Die leuchtende Stadt
»Mir geht’s prima.« Erleichtert berührte Antares seine Hand, bevor sie sich wieder Askelanda widmete.
»Wir stehen tief in Eurer Schuld«, begann Askelanda und beugte sich vor. »Ich danke Euch für die Leben, die Ihr meinem Volk gerettet habt.«
»Ihr schuldet uns nichts. Wir haben gerne geholfen«, brummte Ik, und Bandicut sagte: »Ich finde, L’Kell und Kailan verdienen mindestens ebenso viel Dank wie wir.«
»Ich weiß«, nickte Askelanda. »Aber sie hätten nichts auszurichten vermocht ohne Eure Hilfe – und die Eurer Steine!« Er hielt inne, und einen Moment lang befürchtete Bandicut, das respekteinflößende Neri-Oberhaupt könne um eigene Steine bitten. Askelanda strich sich über das graue Haar, als sei er tief in Gedanken versunken. Dann fuhr er fort: »Doch nun haben wir andere Probleme zu lösen. Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich gerne Eure Meinung dazu erfahren …«
Bandicut senkte den Kopf. Möglicherweise war der Patriarch der Neri zu höflich, um seiner Bitte nach Steinen Ausdruck zu verleihen – möglicherweise war er aber auch einfach zu ängstlich dafür. Vielleicht war das besser so, denn Bandicut konnte ihm keine Tochtersteine mehr anbieten, selbst wenn er das gewollt hätte. »Wenn wir helfen können, tun wir das selbstverständlich. Darf ich fragen, ob Ihr bereits mit dem Festländer gesprochen habt, mit Harding?«
»Der Gefangene hat sich zur Ruhe begeben, wurde mir berichtet«, antwortete Askelanda, ohne auf die eigentliche Frage einzugehen. Sein Blick wirkte eher düster. »Soweit ich weiß, hat er Forderungen gestellt. Wir werden vielleicht mit ihm sprechen, sobald L’Kell und einige der anderen sich zu uns gesellen.«
Bandicut nickte.
Askelanda deutete auf Antares. »Eure Freundin hier beschrieb mir gerade die Fortschritte Eurer Studien über das Ding, das uns erwartet … in den Tiefen. Ich gestehe, dass ich nicht zu entscheiden weiß, wie ich die von ihr gewonnenen Informationen einsetzen soll. Vielleicht ist Eure Freundin bereit, uns zu berichten.«
»Wir halten es für möglich«, erläuterte Antares, »dass der Allesverschlingende – der Todesschlund – kurz vor einem weiteren heftigen Ausbruch steht. Li-Jared und Kailan haben Muster in den Aktivitäten des Todesschlunds ausgemacht und analysiert, welche Muster unmittelbar vor einem Beben auftreten. Anhand dieser Analyse wissen sie, dass es bald geschehen wird. Aber nicht wie bald.«
»Rakch!«, gab Ik seiner Bestürzung Ausdruck. »Habt ihr denn auch irgendetwas darüber herausgefunden, was der Todesschlund überhaupt ist?«
Antares antwortete zuerst mit einem sanften Klicklaut. Dann musste sie zugeben: »Nein. Aber Li-Jared ist sich sicher, dass der Schlund, wenn er aktiv ist, Kanäle in der Raumzeit öffnet, also etwa so funktioniert wie ein …« Sie zögerte.
»… ein Interstellarantrieb?«, wollte Bandicut wissen.
»Genau so«, nickte Antares. »Woher wusstest du das? Hast du bereits mit Li-Jared gesprochen?«
Bandicut schüttelte verneinend den Kopf. »Nein, aber in dem versunkenen Schiff …«
»Ja, richtig! Du hast ja von einer Begegnung berichtet – und Li-Jared konnte nachweisen, dass zur selben Zeit auch der Todesschlund aktiv war!« Antares machte sich nicht die Mühe, ihre Aufregung zu verbergen. »Bitte erzähl uns doch, was passiert ist!«
»Ja, gerne. Aber schließ doch erst einmal deinen Bericht ab!«, drängte Bandicut sie.
Antares strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich habe nicht viel mehr zu berichten – denn, offen gesagt, habe ich nicht viel von der ganzen Sache verstanden. Ich weiß nur eines: Wir dürfen nach Li-Jareds und Kailans Ergebnissen davon ausgehen, dass der Todesschlund irgendwie mit dem gesunkenen Schiff verbunden ist. Ist es denn tatsächlich ein …«
»Ein Raumschiff?«, ergänzte Bandicut ihre Frage. »Ja. Ich hatte eine … persönliche … Begegnung mit … dem Interstellarantrieb des Schiffes. Ich kann von Glück sagen, dass ich da heil rausgekommen bin – zusammen mit Harding.« Nun genoss Bandicut die ungeteilte Aufmerksamkeit der anderen, besonders Askelanda fixierte ihn mit durchdringendem Blick. »Ich weiß allerdings auch nicht genau, wie der Interstellarantrieb und der Todesschlund in Verbindung stehen, kann aber mit Sicherheit sagen, dass der Todesschlund den Absturz des Raumschiffs verursacht hat!« Er schwieg einen Augenblick, dann entschied er sich, ihnen alles zu erzählen. »Und ich bin überzeugt davon, dass das
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