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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Volk, dem die Neri den Namen Festländer gegeben haben, durch den Absturz auf diese Welt gekommen sind.«
    Er hörte, wie Askelanda scharf Luft holte. Vor Überraschung oder Bestürzung? Askelandas Blick ruhte auf ihm und wirkte unergründlich. »Wir kennen einige Legenden, die …«, setzte der Neri an, doch es fiel ihm sichtlich schwer, seine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Nachdenklich schwieg er, dann traf er allem Anschein nach eine Entscheidung. »Sie sind also nicht Teil unserer Welt?«
    Dieses Mal war es an Bandicut, tief Luft zu holen. »Jetzt schon!« Er erkannte mit Erstaunen, dass sein Wissen über die Festländer weit umfangreicher war als am Vortag. Seine Steine hatten offenbar die kurze Zeit, die sie in Hardings Obhut gewesen waren, fleißig zum Lernen genutzt.
    »Was möchtet Ihr mir damit sagen?«, fragte Askelanda scharf.
    Bandicut hob beschwichtigend die Hände. »Nur, dass die Festländer – oder Astari, wie sie sich selbst nennen – nicht ursprünglich von dieser Welt stammen. Aber dass sie nun seit mehreren Generationen hier leben. Und sie haben keinen anderen Ort, den sie Heimat nennen könnten!«
    »Heimat?!«, ereiferte sich Askelanda. »Sie nennen Heimat, was sie vergiften? Sie vergiften ihre Heimat – und unser Volk!«
    »Ich glaube«, widersprach Bandicut so sanft wie möglich, »dass sie gar nichts von der Vergiftung wissen. Ich glaube, dass ihre Handlungen eher gedankenlos als bösartig gewesen sind. Aber ja, das Raumschiff gehört ihnen. Oder ihren Ahnen.«
    Das altehrwürdige Oberhaupt der Neri starrte Bandicut an. Einige Augenblicke verstrichen, als müsse Askelanda erst noch ergründen, ob das dort vor ihm derselbe John Bandicut war, der die Kranken seines Volkes geheilt hatte. Schließlich sagte er: »Und ihr Schiff ist also verbunden mit unserem großen Allesverschlingenden! Wie sollen wir darauf reagieren? Kontrollieren sie die Verbindung? Lassen sie den Allesverschlingenden weitermachen und uns vernichten?«
    »Sie kontrollieren die Verbindung keineswegs«, entgegnete Bandicut. »Wie könnte das auch sein, denn schließlich ist es der Todesschlund gewesen, der ihre Bruchlandung auf dieser Welt verursacht hat! Sie sind ebenso wie die Neri der Gnade des Schlundes ausgeliefert gewesen … und seinen Beben!«
    »Wie kann das sein? Sie leben doch an Land und in Sicherheit!«
    Antares mischte sich ein. »Lebten nicht auch die Urahnen der Neri auf dem Land und wurden dennoch vom Todesschlund vernichtet?«
    Askelandas Kopf ruckte kaum merklich hoch.
    »Sind die Urahnen der Neri alle tot?«, fragte Ik nach.
    Askelanda stieß einen rau klingenden Seufzer aus. Mit geschlossenen Augen murmelte er etwas vor sich hin, einige Silben nur, deren Bedeutung die Translatorsteine jedoch nicht erfassten. Als er die Stimme erhob, um mit seinen Gästen zu sprechen, klang sie verändert, schien von weit her zu kommen. »Viele Generationen in der Vergangenheit zurück gab es große Erschütterungen – es war noch nicht viel Zeit vergangen, seit der Neri das Meer bevölkerten. Der Meeresboden bebte. Tsunamis rollten über den Ozean. Vulkane brachen aus. Stürme tobten über den Meeresspiegel. Unser Volk konnte sich nur mit Mühe aus dieser Zeit retten; unsere Urahnen aber starben.«
    »Jeder Einzelne von ihnen?«, fragte Ik. In seiner Stimme lagen all die Gefühle, die jemand empfindet, der weiß, wie es ist, wenn eines ganzen Planeten Bewohner für immer verschwinden.
    »Soweit wir es wissen, ja. Expeditionen in Küstennähe fanden keine Überlebenden.« Askelanda zögerte weiterzusprechen. Dann jedoch setzte er schlicht hinzu: »Sie sind fort.«
    »Vernichtet von der Ankunft des Todesschlundes«, stellte Antares fest. Als sie die fragenden Blicke der anderen bemerkte, fuhr sie fort: »Kailan glaubt, die Ursache für die Naturkatastrophen zu kennen: die Ankunft des Todesschlundes aus dem Weltall. Er verursacht immer noch Katastrophen – aber keine, die sich mit denen vergleichen ließen, die er bei seiner Ankunft ausgelöst hat.«
    In diesem Moment erinnerte Bandicut sich plötzlich an etwas, das sein Unterbewusstsein die ganze Zeit über schon gekitzelt hatte. »Habe ich das richtig verstanden: Der Todesschlund kam unmittelbar, nachdem die Neri das Meer besiedelten, hier auf dieser Welt an? Ja? Askelanda, glaubt Euer Volk vielleicht, dass der Todesschlund nur deswegen auf diesem Planeten ist, weil ihr Neri es wagtet, das Land zu verlassen und das Meer zu besiedeln?«
    Askelandas

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