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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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umzusehen?«
    Wieder nickte Hellas. »Er sagte, er wäre noch nie dort gewesen und stolz darauf. Aber ich habe ihn damit geködert, daß ein zukünftiger wichtiger Mitspieler im Wandryer Machtgefüge sich doch auch für seine Konkurrenz interessieren sollte. Er ist jetzt dort und verbringt da drinnen den ganzen Tag, mit Hauptaugenmerk auf Fische, Magie und geheime Vorgänge, von denen die Königin besser nichts erfahren sollte. Wenn alles glattgeht, müßte er mir eigentlich rechtzeitig Bericht erstatten können, so daß ich euch bei unserem Abendtreffen schon sagen kann, ob etwas dabei herausgekommen ist.«
    Â»Das hast du sehr gut organisiert«, lobte ihn Rodraeg. »Sonst noch etwas?«
    Diesmal schüttelte Hellas den Kopf. »Ich bin den ganzen Vormittag herumgelaufen, habe aber nichts Ungewöhnliches gesehen. Am Nachmittag werde ich wohl noch einmal nach dem alten Teoch schauen. Die Wale sind jetzt schon einen Tag näher gerückt, vielleicht kann er mir weitere Einzelheiten verraten.«
    Â»Gut. Bestar?«
    Der Klippenwälder kaute mit fettriefendem Kinn. »Ich arbeite jetzt für Yrmenlaf«, sagte er nicht ohne Stolz. »Das gilt im Hafen schon als was, ist aber derselbe mies bezahlte Ausbeuterscheiß wie bei diesem Dingsbums Sceat. Keiner redet viel. Sobald man beim Quatschen erwischt wird, wird man angeraunzt. Ach ja: Es ist völlig unmöglich, für den Typen zu arbeiten, der nur ein einziges Schiff hat.«
    Â»Beceorfan«, half Hellas mit dem Namen aus.
    Â»Warum unmöglich?« fragte Rodraeg.
    Â»Weil er nur dieses eine Schiff hat. Da läßt er nur seine eigene ausgewählte Mannschaft ran, auch beim Löschen und Laden.«
    Rodraeg, Eljazokad und Hellas sahen sich an. »Wo liegt dieses Schiff genau?« fragte der Magier.
    Â»Weiß ich nicht. Aber ich kann das rauskriegen.« Bestar schien mehr mit seiner Nahrungsaufnahme beschäftigt als mit der Diskussion.
    Â»Das könnte etwas sein«, faßte Rodraeg zusammen. »Wenn die Fängermagie von einem Schiff aus Richtung Meer wirkt, wäre sie in Wandry für einen Kontrolleur der Königin nicht auffindbar.«
    Â»Meinst du, daß diese Kontrolleure dumm genug sind, die Schiffe nicht mit zu überwachen?« fragte Hellas skeptisch.
    Â»Ich weiß nichts über die Vorgehensweise dieser Kontrolleure. Ich weiß nur, daß wir, wenn wir sichergehen wollen, daß von Wandry aus nichts die Wale in den Tod lockt, sämtliche Schiffe überprüfen müssen. Nicht nur das von Beceorfan. Alle.«
    Â»Genaugenommen auch diejenigen, die weiter draußen auf See sind«, vollendete Eljazokad.
    Â»Und wie sollen wir das machen?« Hellas grinste spöttisch. »Das geht doch gar nicht.«
    Â»Man müßte eine Möwe sein, die über allen Schiffen kreisen und suchen kann«, sagte Eljazokad nachdenklich. »Oder ein Fisch, der alle umschwimmt.«
    Â»Oder ein Pirat, der alle Schiffe kapert«, schmatzte Bestar.
    Alle dachten nach. Rodraeg, Hellas und Eljazokad stocherten mehr oder weniger lustlos in ihrem Mittagessen herum. Eljazokad dachte daran, daß Ronith wohl gerade jetzt aufbrach, Richtung Fairai. Mit ihr Acennan und die anderen Musiker. Er fühlte sich überhaupt nicht gut dabei, sie ziehen zu lassen.
    Â»Wir machen weiter wie bisher«, legte Rodraeg schließlich fest. »Wenn die Magier nichts bringen, das Sturmhaus nichts ergibt, der Bürgermeister und Teoch nichts mehr wissen und Geywan verschwunden bleibt – dann haben wir immer noch den ganzen morgigen Tag, um uns in Möwen, Fische oder Piraten zu verwandeln.«
    Â»So wie Dasco«, lachte Bestar. »Eine Wermöwe. Ein Werfisch.«
    Â»Genau. Bis dahin verfahren wir weiter nach Plan.«
    Der fünfte Magier, laut Rodraegs Notizen ein Mann namens Onjalban, galt als verschollen.
    Seine Frau öffnete ihnen die Tür, ein kleines Kind auf dem Arm. Sie erzählte, wie ihr Mann im letzten Nebelmond von den Werbern der Königin mehr oder weniger gezwungen worden war, an dem Feldzug gegen die Affenmenschen teilzunehmen. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Es hatte zwar sechshundert Überlebende gegeben, die unter dem Kommando eines gewissen Hauptmanns Gayo die Festung Carlyr erreichten, aber ihr Mann war nicht unter diesen Überlebenden gewesen – jedenfalls war er weder nach Hause zurückgekehrt, noch hatte sie Nachricht aus

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