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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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dich darum bitten muss.«
    Bandicut sehnte sich danach, sich mit Harding auszutauschen. Aber er schluckte seine eigenen Wünsche hinunter und schloss die Augen. /Sind wir schon wieder stark genug? Können wir schon wieder heilen?/
    Das Quarx teilte anscheinend seine unsägliche Erschöpfung und antwortete dennoch:
    ///Wenn’s denn sein muss,
werden wir es schon schaffen, denke ich.///
    Bandicut suchte Iks Blick und gab nickend seine Zustimmung. »Also gut«, sagte er, obwohl seine Kehle sich anfühlte wie Sandpapier, »dann wollen wir mal!«
    Komprimierte Atemluft zischte in die Luftschleuse und brachte Bandicut, Ik und Hargel auf ein anderes Druckniveau. Als Bandicut den Tauchboothangar des Habitats betrat, überschwemmte ihn das unerwartet heftige Gefühl, nach Hause zu kommen. Er rechnete kurz nach und stellte erstaunt fest, dass es erst zwei Tage her war, seit er das Habitat verlassen hatte. Geführt von Hargel durchquerten sie die Stadt der Neri und fanden ihren Weg in das Habitat, in das man die Kranken gebracht hatte. Hargel führte sie nicht zu dem Habitat, in dem Corono normalerweise seine Patienten behandelte – dort wäre für so viele Kranke gar nicht genug Platz gewesen –, sondern zu der großen, weiten Halle der Begegnung, in der sie das erste Mal auf Askelanda getroffen waren. Für einen Augenblick blieben sie im Eingangsbereich der Halle stehen, entsetzt über den Anblick der vielen Neri, die hier überall vor ihnen auf Feldbetten, Polstern oder auf dem bloßen Boden lagen. Im Innern des Schiffswracks war es dunkel gewesen – und bisher hatten sie nie alle Strahlenopfer in einem einzigen Raum versammelt gesehen. Im Wrack hatten sie die Neri in einer Art behelfsmäßiger Erste-Hilfe-Station behandelt, voller Verzweiflung; hier lagen die Kranken zwar eher in einem überfüllten Krankenhauskorridor, doch war die Lage nicht minder verzweifelt als im Wrack.
    »Oh, mein Gott!«, brachte Bandicut leise hervor.
    »Mond und Sterne«, seufzte Ik.
    Hargel hingegen schritt in die Halle hinein und rief laut: »Corono! Die Fremden sind hier! Wo sollen sie beginnen?«
    Der Heiler befand sich auf der anderen Seite der Halle. Als Hargel nach ihm rief, wandten ihnen viele der Neri auf ihren improvisierten Lagern die Gesichter zu. Manche sahen Bandicut und Ik nur mehr mit großen Augen und verschleiertem Blick an. Andere nahmen sie gar nicht mehr wahr. Noch bevor Corono sich zu ihnen aufmachte, war klar, wie die Antwort auf Hargels Frage lauten musste: einfach beginnen, irgendwo, egal wo. Viele Neri hatten sie bisher noch garnicht behandelt, und jenen, denen sie bereits geholfen hatten, ging es größtenteils schon wieder schlechter. Corono zeigte ihnen rasch die dringendsten Fälle. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, begannen sie.
    Wie die Zeit verging, nahm Bandicut gar nicht mehr bewusst wahr, während er seine Arbeit tat. Es hätte ein anderer Tag sein können, ein anderes Jahrhundert, als Kailan und L’Kell zu ihnen kamen. Sie unterbrachen Ik und Bandicut in ihrer Arbeit und baten sie darum, ihnen zu erklären, wie sie ihre eigenen Steine einsetzen konnten, um zu helfen und zu heilen. Bandicut starrte die beiden in erschöpftem Unglauben an, zu müde, um erstaunt zu sein. Wieso war keiner von ihnen zu einem früheren Zeitpunkt auf diese Idee gekommen? Er erklärte den beiden, die Heilung mit den Steinen sei nicht einfach, ohne ein Quarx und ohne Erfahrung mit einem NeuroLink, die ihnen den Anfang hätten erleichtern können. Aber die Not war so groß, und die beiden Neri bestanden darauf zu helfen. Also ließen sie ihre Steine einander berühren, L’Kells Steine die von Bandicut, Kailans Steine die von Ik. Und bald schon arbeiteten die beiden Neri Seite an Seite mit ihren Freunden von den Sternen, um die Kranken des Neri-Volkes zurück auf die Straße des Lebens zu locken.
    Bandicut war sich kaum noch seiner selbst bewusst, als man ihn zu seinem Schlafraum geleitete, ihm etwas zu essen und zu trinken gab. Gleich darauf gesellte sich Ik zu ihm, aber sie waren viel zu müde, um sich noch zu unterhalten. Ik sank in eine tiefe Meditation, und Bandicut legte sich hin, in eine dicke Decke gewickelt. Sein Kopf war voll von den Ereignissen des Tages. Ohne die Hilfe von Char hätte er sich wahrscheinlich noch Stunden unruhig hin und her gewälzt. Aber das Quarx wusste, welche Punkte seines Verstandes und seines Erinnerungsvermögens sie berühren musste, und schnell glitt er in einen bleiernen Schlaf.
    Stunden

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