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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Er sah nach oben, um zu ergründen, ob ihnen vielleicht jemand in die Kuppel folgte. Was er sah, entlockte ihm einen Fluch. Ein Kräuseln durchlief die Verschlussmembran; dann löste sich die Röhre von der Habitatkuppel und wurde nach oben gezogen, fort von ihrer Gefängniszelle. »Tja, ich glaube, wir können uns jeden Gedanken an Flucht aus dem Kopf schlagen.«
    »Aarrr?« Ik folgte Bandicuts Blick. »Aarrr!«
    Sie rappelten sich auf und untersuchten die Kuppel von oben bis unten. Sie waren von der Stadt völlig isoliert. Die Habitatkuppel war mit einem Kabel oder Tau am Meeresgrund befestigt. Rund um den Befestigungspunkt sah Bandicut einige Objekte, bei denen es sich vermutlich um Ballast handelte. Die Kuppel besaß also definitiv Auftrieb, und wenn er und Ik in ihr herumliefen, schwankte und wippte sie leicht. Das Befestigungskabel war durch den Boden zu sehen und verschwand unter ihnen im trüben Wasser. Bandicut konnte allerdings nicht erkennen, woran es befestigt war; während er am Kabel entlang bis zu dem abfallenden Meeresgrund hinabblickte, überkam ihn Schwindel und seine Klaustrophobie. Er schloss die Augen und wartete, bis es ihm wieder besser ging.
    Ik stützte ihn mit einer Hand ab. »Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Mir geht’s gut. Hätte nur nicht da runtergucken sollen. Wirkt dieses Kabel da – oder was es auch ist – auf dich auch so schrecklich … dünn?«
    Ik schaute hinab, scheinbar unbeeindruckt von den Tiefen unter sich. »Kann sein«, meinte er. Als er wieder aufsah, glitzerten seine Augen. »Aber sieh es mal so: Wenn es reißt, steigen wir schnell zur Oberfläche auf. Wir werden die Sonne sehen. Herausfinden, welche Farbe der Himmel hier hat.«
    »Ja«, stöhnte Bandicut, der sich vorstellte, wie die Kuppel zur Oberfläche schoss. »Bumm!«, meinte er dann und veranschaulichte Ik mit einer Geste die Explosion, die zweifellos auf Grund der rasend schnellen Dekomprimierung folgen würde.
    »Bumm«, wiederholte Ik und lachte zischend. Er nahm den für ihn typischen Lotussitz ein, seine Ruhehaltung, und fügte hinzu: »Ich nehme an, es wäre besser, wenn wir nicht auftauchen würden.«
    »Wäre besser«, stimmte Bandicut ihm zu.
    »Denk langfristig, John Bandicut! Denk langfristig!« Trotz aller Umstände wirkte Iks Stimme irgendwie beruhigend.
    Ik machte die Dunkelheit im tiefen Ozean nicht sonderlich viel aus. Was ihm hingegen zu schaffen machte, war das fortwährende Knarren und Ächzen der zerbrechlich wirkenden Unterwassergebäude. Zwar litt er nicht unter Klaustrophobie, war sich aber des zermalmenden Wasserdrucks ringsum stets ebenso bewusst wie der dicken Luft mit ihrem starken metallischorganischen Geruch; mit jedem Knarren wuchs das Gefühl der Anspannung in seiner Brust, und ihm wurde immer klarer, wie gefährlich das Leben in solchen Tiefen war.
    Um sich abzulenken (aber nicht nur deswegen), begann er, sämtliche Lichter, die er von ihrer Kuppel aus sehen konnte, systematisch zu studieren. Seiner Meinung nach war es immer hilfreich, Wissen zu sammeln – überall, jederzeit, aber besonders in einer seltsamen Umgebung wie dieser. Stück für Stück malte er in seinem Geist eine Karte des Teils der Unterwasserstadt, den er erkennen konnte. Es gab gerade genug Lichtquellen an verschiedenen Stellen, dass er einzelne Gruppen von miteinander verbundenen Kuppeln sehen konnte, und vielleicht ein Dutzend weiterer, die isoliert in den Fluten schwebten. Wenn er am Rand eines der näher gelegenen Habitate vorbeischaute, erkannte er gerade noch das künstliche Riff, an dem sie auf ihrer Hinfahrt vorbeigekommen waren. Zweimal erblickte er kleine Tauchboote, die demjenigen glichen, in dem sie hergelangt waren, aber am häufigsten sah er einzelne Neri zwischen den Habitaten schwimmen. Ik beneidete sie darum, dass sie so gut an diese Umgebung angepasst waren und sich mühelos sowohl durch Luft als auch durch Wasser bewegen konnten.
    Ob er sie wohl noch immer beneiden würde, sobald er wusste, was auf dieser Welt nicht stimmte? Eben erst hatte er die schrecklich verletzten oder kranken Neri gesehen, die in die Stadt gebracht worden waren. Aber von woher hatte man sie in die Stadt gebracht? Und warum waren sie so schwer verletzt? Er zweifelte nicht daran, dass etwas Ernstes vor sich ging. Wieso sonst hätte man sie vom Weltenschiff durch die Galaxis auf diesen Planeten schicken sollen? Vermutlich hatten die Herren von Schiffwelt Vorkehrungen getroffen, damit er und seine Gefährten sich

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