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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Kälte auf. Bandicut konnte jetzt erkennen, dass das Schamhaar auf ihrem Bauch eine Vertiefung bedeckte, dort, wo beim Menschen der Bauchnabel sitzt.
    ///Interessant.///
    /Findest du?/
    ///Du findest, das doch auch!///
    Darauf gab Bandicut keine Antwort. Er spürte, dass das Wasser auf seiner Haut fast getrocknet war; offensichtlich ging es Antares nicht anders, denn sie nahm ihre Kleidung und begann, sich anzuziehen. Nachdem sie sich beide angekleidet hatten, standen sie wieder gemeinsam an der Reling und blickten über das Meer.
    »Erzähl mir, was du denkst, John«, bat Antares ihn, nachdem ein paar Minuten verstrichen waren.
    »Hmm?«, machte er, dachte aber: Im Leben nicht! Nicht jetzt jedenfalls. Er räusperte sich. »Denken … in welcher Beziehung?«
    Sie blickte ihm ernst ins Gesicht. »In jeder Beziehung. Bandie, so viel ist in so kurzer Zeit passiert – mal hat es uns hierhin, mal dorthin verschlagen –, und ich hatte wirklich noch keine Zeit, meine neuen Freunde richtig kennen zu lernen, mit denen ich mich zwar tief verbunden fühle, aber über die ich kaum etwas weiß. Ich meine nicht etwa die Neri; ich meine vor allem dich.«
    Bandicut atmete langsam und vorsichtig aus und nickte.
    ///Was genau meint sie damit?///
    /Ich habe nicht die geringste Ahnung! Ich bin mir fast sicher, sie selbst weiß es auch nicht. Sie versucht einfach, ihre Gefühle zu sortieren./
    ///Nicht anders also als du.///
    /Genau. Nicht anders als ich./
    »John?« Antares gab einen tiefen zischelnden Laut von sich: ein Lachen, oder vielleicht ein Kichern? »Du scheinst nicht bei dir gewesen zu sein, für einen Augenblick jedenfalls.«
    »Ach, mein Idiotengesicht!«
    »Aahh?«
    Er kicherte, fast schon wehmütig. »Es passiert immer, wenn ich mit Charlie spreche und vergesse, darauf zu achten, was für ein Gesicht ich mache. Ich wünschte, ich hätte das besser unter Kontrolle!«
    Antares ließ ihren Blick über das Meer schweifen, bevor sie sich wieder Bandicut zuwandte. »John, du hast mich vor kurzem schon mal gefragt, ob ich etwas dagegen hätte, unsere Steine miteinander zu vereinigen. Damit wir uns besser verstehen. Ich glaube, es würde mir gefallen, vorausgesetzt, du willst es immer noch.«
    Er hatte ein komisches Gefühl in der Magengrube, doch dann umspielte plötzlich ein Lächeln seinen Mund. »Und ich glaube«, begann er, »es wäre eine gute Idee, wenn wir uns näher kennen lernen würden!«
    Es war kalt in der frischen Meeresbrise, und nirgends gab es einen Platz, wo sie sich bequem hätten niederlassen können. Aber beide dachten nicht eine Sekunde daran, sich vom weiten Himmel über ihnen zu trennen. Antares war in die Habitatkuppel hinuntergeklettert und mit einigen Kissen zurückgekehrt. An das Luk gelehnt, saßen sie auf dem Boden der Plattform zusammen, den Blick aufs offene Meer gerichtet. Die Kälte, die sie empfanden, und die unbequeme Sitzposition waren sofort vergessen, als der Himmel sich mit Farben schmückte – Sonnenuntergang über dem Meer: Die Wolken leuchteten in satten Orange- und Rottönen, dann schimmerten sie grün, bevor alle Farben zu Dämmerlicht zusammenflossen. Erste vereinzelte Sterne durchstachen den Himmel über Bandicuts und Antares’ Köpfen. Beim Anblick der Sterne schlug Bandicuts Herz schneller, und er fragte sich, welcher von diesen Sternen seine Sonne war, die Sonne der Erde.
    Antares’ Hand berührte die seine. Ein fragendes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
    »Wann immer du so weit bist«, meinte er leise.
    Antares öffnete den Kragen ihres Jumpsuits. Die beiden Steine leuchteten in ihrer Kehlgrube – der eine weiß, der andere in glitzerndem, pulsierendem Rot. »Wir bringen unsere Steine zusammen, so kann man das, was wir tun, doch nennen, oder?«
    Er nickte und hob die Arme. Antares nahm seine Hände in ihre und führte sie an ihre Kehle. Ungeschickt versuchten beide, Mensch und Thespi, sich so zueinander zu setzen, dass sie beide eine relativ bequeme Haltung einnehmen konnten. Sie probierten eine Weile herum. Schließlich legte Bandicut die Handkanten auf Antares’ Schultern, und Antares drückte Bandicuts Handgelenke sanft gegen ihre Kehle.
    Bandicut spürte bereits, wie sich die Steine vereinigten, fühlte die Aura der Thespi-Persönlichkeit gegen seine branden. Tief verborgen in Bandicuts Verstand, (doch nicht zu tief) beobachtete das Quarx die Verbindung zwischen Mensch und Thespi mit großem Interesse. Um Bandicut und Antares herum versank die Außenwelt in

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