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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Carlyr über seine dortige Ankunft erhalten. Dennoch hatte die königliche Armee die im Felde Verschollenen noch nicht für tot erklärt, zu rätselhaft und undurchsichtig war wohl, was jenseits der Felsenwüste geschehen war. Im Klartext bedeutete dies: Der Sold ihres Mannes wurde der Ehefrau nicht ausgezahlt. Sie litt Not und wurde von Verwandten und Nachbarn unterstützt.
    Behutsam erkundigte sich Eljazokad, welcher Art das magische Talent ihres Mannes sei. Bewußt benutzte er keine Vergangenheitsform, um die Frau nicht zusätzlich zu verletzen.
    Â»Er … ist… ein Wärmezauberer. Er kann Steine durch Handauflegen so erwärmen, daß sie für Stunden Behaglichkeit abstrahlen. In einem Winterfeldzug ist so jemand natürlich von großem Nutzen für das gesamte Heer. Deshalb haben sie ihn auch gezwungen mitzukommen. Er wollte nicht. Er mag wild aussehen mit seinen Tätowierungen überall am Körper, aber er ist in Wirklichkeit der sanfteste und zärtlichste Mann und Vater, den man sich überhaupt vorstellen kann.«
    Â»Was sind das für Tätowierungen?« fragte Eljazokad interessiert.
    Â»Er nennt es eine Schrift. Eine Schrift in Zeichen und Bildern, die ihm von Geistern diktiert wurden, denen er als junger Mann im Nekerugebirge begegnete.«
    Â»Vielen Dank«, sagte Rodraeg beim Abschied. »Wir hoffen sehr, daß er den Weg nach Hause findet.« Eljazokad drückte der verblüfften Frau die Hälfte seiner zehn Taler in die Hand und sie gingen davon.
    Â»Onjalban hätte ein Motiv, die Königin zu hassen und ihr mit verbotenen Handlungen entgegenzutreten«, mutmaßte Rodraeg.
    Â»Ja. Aber es ergibt keinen Sinn«, widersprach Eljazokad. »Wenn er schon nach Wandry zurückgeht, weshalb sollte er sich dann nicht bei Frau und Kind melden? Außerdem ist das Übertreten des Fängermagiegesetzes nicht wirklich eine Maßnahme, die der Königin schadet. Es würde sie ärgern, zweifelsohne. Aber wirklich schaden würde es nur Wandry, wenn die ganze Sache auffliegt.«
    Â»Es ist zum Verrücktwerden«, haderte Rodraeg. »Jede Tür, die wir hier öffnen, bedeutet den Beginn neuer Spuren und sich verzweigender Pfade. Als ich in Aldava vom Advokaten Hjandegraan ausgebildet wurde, war ich mehrmals dabei, wie er den Schauplatz eines Verbrechens untersuchte und mit allen Beteiligten redete, um sich ein Bild von dem Geschehen zu machen. Aber das waren immer höchstens zehn bis fünfzehn Personen. Hier haben wir es mit einer ganzen Stadt zu tun! Wie soll man eine Stadt verhören, um einen Plan aufzudecken, von dem niemand etwas zu wissen scheint?«
    Â»Man kann nicht anders vorgehen, als wir es tun.«
    Â»Ich habe ununterbrochen das Gefühl, daß wir Dinge übersehen, daß wir ahnungslos an Hinweisen und Wahrheiten vorübergehen, weil wir nicht wissen, wonach wir eigentlich suchen müssen.«
    Â»Vielleicht hat Dasco ja recht. Vielleicht können wir die Wale gar nicht schützen. Wir haben weder die Leute noch die Zeit, noch das Wissen, noch die Macht dazu.«
    Â»Das glaube ich nicht!« sagte Rodraeg bestimmt. »Weshalb sonst hat uns der Kreis hierhergeschickt?«
    Â»Es gibt etwas, das wir auf jeden Fall tun können, selbst wenn wir mit allem anderen versagen.«
    Â»Was?«
    Â»Zeugen sein. Zeugnis ablegen. Den Menschen, die über das Aussterben von Walen nie etwas erfahren würden, die Wahrheit mitten hinein zu tragen in ihre eigensüchtigen Herzen.«
    Der letzte Magier Wandrys hieß Sery Talta. Er war schon hochbetagt, aber ausgesprochen freundlich zu Rodraeg und Eljazokad. Was seine Magie anging, nannte er sich einen Verdreifacher. Über eigene magische Fähigkeiten verfügte er so gut wie gar nicht, doch wenn er sich mit einem anderen Magier zusammentat, konnte er dessen Energie bis zum Dreifachen ihres Ursprungswertes erhöhen.
    Â»Dann kann ich drei Lichtblitze erzeugen statt einen«, sagte Eljazokad lächelnd, in dem Wissen, daß sie das auch nicht weiterbrachte.
    Als sie Sery Talta dann allerdings bei einer Tasse Tee in seiner Stube ihr Leid klagten, daß sie einem Verdacht auf Fängermagie nachgingen und inzwischen nicht mehr wußten, an wen sie sich wenden konnten, lachte Sery Talta auf. »Fängermagie! Ich bin früher selbst zweimal zum königlichen Untersuchungsmagier berufen worden und habe Wandry gründlich durchforstet.

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