Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
schrie in der nun folgenden Stunde, was sein immer noch lädierter Körper hergab. Mit seinen ansehnlichen Muskeln konnte er tatsächlich zwei Mädchen beeindrucken, die ihn erst antanzten und sich schließlich von ihm auf seine Schultern heben ließen, um besser sehen zu können. Dadurch entstand hinter Bestar ein Aufruhr von Unzufriedenen, denen die Sicht auf die Geblendeten genommen war. Es gab Gedrängel und Gepöbel, und über allem der irrsinnige Lärm der Musikanten und das abgehackte und keuchende Geschrei des Sängers. Bestar war begeistert.
    Hinterher gab es wieder das übliche Schubsen nach draußen, zur Luft. Der vollkommen naßgeschwitzte Bestar fand Eljazokad nicht wieder, weil dieser sich inzwischen zu Ronith hinter die Bühne geschlichen hatte.
    Die beiden Magier küßten sich leidenschaftlich.
    Â»Was ich nicht verstehe, ist, warum du nicht auf der Bühne agierst«, sagte Eljazokad. »Du wärst eine weitere Attraktion, die die Geblendeten nur um so unvergeßlicher machen würde.«
    Â»Acennan will das nicht. Ich könnte keine Augenbinde tragen, weil ich die Töne sehen muß, und das würde das Konzept der Geblendeten zerstören.«
    Â»Er will nicht, daß du ihm die Schau stiehlst«, entgegnete Eljazokad kopfschüttelnd. »Sehen wir uns nachher wieder in der Scoenheit? Ich muß mich noch mit einem Freund treffen.«
    Â»Laß mich nicht zu lange warten!«
    Eljazokad ging zu Bestar, der sich in der Nähe des Ausgangs herumdrückte.
    Â»Geywan und der andere?« fragte der Magier.
    Â»Nichts. Sie waren nicht hier. Eljazokad, hilf mir bitte, an denen vorbeizukommen.« Bestar deutete mit dem Daumen nach hinten auf die beiden Mädchen, die er auf den Schultern getragen hatte und die nun vor der Tür kichernd auf ihn warteten.
    Â»Aber warum denn? Die sind doch ausgesprochen süß.«
    Â»Für mich ist das nichts.«
    Â»Was? Die Liebe?«
    Â»Ja. Das alles. Das ganze Gelaber und so.«
    Â»He, die beiden sehen aber nicht so aus, als müßtest du mit ihnen noch viel reden.«
    Â»Das ist trotzdem nichts für mich. Hilfst du mir bitte?« Bestars Gesicht nahm einen eindrucksvoll flehentlichen Ausdruck an.
    Â»Kein Problem. Komm.«
    Gemeinsam gingen sie zur Tür, wo der Magier vor den beiden jugendlichen Schönen eine tiefe Verbeugung machte. »Verzeiht mir, aber ich muß euch meinen Freund hier entführen. Wichtige Geschäfte, die sich leider nicht aufschieben lassen. Bitte gebt nicht ihm, sondern mir allein die Schuld. Falls ihr euch morgen zur selben Stunde wieder hier einfinden wollt – er wird versuchen, euch dann nicht noch einmal zu enttäuschen.«
    Bestar brauchte gar nichts zu sagen, er folgte Eljazokad einfach wie ein Bär seinem Bändiger. Die beiden Mädchen blieben zurück und trollten sich dann schmollend.
    Â»Warum hast du das mit morgen gesagt?«
    Â»Weil es nie schaden kann, sich noch ein Türchen offenzuhalten, falls du es dir anders überlegst. Laß uns jetzt noch ein letztes Mal das Rotleuchtenviertel durchqueren auf der Suche nach den beiden Halunken, und wenn wir sie dann nicht finden, hoffen wir, daß Hellas mit seinen Verbündeten mehr Glück hatte, und lassen es für heute dabei bewenden.«
    Sie durchstreiften noch einmal die Gassen der Sehnsucht, fanden jedoch kein Anzeichen von Geywan und Reidog. Möglicherweise war ihr Vorhaben schon durchgeführt, die alte Frau bereits tot oder verschleppt.
    Eljazokad begleitete Bestar noch zum Um Saedraign, wo Bestar sich – von harter Hafenarbeit und nächtlichem Tanz bis zum Umfallen erschöpft – sofort hinlegte und von Meldrid träumte, der verführerischen klippenwälderischen Dienerin des hinter seinen Mauern verschanzten Barons Figelius.
    Eljazokad dagegen fand den Weg zur Scoenheit wie von selbst. Dort durchlebten Ronith und er das Abenteuer ihrer zweiten Nacht. Wieder flackerten überirdische Blitze durch die Kammer, die von dem gekreischten Donnern farbenprächtiger Vögel umspielt wurden. Draußen begann es leicht zu regnen, und die Fenster beschlugen von innerer Hitze und dem kühlenden Regen von außen.
    Am folgenden Morgen mußte Eljazokad früher aufstehen, weil er mit Rodraeg verabredet war.
    Â»Du gehst doch nicht schon?« fragte Ronith stirnrunzelnd und verschlafen.
    Â»Ich muß. Wann brecht ihr heute

Weitere Kostenlose Bücher