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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Wand, mit zehn Ringen, eines Finales würdig. Dann warfen sie abwechselnd, jeder zehn Mal. Queckten traf mit den ersten fünf Würfen dreimal genau die Mitte, Hellas mußte sich – die Biere vom Mittagstisch noch im Kopf – ungeheuer anstrengen. Am Ende würden die letzten beiden Würfe die Entscheidung bringen. »Deine guten Messer geben dir einen Vorteil«, maulte Queckten. Hellas wischte sich die schweißigen Hände an der Hose ab. »Und was ist mit der Unterstützung durch deine Bande? Dagegen muß ich ankämpfen.«
    Hellas’ vorletzter Wurf war besser als Quecktens. Er ging in Führung.
    Quecktens letzter Wurf traf genau die Mitte, aber Hellas reichte die Mitte oder der zweitinnerste Ring, um zu gewinnen. Beim drittinnersten Ring würde das Gefecht unentschieden enden.
    Die Haie hielten den Atem an. Der Weißhaarige aus Warchaim wog sein edles Messer in der Hand. War er kaltblütig genug, den Sieg nach Hause zu schaukeln, auch wenn die Jungs ihn durch Husten und Kistenkippeln zu irritieren versuchten?
    Hellas warf – und traf die Linie zwischen dem zweit- und dem drittinnersten Ring. Er hatte gewonnen.
    Queckten ging erstaunlich entspannt mit seiner Niederlage um. Er gab Hellas die zwanzig Taler zurück, die er im Laufe der letzten vierundzwanzig Stunden von ihm gewonnen hatte. Zehn davon drückte Hellas ihm allerdings wieder in die Hand.
    Â»Du hast recht. Meine Messer sind ein bißchen besser als deine. Deshalb bezahle ich euch dafür, daß ihr Geywan für mich aufspürt. Jetzt ab mit euch – je schneller ihr ihn findet, desto besser.«
    Die Haie waren durch die unterschiedlichen Türen, Luken und Wandlöcher nach draußen geschlüpft, noch bevor Hellas sein Geldsäckchen weggesteckt hatte.
    Bestar und Eljazokad streiften durch ganz Wandry, aber Geywan und Reidog waren nirgendwo zu finden. Es war heiß und drückend und roch nach einem erleichternden Regen.
    Â»Den da würde ich anheuern, wenn ich Geywan wäre«, sagte Eljazokad einmal und deutete auf einen vierschrötigen Kerl mit Blumenkohlohren und mehrfach gebrochener Nase. Sie blieben ihm eine Weile auf der Spur, aber dann versackte der Schlägertyp in einer ranzigen Hafentaverne und schlief bald über seinen farblich sortierten Schnäpsen ein.
    Â»Was ist das bloß für eine Stadt?« haderte Bestar angewidert. »Es scheint hier überhaupt keine richtigen Kerle zu geben. Nur Kinder und welche, bei denen selbst der Schließmuskel schlaff ist.«
    Â»Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Wir sind hier an Land. Alle tüchtigen und kräftigen Männer in Wandry und Skerb fahren zur See, als Piraten, als Fischer oder als Schiffsbesatzung. Was übrigbleibt, sehen wir hier.«
    Â»Aber die, die zur See fahren, müssen doch auch mal in die Stadt, oder nicht?«
    Â»Keine Ahnung. Vielleicht finden sie die Stadt genauso ekelhaft wie du und meiden sie, so gut es geht. Komm jetzt, es wird langsam Zeit. Ich zeige dir die Geblendeten. Vielleicht bringt dich das auf andere Gedanken.«
    In der Strandscheune herrschten schon wieder Lärm und Radau. Das Gastspiel hatte eben begonnen. Bestar traute seinen Augen nicht, als er die hüpfenden Jugendlichen sah. Auch erstaunlich viele gutaussehende Mädchen waren dabei. Eljazokad brüllte ihm über den Lärm hinweg ein paar Anweisungen ins Ohr: »Misch dich in die Menge und überprüfe, ob die beiden hier sind.« Bestar nickte und warf sich pflichtbeflissen in den Tumult. Eljazokad blieb im Hintergrund und dachte lächelnd an Ronith, wie sie im Schweiße ihres Angesichts Klänge übereinanderschaufelte, bis so ein Lärm dabei herauskam.
    Nach einer Drittelstunde kämpfte Bestar sich wieder zu Eljazokad durch nach hinten. »Die sind nicht hier.«
    Â»Sicher?«
    Â»Ziemlich. Um ganz sicher zu sein, müßten wir noch hierbleiben.«
    Â»Gefällt es dir hier?«
    Bestars Augen leuchteten. »Ich habe noch nie so viele Verrückte auf einem Haufen gesehen. Einer hat mich angesprungen, da habe ich ihn weggeschubst. Er flog drei Schritte weit durch die Luft, rappelte sich auf und kam strahlend wieder angelaufen, damit ich ihn noch mal schubse.«
    Â»Ja, so ist das. Wir bleiben hier bis zum Ende. Womöglich tauchen Geywan und sein Kumpel ja noch auf.«
    Jubelnd schmiß Bestar sich ins Volk zurück und hüpfte und raufte, tanzte und

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