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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Gespräch einzumischen. »Lebt Ihr alle«, fragte Antares äußerst bedachtsam, »im Meer? Seid Ihr eine Anführerin Eures Volks?«
    Kailan gab wieder einen raschelnden Laut von sich. Eine der anderen Neri-Frauen sagte etwas, und Kailan antwortete in einer Sprache, die Antares nicht verstand. »Wir«, sagte sie, »leben im Meer – aber es gibt noch andere auf dieser Welt, die nicht im Meer leben. Was mich betrifft, so nennt man mich die Obliq. Die Hüterin. Ich bin keine Anführerin, nicht in diesem Sinne. Aber ich helfe unserem Anführer mit dem Wissen und der Weisheit vieler Generationen.« Die Neri schien vor sich hinzukichern – ein humorloses Kichern, wie Antares spürte. »Manchmal denken sie daran, mich zu fragen, manchmal aber vergessen sie es.«
    Das kenne ich ebenfalls gut als männliches Verhalten, dachte Antares, die flüchtig an ihre Heimatwelt zurückdachte.
    »Die Aufgabe der Obliq«, fuhr Kailan fort, »besteht darin, sich selbst und andere zu erinnern.« Sie berührte die Steine in ihren Kopfseiten. »Ich muss vieles Neue verstehen, unter anderem auch, welche Funktion diese …«, qualay, »… Steine hier haben.« Ihr Blick wanderte zu Li-Jared, dann wieder zu Antares. »Aber ich glaube, dass der junge Wächter, der Euch hergebracht hat, eine weise Entscheidung getroffen hat. Denn ich muss versuchen, Euch zu verstehen.«
    »Wir werden alles, was in unserer Macht steht, tun, um Euch dabei zu helfen«, versprach Antares. »Darf ich fragen, was aus unseren Freunden geworden ist? Wir wurden von ihnen getrennt, und wir haben nichts mehr von ihnen gehört.«
    Kailan drehte sich um und sagte etwas in die Schatten hinter sich. Eine weitere Neri-Frau trat vor und wechselte einige Worte mit Kailan; dann verschwand sie wieder durch die Vorhänge. Kailan drehte sich zu Antares um. »Meine Assistentin, Elbeth, wird sich nach Euren Freunden erkundigen.«
    »Danke sehr.«
    »Bestimmt wollt Ihr noch andere Dinge wissen. Vielleicht finden wir ja durch Eure Fragen heraus, warum Ihr hier seid.«
    »Oh, ja, das wäre zu hoffen«, stimmte Antares zu.
    Kailan deutete auf einige Kissen vor der Wand. »Dann lasst uns Platz nehmen und sehen, ob ich Euch diese Fragen beantworten kann! Vielleicht wollt Ihr ja etwas über unseren Kampf gegen die Festländer erfahren?«
    »Wenn das möglich wäre?«
    »Oder vielleicht über den großen Todesschlund am Grund des Meeres, der uns alle zu vernichten droht?« Kailan lockerte ihr Tuch und nahm anmutig auf einem Kissen Platz. »Wisst Ihr gar nichts über diese Dinge? Dann habe ich Euch in der Tat vieles zu erzählen.«

8
Quarx-Beschwörung
    Eigentlich hatte Bandicut sich ausruhen wollen, einfach nur ausruhen. Aber nachdem er L’Kell einige Fragen gestellt hatte, war er nun völlig erschöpft und sowohl von Neugier als auch von Furcht geplagt. L’Kell hatte kurz – aber sehr eindringlich – erwähnt, dass einige Neri-Kundschafter im Meer auf seltsame Weise vergiftet worden seien; ein Volk vom Land habe Maschinenlager überfallen, Lager, die offenbar seit vielen Jahren verloren oder verlassen, aber von den Neri in Besitz genommen worden waren. Und L’Kell hatte ein geheimnisvolles Grollen im Tiefseegraben erwähnt, tief im Meer, ein gutes Stück vom Festland und von der Unterwasserstadt entfernt.
    Noch während L’Kell redete, glaubte Bandicut, ein sanftes Beben unter sich zu spüren. Er zwinkerte mehrmals und rieb sich die Augen; dann war ihm, als sehe er schwache Lichtstrahlen im dunklen Ozean tanzen.
    »L’Kell, wassen das«, setzte er an, stockte jedoch, als er merkte, dass er vor Müdigkeit kaum noch sprechen konnte.
    »Ich glaube«, murmelte Ik, »dass du dich wirklich ausruhen solltest. Vielleicht kann L’Kell uns ja eine Weile allein lassen. All das Reden …«
    Bandicut ächzte. »Ja. Könntest du uns eine Weile allein lassen?«
    »Gut«, meinte der Neri. Doch als er schließlich fort war, spürte Bandicut, dass er noch immer viel zu aufgedreht war, als dass er sofort hätte schlafen können. Waren sie wirklich mitten in einer Welt gelandet, die kurz vor einem Krieg stand? Sollten seine Gefährten und er ihn verhindern? Falls ja, wie? Müde fragte er die Translatorsteine: /Warum habt ihr uns nicht gewarnt? Warum habt ihr uns nicht gesagt, was uns erwartet?/
    Obwohl er nicht das Quarx direkt angesprochen hatte, antwortete es ihm mit bitterem Lachen.
    ///Erzähl mir nicht, du wärst hier,
wenn du’s gewusst hättest!///
    /Naja, ich … /
    ///Mach dich nicht

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