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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Arten und Weisen er ihnen zu Diensten sein könne. Eljazokad konnte allerdings nicht den mindesten Anhaltspunkt dafür wahrnehmen, daß Phrilio auch nur ansatzweise über magische Fähigkeiten verfügte. Die gesamte berufliche Laufbahn dieses Mannes schien auf Glück, Hinterlist und der Einfältigkeit anderer Leute zu fußen.
    Nachdem sie ihn endlich abgeschüttelt hatten und wieder auf den Straßen unterwegs waren, fragte Rodraeg: »Kann man Scharlatanerie eigentlich vortäuschen?«
    Eljazokad lächelte. »Es ist sicherlich einfacher, Scharlatanerie vorzutäuschen als echtes Können, aber der hier war echt, mein Wort darauf.«
    Â»Fürwahr – ein echter Lügner.«
    Â»So ist es.«
    Â»Einen schaffen wir noch, dann müssen wir zu den anderen zur Mittagsrunde.«
    Dieser eine war ein weiterer Harmloser, der in einem Häuschen mit auffallend gelb bemalter Tür wohnte. Ein Leuchtfeuermagier, in seinen Fähigkeiten Eljazokad nicht unähnlich, aber im großen und ganzen darauf angewiesen, daß er in einem eigens für ihn und seine übernatürlichen Bedürfnisse eingerichteten Leuchtturm Dienst tun konnte, und Wandry hatte seinen Leuchtturm vor acht Jahren bei einer Sturmflut eingebüßt und einfach nicht wieder aufgebaut. Der Leuchtfeuermagier hatte seiner Heimat dennoch nicht den Rücken gekehrt und trat seitdem bei Stadt- und Hafenfesten als lohende Reminiszenz an den zerborstenen Turm auf. Rodraeg konnte bei diesem Mann einen nachvollziehbaren Groll auf die Stadt Wandry heraushören, aber nicht stark genug, um sie vernichten zu wollen. Er hatte es ja nicht einmal fertiggebracht, von hier wegzuziehen und anderswo eine lohnendere Beschäftigung zu suchen.
    Â»Kann man mit Leuchtfeuern eigentlich auch Meerestiere anlocken?« fragte Rodraeg mit unschuldiger Miene.
    Â»Manchmal kommen welche, die verspielt und neugierig sind. Aber« – der Leuchtfeuermagier dachte nach – »man kann eigentlich nicht planen, daß so etwas passiert oder gelingt.«
    Â»Wie steht es mit Walen? Reagieren Wale auf Licht?«
    Â»Walfische? Nicht daß ich wüßte. Aber ausschließen kann man es wohl nicht. Ich könnte dieser Frage gerne nachgehen, wenn man mir nur meinen Turm wieder aufbauen würde.«
    Â»Vielen Dank«, sagten Rodraeg und Eljazokad und machten sich auf den Weg zum Ain Land.
    Â»Weshalb braucht Wandry keinen Leuchtturm mehr?« fragte sich Rodraeg unterwegs.
    Â»Möglicherweise hängt das mit dem schwebenden Kriegszustand zusammen«, mutmaßte Eljazokad. »Ein leuchtender Hafen ist ein leichteres Ziel für Skerber Übergriffe.«
    Â»Hm. Ich könnte den Bürgermeister fragen. Ach, Mensch. Hast du das Gefühl, daß wir hier irgendwie weiterkommen?«
    Â»Nicht so richtig. Aber die letzten zwei Magier sollten wir dennoch nicht außer acht lassen. Vielleicht haben Bestar und Hellas ja etwas in Erfahrung gebracht.«
    Bestar und Hellas warteten bereits am Mittagstisch auf sie. Hellas hatte ein paar Neuigkeiten.
    Â»Geywan ist gesehen worden. Er und sein Kumpel – der übrigens Reidog heißt, und nicht Reetdach – hingen gestern abend noch mit einem Fremden herum, der ziemlich gefährlich aussehen soll. Groß und hager, dunkle, narbige Arme, trägt dauernd einen Helm mit Gittervisier, so daß man sein Gesicht nicht sehen kann. Seit heute morgen jedoch fehlt jede Spur von den dreien. Als ob sie die Stadt verlassen haben – oder aber abgetaucht sind, um eine Schandtat vorzubereiten.«
    Rodraeg fluchte. »Das haben die Haie für dich herausgefunden?«
    Hellas nickte.
    Â»Was ist eigentlich mit Geywans anderen Leuten? Die Bande bestand doch nicht nur aus zwei Mann, oder doch?«
    Â»Laut den Haien nicht. Zu seinen Spitzenzeiten hat Geywan bis zu zehn Jungs um sich geschart. Aber das sind natürlich alles Pfeifen. Anfänger. Windelträger. Kann gut sein, daß er sich bei einer wichtigen Sache nur auf Reidog verläßt.«
    Â»Auf Reidog und auf einen Fremden wie Bestar.« Rodraeg sah zerknirscht drein. »Das gefällt mir überhaupt nicht. Wir haben keine Möglichkeit, nach Geywan Ausschau zu halten. In anderthalb Tagen müssen wir in bezug auf die Wale etwas auf die Beine gestellt haben, sonst werden wir zu hilflosen Zuschauern einer Katastrophe degradiert. Hast du Queckten überreden können, sich für uns im Sturmhaus

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