Die letzten Worte des Wolfs
organisiertes Verbrechen gibt wie hier, muà ein krummes Ding überhaupt nichts mit anderen krummen Dingern zu tun haben, nur weil sie alle gleichzeitig stattfinden. Aber da wir heute nacht keine anderen heiÃen Spuren haben, sollten wir diesen Geywan suchen. Vielleicht können die Haie uns dabei unterstützen.«
»Möglich«, vermutete Hellas. »Ich kann sie fragen.«
»Ist dieser Geywan eigentlich ein junger Mann?« fragte Eljazokad Bestar.
»Ja. Die waren beide jünger als ich und spillerig wie Bandnudeln.«
»Dann« â überlegte der Magier â »tauchen sie womöglich heute nacht beim Konzert der Geblendeten auf, weil dort Wandrys versammelte Jugend einen drauf macht. Ich werde dich auf der Suche begleiten, und dann gehen wir zusammen zur Musik.«
»Gut.« Rodraeg wirkte frischer als zu Beginn des Treffens. »Ihr beide kümmert euch um Geywan, Hellas um Queckten und die Haie, und ich schaue mal, ob ich etwas über die Brandungsbrecher und den schönen Schein in Erfahrung bringen kann. Wenn zwischenzeitlich irgend etwas los sein sollte: Ich bin in einer Herberge namens Zimfinnering abgestiegen. Ansonsten treffen wir uns morgen mittag wieder hier.«
Sie gingen auseinander, als würden sie sich nicht kennen. Nur Bestar und Eljazokad blieben zusammen.
Die Dunkelheit dröhnte über Wandry wie ein Signal zum Beginn eines Festes. In ihrem Schutz fühlten sich die Ausschweifungen wohler, bekamen alle Stimmen und Gesichter verzerrte Ränder, und die vorher ziel- und lustlos wirkenden Bewegungen bekamen etwas BewuÃtes wie Verzweifeltes.
Zum ersten Mal seit den Tagen, die er im Auftrag des Advokaten Hjandegraan in Skerb hatte verbringen müssen, irrte Rodraeg in den schwülwarmen Labyrinthen des käuflichen Vergnügens umher und suchte nach Fährten und Namen, aber alles, was ihm zuteil wurde, war in sein Gesicht gelachter Alkoholatem. Der schöne Schein existiert überhaupt nicht, wurde ihm gesagt. »Such dir die drei schönsten Liebesdienerinnen dieser Jahreszeit zusammen und sie sind es: der schöne, stehlende, quälende, zur UnvergeÃlichkeit sich zählende Schein!« Mit den Brandungsbrechern hatte er nur unwesentlich mehr Glück. Sie seien ertrunken, hieà es. Sie seien untergetaucht, widersprach jemand. Sie seien unter uns, johlten zwei andere. Ein dritter hängte sich bei Rodraeg ein und faselte etwas über die Geheimnisse von Wandry. Geheimnisse voller Fische und Krabben. Rodraeg sah eine Verbindung und erkundigte sich nach den Haien. »Haie?« entgegnete man ihm lachend. »Da muÃt du schon weiter südlich in die Sandsee schippern, hier oben gibt es kaum noch welche.« Von einer Bande, die sich so nannte, hatte noch niemand gehört, und dennoch konnte sich Rodraeg dank Hellas sicher sein, daà es sie gab.
Er erkundigte sich bei dem Hai-Experten nach Walfischen. Der Mann sagte, Wale seien zu groà für reine Menschen und die Glutsee. Rodraeg fragte nach einer alten Frau, deren Leben in Gefahr war. »Das Leben aller alten Frauen ist in Gefahr«, johlte ein Betrunkener, »und das aller jungen Frauen auch.«
Um Mitternacht gab Rodraeg auf. Sein Husten machte ihm zu schaffen; so langsam befürchtete er, daà das Kjeerhemd seine Wirkung verlor. Möglicherweise lag das ja daran, daà er die Kjeerklippen überquert hatte, ohne ein Dankesgebet zu sprechen.
Hustend und würgend und sich mehrmals an Hauswänden abstützend kehrte er ins Zimfinnering zurück, entkorkte dort Nerassâ Fläschchen mit Kjeerklippenquellwasser, dankte Kjeer, schämte sich für seine Scheinheiligkeit und stürzte den Inhalt des Fläschchens in einem Zug hinunter. Das vermeintliche Wasser brannte wie Feuer in Rachen und Kehle, aber der Schlaf versenkte ihn wie einen Stein auf den Grund des Meeres.
Hellas fand Queckten im alten Lagerhaus und versuchte, die Haie dazu zu bewegen, Geywan zu suchen. Aber die Jungen waren heute träge und satt und wollten nicht noch mal raus in die schwüle Nacht.
»Wenn ich mein Entscheidungswerfen gegen Queckten gewinne, dann müÃt ihr, denn dann knöpfe ich euch euer ganzes Geld wieder ab«, drohte Hellas.
»Doppelt oder nichts«, grinste Queckten. »Wenn ich mit dir fertig bin, haben wir so viel, daà wir eine ganze Woche lang nicht mehr rausmüssen.«
Gunurd malte mit Kreide eine neue Zielscheibe an eine
Weitere Kostenlose Bücher