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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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später schreckte Bandicut aus einem intensiven Traum, in dem sich die Steine in tanzende Besen verwandelt hatten; sie wirbelten große Mengen Staub auf, der sich in riesigen Wolken in der Luft hielt. Die Besen wurden urplötzlich von einer unergründlichen Finsternis verschluckt, nur um überschwappende Wassereimer tragend zurückzukehren, Wasser, in dem er, John Bandicut, zu ertrinken drohte.
    ///Diese Bilder kamen
aus einer Tief verschütteten Erinnerung.///
    /Oh ja./ Bandicut rieb sich die Schläfen, dann die Handgelenke. Da, wo die Steine unter der Haut saßen, fühlte er beruhigt noch immer die kaum merklichen Wölbungen. Dann hörte er Stimmen im Raum nebenan. Wahrscheinlich hatten ihn diese Stimmen geweckt. Ik war nirgendwo zu sehen. /Ich frage mich, wie lange ich wohl geschlafen habe./
    ///Ziemlich lange.
Du warst sehr müde, mein Lieber.///
    /Das kannst du laut sagen! Und wie hast du die Nacht verbracht?/
    ///Mit einem kurzen Nickerchen.
Ich brauche nicht dieselbe Art von Nachtruhe wie du.
Ich habe an meinen Studien
über das Leben von John Bandicut gearbeitet.///
    /Oh. Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht./
    ///Hat es. Was passiert jetzt?///
    Bandicut reckte und streckte sich ausgiebig. /Keine Ahnung. Noch mehr Heilungen vielleicht./
    ///Das hab ich mir auch schon gedacht.
Ich frage mich, worüber sie nebenan gerade reden.///
    /Dann lass uns nachschauen gehen./ Bandicut erhob sich leicht schwankend.
    Er ging hinüber in den Nachbarraum und wurde von Hargel begrüßt, der dort mit drei anderen Neri in der ihnen eigenen Art, miteinander zu diskutieren, auf- und abging. »Corono lässt bestellen, dass die meisten Schwimmer, die du behandelt hast, sich wohl erholen werden«, erzählte er. »Und Kailan und L’Kell haben weitergearbeitet, während Ik und du geschlafen habt.«
    »Das ist gut. Aber hast gesagt ›die meisten‹ werden sich erholen – also nicht alle?«
    Hargels Stimme sank traurig herab. »Wir haben einen der Neri verloren, der mit uns im Frachtboot zurückgekommen ist, und zwei andere in der letzten Nacht. Es wird große Trauer darüber herrschen. Aber es hätte uns viel schlimmer treffen können. Askelanda würde dich gerne sehen, sobald du für ein Treffen bereit bist.«
    »Gerne. Und wo ist Ik?«
    »Er ist immer noch zusammen mit Corono bei den Kranken. Möchtest du zuerst dort vorbeischauen?« Hargel machte eine einladende Handbewegung, ihm zu folgen.
    Als sie Ik fanden, schritt er gerade zwischen den Reihen mit Krankenlagern hindurch wie ein Priester, der unaufhörlich, aber unhörbar Gebete murmelt und Weihwasser über jeden Patienten spritzt. Anstatt jedoch ein Ave Maria dem nächsten folgen zu lassen, hrrrmte und hrachhte er zwischen jedem Atemzug. Es waren nicht wirklich Worte, die er sprach, glaubte jedenfalls Bandicut, sondern einfach nur beruhigendes Gemurmel. Als er Bandicut erblickte, winkte er ihm mit seinen langen Fingern zu, unterbrach seine Patrouille jedoch nicht einmal für einen Augenblick. Bandicut begann, ebenfalls zwischen den Neri entlangzuwandern, berührte hier einen Arm, ergriff da eine Hand und wisperte aufmunternde Worte.
    »So gut ging es ihnen noch nicht, als wir uns letzte Nacht schlafen gelegt haben, oder?«, erkundigte sich Ik, als sie sich bei ihrem Visitengang trafen.
    Bandicut schüttelte den Kopf. »So gut wirklich nicht. L’Kell und Kailan müssen sehr fleißig gewesen sein.«
    »Hrachh!«, bestätigte Ik zufrieden, während er sich umsah.
    »Aber wo sind die beiden? Haben sie sich schlafen gelegt? Und hast du irgendwo Antares oder Li-Jared gesehen?«
    »Kailan und L’Kell gönnen sich in der Tat ein wenig Ruhe und haben sich deswegen zurückgezogen. Li-Jared ist beim Festländer geblieben, soweit ich weiß. Und Antares … sie ist bei Askelanda. Sollen wir uns ihr anschließen?«
    Sie ließen sich von Hargel durch das Labyrinth des Neri-Habitats bis zu dem Kuppelsaal geleiten, von dem aus sie ins Meer geblickt und beobachtet hatten, wie das vom Todesschlund verursachte Beben die Habitatkuppel aus ihrer Verankerung riss. Sie trafen Antares und den höchsten Anführer der Neri auf Kissen auf dem Saalboden sitzend an, vertieft in eine Diskussion darüber, wann die Neri mit der nächsten Eruption des Todesschlundes zu rechnen hätten. Hargel brachte noch mehr Kissen, und Ik, Bandicut, Antares und Askelanda bildeten einen Kreis, während Hargel am Eingang des Saals Posten bezog. Antares warf Bandicut einen fragenden Blick zu, und er flüsterte ihr zu:

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