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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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auf etwas vorbereiteten. Ik hatte das untrügliche Gefühl, in den Ereignissen, die nun folgen würden, eine tragende Rolle zu spielen.
    Durch die sich verlagernden Lichtstrahlen und die Vorhänge aus Licht erkannte er links der Sphäre hin und wieder die Schluchtwand, an der sich das schmale Silberband von der Fabrik immer noch in den Tiefseegraben hinabschlängelte. Gelegentlich entdeckte er kleine Lebewesen, die sich an der Grabenwand entlang bewegten: Fische, die in Iks Blickfeld und wieder hinausschossen; gallertartige, gläserne Geschöpfe, die im Wasser schwebten, plötzlich in der Dunkelheit aufblitzten wie Edelsteine und ebenso plötzlich wieder verschwanden. Wie lauter kleine Voyeure kamen sie ihm vor, diese Wesen, die auf ihn und seine Mission einen neugierigen Blick werfen wollten.
    Meine Mission?, dachte er unvermittelt, selbst über den Gedanken verblüfft. Worin bestand eigentlich seine Mission – oder John Bandicuts oder Li-Jareds Mission? Sie waren aus dem Weltenschiff hierher geschickt worden, mit Sicherheit von jemandem, der gewusst hatte, dass es hier eine Krise gab, bei der interveniert werden musste. Doch zu welchem Zweck?
    Für den Moment entschied Ik, dass ihn die Antwort auf diese Frage nicht sonderlich interessierte, jedenfalls nicht, solange er sein unmittelbares Ziel vor Augen hatte: alles in ihrer Macht stehende zu tun, um L’Kells Volk – und die Astari – vor dem Untergang zu bewahren. Und um dann vielleicht zu erfahren, was sonst noch auf dem Spiel stand.
    Könnte vielleicht auch nur einer von ihnen diese Mission bewältigen, in Alleingang?
    Die Antwort darauf war eindeutig. Ik hockte auf dem Boden, und die Steine in seinen Schläfen pochten.
    Die Zeit schien fast stillzustehen, bewegte sich allenfalls in langsamen, sprunghaften Wellen, während sie hinabsanken. Bandicut starrte auf die Wand, vor der sie in die Tiefe glitten, starrte so lange immer nur zu dieser Seite hinaus, bis er es nicht mehr aushielt. Danach sah er auf der anderen Seite hinunter in die von Blitzen erhellte Dunkelheit. Sein Blick verharrte an der dunklen Silhouette von L’Kells Tauchboot unter ihnen: Mal war es fast unsichtbar, dann ein dunkler Umriss gegen die gespenstischen Lichtstrahlen, die der Todesschlund aus der Tiefe nach oben schickte. Bandicuts Nackenhaare sträubten sich und erinnerten ihn daran, dass jeder Augenblick, den die Sphäre dem wachsenden Druck der Tiefe standhielt, ein Wunder war.
    Das Meer ringsum begann hörbar zu grollen.
    Ganz bestimmt waren sie fast schon unten angekommen. Ganz bestimmt.
    Es war wie ein Leuchtfeuer in der Nacht, eine Fusionsexplosion. Bandicut kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, auf diese Weise besser sehen zu können. Ein Licht, das die Form eines Diamanten hatte, erblühte zu einem Strahlenkranz. Und in seinem Kern, in seinem Herzen war eine nie gekannte Dunkelheit, eine Dunkelheit, die mit Myriaden von Lichtpunkten gefüllt war, Splittern aus Helligkeit, die pulsierten, hell aufstrahlten, um dann wieder an Leuchtkraft zu verlieren. Das silbrige Band der Fabrik, das in die Dunkelheit des Grabens getaucht war, glich nun lebendigem Feuer. Was geschah da nur? Bandicut war gerade erst dabei, sich erste Fragen zu stellen, als ein seltsamer und machtvoller Aufschrei um ihn herum zu vibrieren begann, seine Gedankenwelt erschütterte wie der Schrei eines verschreckten wilden Tieres – oder der Kurzschluss einer Maschine, der in einem Lichtbogen übersprang in seinen Verstand und unbedingt verlangte verlangte verlangte, dass er in Ordnung bringe, was falsch sei, und überprüfe überprüfe überprüfe … Die Roboter riefen ihm lautstark etwas zu – war es Napoleon? – er konnte es einfach nicht herausfinden, aber die Stimme rief: »John Bandicut, John Bandicut …«
    Und endlich war er fähig, seine Gedanken zu sammeln, und zu antworten; seine Stimme war ganz heiser und bei all dem ohrenbetäubenden Lärm sicherlich kaum zu hören; vielleicht aber war der Lärm auch nur in seinem Kopf, und nicht in der Sphäre. »Ja, ich bin hier, Nappi, ich bin hier.«
    »Wir haben Kontakt, Kontakt …«
    »Das ist gut …«
    »Die Antenne und das Interface funktionieren …«, der silbrige Seestern in Napoleons Hand flackerte auf, »… aber wir haben keine Übersetzung, verstehen nichts. Das Signal bringt unsere Analyseprogramme durcheinander. Ich kann nicht einmal bestimmen, was für eine Art von Signal wir erhalten.«
    »Übersetzung … was wir brauchen, ist

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