Die leuchtende Stadt
Mächten, die er nicht benennen konnte und die er nicht verstand. Freund wunderbarer Fremder. Bandicut war sich nicht einmal sicher, ob er das hätte wieder aufgeben wollen. Nur einen Herzschlag später allerdings wanderten seine Gedanken zurück zu Julie Stone, und ein ganz neuer Schmerz bemächtigte sich seiner …
Julie, Julie …
Sein Blick verschwamm, und seine Gedanken gerieten heillos durcheinander – und plötzlich stand Antares an seiner Seite. Sie hätte ihn beinahe zu Tode erschreckt. Sofort spürte er ihre Sorge: »John Bandicut, geht es dir gut?« Sie kam näher auf ihn zu, noch während er murmelte: »Ja, doch, mir geht’s gut«, und sie mit einer einladenden Handbewegung aufforderte, sich zu ihm zu setzen.
Sie hockte sich neben ihn, blickte wie er hinauf zu den Monden und den Sternen, und sofort fühlte er sich besser. Sie rückte ein wenig von ihm ab, doch ihre Schultern berührten sich immer noch, kameradschaftlich. Sie sprachen kaum. Bandicut empfing ihre Gefühle: Wärme, Einsamkeit, Unsicherheit – nichts, was er nicht auch selbst empfand. Schließlich berührte Antares seine Hand zum Abschied und kehrte in die Habitatkuppel zurück, während er noch länger auf der Plattform verweilte. Bandicut zitterte in der kalten Seeluft, wollte jedoch seine erste Nacht unter den Sternen, die er seit Ankunft auf diesem Planeten hatte, noch ein wenig genießen.
Viel später in dieser Nacht kroch er zitternd zurück unter seine Decke und lauschte den regelmäßigen Atemzügen von Antares und S’Cali: Sie schienen fest zu schlafen.
Der Morgen dämmerte grau und kalt herauf. Bandicut konnte das selbst hier unterhalb des Meeresspiegels spüren. Als er sich nach oben auf die Plattform der Habitatkuppel begab, fand er dort schon Antares vor, die aufmerksam Himmel und Meer betrachtete. Der Wellengang war deutlich stärker als letzte Nacht. Antares’ Begrüßung fiel höchst nüchtern aus: »S’Cali hat die Meldung erhalten, ein Astari-Schiff habe unter Umständen Kurs auf die Lichtfelder gesetzt, also müssen wir jetzt Acht geben. Er möchte, dass wir bald mit dem Tauchboot abtauchen.«
Bandicut nickte, bedrückt von dieser Aussicht. Er schaute kurz zu den rasch und niedrig über den Himmel ziehenden Schichtwolken hoch, die die Welt grau erscheinen ließen, und dachte: Bitte, lass uns noch einen letzten herrlichen Blick auf die Sonne werfen, bevor wir wieder hinunter müssen!
S’Cali rief vom Luk aus: »Wir müssen jetzt ablegen! L’Kells Tauchboot hat das Bergungsgebiet fast erreicht. Sie haben die Dekompression schneller als erwartet durchführen können. Sie wollen, dass wir uns mit ihnen treffen.«
Bandicut drehte sich für einen letzten Blick um. Für einen Augenblick drifteten die Wolken auseinander und entblößten einen schmalen Streifen blauen, sonnendurchfluteten Himmels; ein breiter Sonnenstrahl fiel schräg über die Wasser des Ozeans. Bandicut hauchte einen stillen Dank und folgte Antares die Leiter ins Innere des Habitats hinunter.
S’Cali war damit beschäftigt, die Versorgungsleitungen des Tauchboots abzukoppeln und das Habitat wieder in die ihm gemäße Ordnung zu bringen. Bandicut und Antares gingen ihm dabei zur Hand und beobachteten, wie er die Schalttafeln der Umweltkontrollen des Habitats bediente. Ein Strom von Luftbläschen stieg an den Seiten der Habitatkuppel auf, und kaum eine Minute später begann die Kuppel zu sinken. Bandicut und Antares schauten hoch, sahen den Meeresspiegel langsam verschwinden, bis etwa das obere Ausstiegsluk zwanzig Meter unter der Meeresoberfläche lag. Dann gingen sie an Bord des Tauchbootes.
Als sie immer weiter in die Tiefe tauchten, schienen die Sonnenkollektorfelder immer höher hinaufzudriften wie ein einziger riesiger, sich im Wind ausbreitender Fallschirm. Bald machten sie Fahrt auf einem Kurs, auf dem sie weder den Meeresspiegel noch den Meeresboden sahen, sondern nichts als blaues Wasser. S’Cali steuerte das Boot mit einer Mischung aus Neri-Instinkt und Instrumentenkontrolle. Bandicut machte sich Gedanken über die Konfrontation, die ihnen wohl bald schon bevorstand, und fand Ruhe in Antares’ Gegenwart – Letzteres nicht ohne Bedauern.
///Du wirst mir doch sicher, sobald Zeit ist,
deine widerstreitenden Gefühle erklären,
nicht wahr?///
Das Quarx sprach mit so viel Ernst, dass es Bandicut erstaunte. Charlene verlor kein Wort darüber, wie sie sich fühlte, zeigte ihm aber ihre Verwirrung über die intensiven Gefühle, die
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