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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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hoffnungsfroh aufzuatmen.
    »Aber ich muss wissen«, fuhr Morado jetzt fort, »was genau ihr für euren Versuch, die Eruptionen zu beenden, benötigt. Die Steine wissen einiges darüber, aber nicht alles. Sollten wir diese Eruption hier überstehen, ist es durchaus möglich, euch die benötigten Materialien zu liefern, ohne dass dafür wertvolles Gerät im Raumschiff zerstört werden muss. Und ich möchte euch um euer Wort bitten, dass eure Versuche, dieses Ding dort unten zu zähmen, nicht die Sicherheit meines Volkes gefährden.« Morado wandte sich dem Meer zu und betrachtete das pulsierende Licht aus der Tiefe. »Aber wenn ihr wirklich einen Weg findet, dieses schreckliche Ding da unten unter Kontrolle zu bringen, dann finden wir mit Sicherheit auch einen Weg, unsere beiden Völker zur friedlichen Zusammenarbeit zu bewegen.«
     

30
Wieder vereint
    Als L’Kell sein Tauchboot wieder in die Tiefe steuerte, ließ das Licht, das alle außer den Neri unter freiem Himmel genossen hatten, immer mehr nach, bis tiefe Dunkelheit sie umhüllte. Bandicut und seine Gefährten blieben schweigsam; schweigsamer noch als sie war allerdings L’Kell. Vermutlich machte er sich Sorgen wegen S’Cali und Jontil, die im Bergungsgebiet mit den im Wrack zurückgebliebenen Neri Kontakt aufnehmen sollten – dieses Mal mit Hilfe der Astari. Doch Bandicut war sich ziemlich sicher, dass L’Kell vor allem die Folgen seiner Verbindung mit Morado verarbeiten musste, die er mit ihm eingegangen war. Unmittelbar bevor L’Kell und seine Begleiter in die Tauchboote gestiegen waren, hatte L’Kell sich mit Morado ausgetauscht, mit flackernden und flammenden Steinen, zwar nur kurz, dafür jedoch umso intensiver.
    L’Kell murmelte etwas, das Bandicut nicht mitbekam, daher bat er den Neri, zu wiederholen, was er gesagt habe. »Ich sagte, ich hoffe, dass unsere Städte eines Tages wieder zur Sonne hinaufsteigen«, sagte der Neri, während er die Frontscheinwerfer des Tauchbootes justierte.
    »Hä?«
    L’Kell sah ihn plötzlich an, als führten sie eine zwanglose mitternächtliche Unterredung unter einer der hohen Kuppeln der Neri-Stadt. Bei all der Verantwortung, die auf L’Kells Schultern lastete, konnte es gut sein, dass ein zwangloses Gespräch dem Neri helfen würde. »Teile unserer Stadt stiegen in früheren Zeiten an langen Ankerketten hinauf, dem Meeresspiegel und der Sonne entgegen, bevor sie wieder in die Tiefe des Ozeans sanken – sie stiegen viel höher, als sie das heute tun. Früher sah unser Volk hin und wieder das Sonnenlicht und war auch nicht so ängstlich, wenn es an die Oberfläche kam. Wir haben damals auch mehr vom Fischreichtum dieser Wasserregionen profitiert.«
    »Ist das schon lange her? Was ist passiert?«
    »Ja, das war noch vor meiner Zeit. Unser Volk wurde den Festländern gegenüber misstrauisch – wir wurden misstrauisch und bekamen Angst, und zwar lange vor dem eigentlichen Konflikt mit den Astari.« Verlegen schaute L’Kell zur Seite; sein Blick wanderte zwischen Bandicut und der vorbeiziehenden Ozeanwelt draußen vor der Sichtkanzel hin und her. »Wir bemühten uns immer mehr, uns vor den Festländern, ich meine den Astari, zu verbergen, sie nichts von uns wissen zu lassen. Ich glaube, wir fühlten uns nahe am Grund des Ozeans sicherer, besser aufgehoben – vielleicht hat es auch etwas mit der Nähe zur Fabrik zu tun.«
    »Auch als die Fabrik nicht mehr richtig funktionierte?«
    L’Kell antwortete nicht sofort. Als er schließlich weitersprach, wollte er offenbar lieber über ein anderes Thema reden. »Du weißt, dass wir Neri ein Teil des Ozeans sind und der Ozean ein Teil von uns. Das gilt nicht nur für unser Leben. Auch wenn wir sterben, kehren unsere Seelen ins Meer zurück – werden mit der See wiedervereinigt und auf ewig ein Teil der See.« Er hielt inne und nahm ein paar minimale Kursabweichungen vor. »Mir scheint, dass je größer die Gefahr wurde, je mehr unsere Verzweiflung wuchs, desto näher wollten wir der See sein – ja, desto mehr wollten wir Teil der See sein. Ich vermute, je tiefer wir unsere Städte hinabsinken ließen, desto stärker fühlten wir uns mit unserem …« – Krrrlll – »… verbunden, unserem …« – die Steine hatten anscheinend Schwierigkeiten, dieses Wort zu übertragen. L’Kell versuchte ein anderes. Erst hörte Bandicut »Khhresst«, dann: »… mit unserem Gott. Die Fabrik war gar nicht mal der Hauptgrund. Denn das alles passierte, bevor die

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