestar argwöhnisch. Er war es nicht gewohnt, daß Fremde ihm etwas spendierten.
    Â»Wir kennen das Sortiment schon«, sagte der, der die ganze Zeit bei ihm geblieben war. »Los, probier. Schmeckt dir bestimmt.«
    Bestar nahm den Klaren und kippte ihn sich in den Rachen, ohne ihn groß auf der Zunge zu kosten. Danach trank er den Weißen, dann den Gelben. Das Ganze dauerte keine fünf Herzschläge.
    Die beiden Schlakse staunten. In Bestars Mund, Kehle und Magen breitete sich ein angenehmes Brennen aus. »Schmeckt ganz gut«, sagte er. »Vielen Dank. Und jetzt? Was wollt ihr von mir?«
    Â»Toll, Mensch, du kannst ja was vernichten! Hast du überhaupt geschmeckt, wie das Weiß sahnig nach dem Klar …?«
    Â»Ja. Sahnig halt. In Taggaran trinken die Kinder so was nach dem Bad.«
    Â»Du kommst aus Taggaran?« fragte der andere. »Das ist in der Nähe vom Brennenden See, oder?«
    Â»Ja.«
    Â»Tolle Gegend. Ich bin übrigens Geywan. Das ist Reidog. Und dein Name ist…?«
    Â»Bestar. Bestar Meckin aus Taggaran. Habt ihr hier alle keine Väter, oder was ist aus euren Nachnamen geworden?«
    Â»Wir haben Väter, aber die haben auch keine Nachnamen«, antwortete Reidog irritiert.
    Â»Schwamm drüber. Was wollt ihr von mir?«
    Â»Wir hätten dir etwas anzubieten. Eine kleine Aufgabe für einen großen Kerl wie dich.«
    Â»Wen soll ich umnieten?«
    Â»Ein altes Weib. Eine häßliche runzelige Vettel« – Reidog senkte die Stimme, um das Schankmädchen nicht gegen sich aufzubringen -, »die sie nicht mehr alle beisammen hat.«
    Â»Um eine alte Frau umzubringen, braucht ihr mich? Könnt ihr so was nicht selbst erledigen? Kann so was nicht jeder selbst erledigen?«
    Â»Du brauchst sie nicht umzubringen, Bestar«, erläuterte Geywan. »Es reicht, wenn du ihr einen gehörigen Schrecken einjagst, sie für ein paar Tage aus dem Verkehr ziehst. Sollte sie dabei unglücklich stürzen und nicht mehr aufstehen, wäre das natürlich kein Verlust, aber möglicherweise fällt dir noch etwas Besseres ein. Du kannst sie auch vertreiben oder verschleppen oder so was – Hauptsache, sie verschwindet, taucht ab, ward nicht mehr gesehen im Sonnenmond.«
    Â»Was hat die alte Frau denn ausgefressen?«
    Â»Sie hat unseren Auftraggeber geärgert. Das muß genügen.«
    Â»Wieviel bekomme ich dafür?«
    Â»Ã„hm … fünfzig Taler. Gleich auf die Hand. Sobald du’s getan hast. Wir kennen dich nicht, deshalb geben wir dir vorher nichts.«
    Â»Und ihr beiden kommt mit und beobachtet, ob ich’s auch wirklich tue.«
    Â»Ja, genau so ist es. Wir sind dabei, aber du bist die Hauptfigur. Du mußt verstehen …«, erläuterte Geywan nun ebenfalls mit raunender Stimme, »wir können so etwas nicht so gut wie du. Wir sind eher auf Diebereien spezialisiert, nicht auf Gewalt. Außerdem kennt uns die Alte von Kindesbeinen an und nimmt uns deshalb nicht ernst. Wir müßten sie tatsächlich umbringen, damit sie die Schnauze hält, aber vielleicht läßt sich das ja vermeiden. Wenn du da auftauchst, kriegt sie allein schon von deinem Anblick einen Schock.«
    Die wollen mich anheuern, weil ich groß, stark und häßlich bin, dachte

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