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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Sturm
    Bandicut glitten die Gedanken davon, trieben fort, klärten sich dann genau einen Lidschlag lang, sodass er die Lichtpunkte erkennen konnte, die durch die Luft schossen. Von Li-Jared hinüber zum Festländer. Vom Festländer hinüber zu ihm, Bandicut. Flüssige Edelsteine, die aufspritzten und deren Tropfen vom einen zum anderen sprangen.
    Bandicuts Handgelenke standen in Flammen. Benommen beobachtete er, wie zwei Lichtkugeln, groß wie Murmeln, auf Stecknadelkopfgröße zusammenschrumpften und sich selbst in seine Handgelenke einbetteten, diamantenhell im rechten, schwarzfeurig im linken. Er fühlte sich, als müsse er vor Schmerz ohnmächtig werden, so schwach, so benommen. Er kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Es war auch nicht sosehr der Schmerz, der ihn schwächte, sondern vielmehr die Steine, die ihre Bindung zu ihm wiederherstellten …
    ///Es funktioniert … ///
    »John, bist du …«
    »John Bandicut?«
    Momentan war er gerade mal dazu fähig, Antares’ und Iks Stimmen voneinander zu unterscheiden. Ein lang anhaltender Kälteschauer ließ ihn frösteln, dann hob sich der Nebel und verflüchtigte sich.
    ///Sie haben den Übergang abgeschlossen///,
    raunte das Quarx in Bandicuts Gedanken.
    »Mir geht’s gut«, seufzte Bandicut – nur ein matter Seufzer der Erleichterung. Seine Stimme wollte ihm nicht recht gehorchen, doch wenigstens konnte er reden. Ik hrrrmte befriedigt; Antares drückte Bandicut die Hand, sandte eine Welle der Erleichterung nach der anderen aus; Li-Jared bwangte vor Zufriedenheit und Glück, während seine stahlblauen Augen strahlten wie ein ganzer Lichterbaum. »John Bandicut, John Bandicut, kannst du mich hören kannst du mich hören, kannst du mich verstehen?«, rief er in einem fort.
    Und Bandicut lachte und nickte Li-Jared froh zu, flüsterte Dankesworte und drückte Antares fest die Hand, bevor er sie schließlich losließ. Sein Körper fand allmählich zu seiner alten Kraft zurück. Sein Atem rasselte nicht mehr, seit die Steine sich nach Kräften darum bemühten, seine Körperfunktionen wieder auszubalancieren und seine Atmung zu normalisieren. Nur ein paar Minuten später fühlte er sich wie neugeboren. Er setzte sich auf, straffte sich, hob den Kopf und blickte in die Runde.
    Die anderen hatten ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Festländer gerichtet, kaum dass sie festgestellt hatten, dass Bandicuts Zustand nicht mehr lebensbedrohlich war. Harding dagegen hatte offensichtlich mit dem abrupten Wechsel der Steine zu kämpfen. Er hörte nicht auf, den Kopf zu schütteln, etwa so wie ein Hund, der einen Floh im Ohr hat. Gleichwohl wirkte er nicht wütend oder verärgert. Bandicut wusste (wohl dank seiner eigenen Steine), dass Harding aus freien Stücken dazu bereit gewesen war, seine Steine ihrem ursprünglichen Wirt zurückzugeben, um Platz für etwas Neues zu machen: die Tochtersteine von Li-Jareds Steinen. Und jetzt rang sein Körper damit, die neuen Steine statt der alten zu integrieren.
    »Ich …«, chroff, »weiß … nicht, ob … ich …« Er zuckte heftig und schüttelte erneut den Kopf.
    Ein besorgtes Bwang kam von Li-Jared. »Kannst du denn verstehen, was ich sage? Hörst du meine Worte deutlich genug?« Beunruhigt schwang Li-Jared den Oberkörper mal vor und zurück, mal hin und her, während er den Festländer beobachtete.
    »Ja …«, chrrr, »… ja, ich verstehe dich immer besser. Li-Jared. Ja, ich … kann wirklich langsam alles verstehen.« Harding blinzelte, die konzentrischen Kreise seiner Iriden schienen sich zu drehen. Er rieb sich mit den zangenförmigen Fingern über Wangen und Schläfen. »Ich war sehr …«, chmmm, »… benommen. Aber ich glaube, wir können uns jetzt unterhalten. Ja.«
    »Harding«, hauchte Bandicut, darum ringend, seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen.
    Der Festländer drehte sich um und blickte ihn mit seinen tiefen, dunklen Augen an. Mehrere Herzschläge lang sahen sie einander nur gegenseitig an, bannten den Blick des jeweils anderen mit den eigenen Augen. Dann, zeitgleich, flüsterten sie einander zu: »Danke.«
    »John Bandicut«, meldete L’Kell sich zu Wort. »Ich weiß nicht, ob du uns vorhin verstanden hast. Aber hier in diesem Boot sind Schwimmer, die verzweifelt auf deine Hilfe warten. Sie sterben, John! Meinst du, du könntest …« Seine Stimme verlor sich, so, als habe er gerade erst begriffen, aus welch emotionalem Moment er die beiden soeben gerissen hatte. »Es tut mir Leid, dass ich

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