Die leuchtende Stadt
von der mürrischen Antwort des Quarx verletzt. / … Es waren eigentlich nicht die Steine, die mich geheilt haben. Du warst es – die Charlies vor dir. Ich glaube, sie mussten erst meine Physiologie studieren … /
///Tja, ich weiß einen Scheißdreck
über Neri-Physiologie.
Werd dann wohl Nein sagen müssen!///
Bandicut atmete aus und nickte. Zu L’Kell und Askelanda sagte er: »Ich glaube nicht. Jedenfalls nicht, ohne mehr über euch zu erfahren. Vielleicht, wenn wir wüssten, was euren Freunden zugestoßen ist.«
Mit erhobener Hand hieß Askelanda ihn schweigen. »Wir müssen noch viel herausfinden, wir alle. Aber dazu ist jetzt keine Zeit, wir müssen uns um unsere Leute kümmern. Vielleicht haben wir später Zeit für Fragen.« Er wandte sich L’Kell zu. »Bringt sie ins –« rrrzzz.
Das letzte Wort, das er aussprach, überlastete die Translatorsteine. Aber Bandicut glaubte, eine recht gute Vorstellung davon zu haben, was dieses Wort bedeutete. »Bist du jemals in einem Gefängnis gewesen, Ik?«, flüsterte er.
»Hrachh«, antwortete der Hraachee’aner, und mehr sagte er dazu nicht.
5
Tiefseegefängnis
Sie wurden von L’Kell getrennt und von drei schweigsamen Wächtern aus dem Saal geführt. Einer der Wächter ging voran, die anderen beiden folgten ihnen. Sie betraten eine durchsichtige Verbindungsröhre, die horizontal in ein anderes Habitat führte. Die Röhre vermittelte ihnen das Gefühl, einen Unterwasserspaziergang zu machen, umgeben von der düsteren Tiefsee, in der sich gelegentlich Lichter oder Fische bewegten. Bandicut sah nach oben – keine Spur von Licht, nur schwarzer Ozean. Er unterdrückte einen Schauder und fragte sich, ob es auf dieser Seite des Planeten wohl gerade Nacht oder Tag war.
Das nächste ›Habitat‹ erwies sich als kürbisförmiges Gebäude, von dem aus mehrere Gänge fortführten – offenbar diente es vornehmlich als Verbindungsglied zwischen mehreren anderen Habitatkuppeln. Der vorausgehende Wächter berührte einen Punkt an der Wand, und sie öffnete sich zu einer schmalen Röhre, die abwärts führte. Die Röhre war nicht weit einzusehen, da sie nach einigen Metern eine Rechtsbiegung machte. Sie fiel steil ab und war gewellt wie eine Kinderrutsche. Auf keinen Fall könnten Bandicut und Ik in ihr gehen – oder auch nur kriechen –, ohne ins Rutschen zu geraten, das sie nicht mehr würden kontrollieren können. Der Wächter deutete in die Röhre. »Rein da!«, befahl er, wobei er mit seiner Harpune fuchtelte.
Bandicut sah Ik an und zuckte die Achseln. Vorsichtig setzte er sich auf die Schwelle der Röhre. Sie knackte, als sie sich unter seinem Gewicht durchbog, ein tiefer Ton – wie von einem Daumen, der fest gegen das Resonanzfell einer Basstrommel schlug. Bandicut atmete tief durch. Dann stieß er sich ab und glitt mit den Füßen voran ins Ungewisse. Er spürte die Luft an sich vorbeirauschen; in der Rechtsbiegung prallte er leicht gegen die Wand, dann wurde die Röhre ein wenig ebener. Vor sich spürte er eine Barriere. Einen Augenblick später stießen seine Füße dagegen und ploppten hindurch. Die Barriere glitt über seinen Körper und sein Gesicht wie ein Nylonstoff, der über seine Haut fegte.
Dann spürte er einen starken Druck auf den Ohren und wackelte ächzend mit dem Kiefer. Er war soeben ein Gefälle hinabgerutscht und befand sich folglich nun tiefer im Meer, was zwangsläufig höheren Druck bedeutete. Zudem lag er rücklings flach am Boden einer Habitatkuppel, die nur wenige Meter durchmaß. Lichter brannten ringsum in der Dunkelheit, und allmählich wurde ihm bewusst, dass die Kuppel durchsichtig war und es sich bei den Lichtern um die Lichter der Unterwasserstadt handelte. Er setzte sich auf und sah sich um. Kam Ik ihm nach?
Hinter ihm, in der gekrümmten Wand, zeigte eine durchscheinende Verschlussmembran an, wo die Röhre an der Kuppel ansaß. Durch diese Wand hindurch sah er die Außenwand der Röhre, die sich nach oben wand und im dunklen Wasser verschwand. Zudem erkannte er einen Schatten, der schnell durch die Röhre flitzte. Bandicut rutschte rasch beiseite – und kurz darauf schoss Ik durch die durchsichtige Membran und landete neben ihm auf dem Boden.
»Ik, alles in Ordnung mit dir?«
Der Hraachee’aner antwortete nicht sofort. Als er sich aufsetzte, murmelte er: »Hrachh, schau dir das an! Es scheint, als wären wir in einem …« – schnarr – , »… Goldfischglas gefangen! Oder nicht?«
Bandicut stöhnte.
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