Die letzten Worte des Wolfs
Bestar. Verdammte Laichlegerlumpen mit schmalen Geckengesichtern. Jemand sollte mal jemanden anheuern, um richtige Männer aus euch zu machen.
Der klippenwälder Abenteurer überlegte angestrengt. Fünfzig Taler für das Einschüchtern einer Alten waren leicht verdientes Geld. Aber er erinnerte sich noch gut daran, wie Rodraeg gezetert hatte, als er und Migal auf der Reise nach Terrek als Leibwächter gegen die Heugabelmänner anheuern wollten. Keine Nebenbeschäftigungen, hatte Rodraeg gemahnt. Wir müssen uns auf unsere Aufgabe konzentrieren. Andererseits: Was sollte Bestar hier schon tun? Zwei oder drei Tage lang nur rumlatschen und mit Laichlegern reden? Zum Kotzen! Er konnte zwischendurch etwas dazuverdienen und dem Mammut, das sowieso dauernd knapp bei Kasse war, dadurch unter die Arme greifen.
Aber nein. Er konnte nicht beim Mammut sein und nebenbei noch für solche Hafenhalunken arbeiten, das vertrug sich nicht. Wenn Rodraeg das mitbekommen sollte, würde er ihn rausschmeiÃen, und was würde dann werden? Sollte er dann Migal zu Erdbeben nachreisen und sich dem Gespött von Ijugis und Onouk aussetzen, weil er im Talkessel von Terrek einen Speer in den Bauch bekommen und nur noch nutzlos herumgelegen hatte, während die anderen die Kartoffeln aus dem Feuer holten? Nein, sein Platz war bei Rodraeg, Naenn, Cajin, Hellas und Eljazokad. Auch wenn er sich auf dieser Mission bislang fehl am Platz fühlte.
»Fünfzig Taler sind zuwenig«, stellte er dennoch, einfach nur so zum SpaÃ, die Geduld der beiden Schlakse auf die Probe. »Für fünfzig Taler könnt ihr meine GroÃmutter anheuern, das gibt dann einen brutalen Kampf der Omas. Für mich müÃt ihr leider ⦠zweihundert Taler auf den Tisch legen. Mindestens.«
»Das ist absurd viel«, sagte Geywan empört. »Wir reden hier von fünf Sandstrichen Arbeit! Fünfzig Taler sind ein mehr als groÃzügiges Angebot!«
»Nicht für mich. Danke trotzdem für den Trunk.« Bestar stand auf und lieà die beiden einfach sitzen. Eine innere Stimme sagte ihm, er solle sich mit dem Hinausgehen beeilen, bevor einer der beiden Lumpen auf den Gedanken kam, ihm tatsächlich zweihundert Taler zu bieten. Dann hätte Bestar nämlich nicht mehr gewuÃt, was er tun sollte.
Obwohl es noch ein paar Stunden bis zum Mittag hin war, hatte er nun keine Lust mehr auf die Krankheiten in sich tragenden Huren oder auf weiteres sinnloses Herumstreifen in Fischschuppen und Abwassergestank. Er setzte sich im Ain Land zum ebenfalls schlecht gelaunten Hellas an den Tisch und leistete dem Bogenschützen beim Biertrinken Gesellschaft.
Nach dem späten Frühstück fühlte Rodraeg sich etwas besser. Seeluft sollte ja gut fürs Atmen sein, also ging er in den Pfahlvierteln möglichst weit nach vorne in die Bucht hinaus, nur um dort festzustellen, daà Hafenluft wohl damit nicht gemeint sein konnte.
Er fragte sich zum Sturmhaus durch, einem rostrot und dunkelblau angemalten Pfahlbau vom vierfachen Umfang der übrigen. Als er sich der mit Runenzeichen und Fischkieferknochen verzierten Tür näherte, um sich einen Eindruck von den Stadtratsgepflogenheiten Wandrys zu verschaffen, stellten sich ihm zwei kräftige Seeräubergestalten mit tätowierten Armen und Ohren in den Weg.
»Kein Zutritt für Fremde, Fremder. Nur für Wandryer.«
»Aber hier tagt der Stadtkapitän Yrmenlaf und fällt die für Wandry wichtigen Entscheidungen?«
»Ja.«
»Nun, mit dem Bürgermeister kann man doch auch reden. Weshalb nicht mit dem Stadtkapitän?«
»Weil⦠weilâ¦Â«
Der zweite Breitschultrige half dem ersten aus. »Wegen Skerb. Du könntest ein Spion aus Skerb sein. Wir kennen dich nicht, also lassen wir dich nicht an Yrmenlaf ran.«
»Ich kann mein Schwert abgeben.«
»Das genügt uns nicht. Du kannst trotzdem Skerber sein.«
»Sehe ich wie ein Skerber aus? Ich bin doch wohl offensichtlich Sonnenfelder.«
»Na und? Sonnenfelder können doch trotzdem für Skerb spionieren.«
Rodraeg seufzte. »Und auÃerhalb des Sturmhauses? Hat Yrmenlaf irgendwann so etwas wie eine Sprechstunde?«
»Hat ein Kapitän eine Sprechstunde für seine Mannschaft?« antwortete der Seeräuber mit einer Gegenfrage. »Welcher Kapitän hat so was nötig?«
»Verstehe. Und wenn ich wichtige Informationen über
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