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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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etwa? Antares wünschte, sie hätte einen Spiegel zur Hand. /Was ist los?/ fragte sie stumm die Steine.
    Die Steine antworteten ihr nicht sofort, aber der Juckreiz an ihrem Hals wurde stärker. Zweifellos verursachten die Wissenssteine das Jucken, das sich nun schnell veränderte, zu einem Brennen wurde.
    *Bitte bleib still stehen*
    Das Drängen der Steine war wie ein Druck, der auf Antares’ Körper lastete. Die Wissenssteine bereiteten sich darauf vor, eine Verbindung herzustellen. Sie wusste zwar nicht genau, wie sie das taten, doch war ihr klar, dass sie sich nicht einmischen durfte. Als die Steine schließlich so weit waren, traf es sie trotz der Vorahnung völlig unvorbereitet.
    Der Blitz schien von irgendwo hinter ihr zu kommen. Sie spürte, wie Funken aus ihrem Hals schossen … einen Moment lang flackerte ihr Bewusstsein – nicht etwa, dass ihr schwindelig wurde, vielmehr fühlte es sich so an, als dehne sich ihr Bewusstsein in Zeit und Raum aus. Das Gefühl hielt nur einen kurzen Moment vor, und dann blinzelte Antares und sah die alte Meerfrau zurückwanken, mit aufgerissenen Augen, die Hände mit den Schwimmhäuten an den Kopf gepresst. Und durch die dünnen Schwimmhäute zwischen ihren Fingern glitzerten zwei Steine.
    »Colimay, colimay!«
    Die beiden anderen Meerfrauen hinter Antares waren vorgetreten, um ihrer Anführerin zu helfen oder sie zu beschützen, bleiben jedoch sofort stehen, als sie die Stimme der Anführerin hörten. Sie standen rechts und links neben Antares und Li-Jared; niemand schien zu wissen, was nun zu tun sei. Erst jetzt, nachdem sich Antares’ Steine geteilt hatten, fühlte sich die Thespi-Frau schwindelig und musste sich anstrengen, um nicht doch noch das Gleichgewicht zu verlieren und zu stürzen. Sie hatte das Gefühl, dass auch ihren Steinen schwindelig war, und versuchte, auch diese wieder ins Gleichgewicht und unter Kontrolle zu bringen.
    Die Meerfrau trat zögerlich einen Schritt vor und starrte Antares an. Offensichtlich war sie erstaunt und verängstigt, doch ihre Furcht verebbte bereits wieder. »Kalakala …«, sagte sie, und Antares spürte, wie sich in ihr selbst etwas verlagerte, »ich bin … Neri … was hast du …«
    Es war, als höre Antares eine gestörte Com-Übertragung. Sie neigte den Kopf zur Seite und flüsterte aufgeregt: »Noch mal, bitte! Noch mal!«
    Die Meerfrau schien bestürzt und entzückt zugleich zu sein. Als sie weiterredete, waren ihre Worte wesentlich besser zu verstehen. »Wir sind die Neri … was habt Ihr mit mir gemacht? … Wer seid Ihr? … Warum seid Ihr hier?«
    »Antares«, grummelte sie verblüfft und fügte dann deutlicher hinzu: »Nennt mich Antares. Ich bin eine Thespi-Drittfrau. Und das ist mein Freund Li-Jared.« Sie wandte sich zu ihm um. »Er ist ein Karellianer. Wir kommen nicht von Eurer Welt. Wisst Ihr, was es mit den Steinen auf sich hat?«
    »Steine«, wiederholte die Neri-Frau. Ihre Stimme raschelte wie ein ausgedörrtes Blatt, das im Wind flattert. Wie in Zeitlupe schloss sie die Augen und öffnete sie wieder. »Ich spüre sie … sie sprechen …« Ihre Stimme zitterte, als wieder Furcht in ihr aufstieg, jedoch verebbte die Furcht rasch wieder, als die Neri-Frau zu begreifen begann.
    Antares versuchte, ein Gefühl der Ruhe zu verströmen – sowohl zu ihrem eigenen Wohl wie auch zum Wohl der Meerfrau. Es wird wohl eine Weile dauern, bis sie die Furcht und Verwirrung überwunden hat, dachte Antares. Doch zu ihrer Überraschung glich die Unterhaltung, die sich nun zwischen ihr und der Meerfrau entspann, eher einem langsam entweichenden Freudenhauch.
    Die Neri-Frau, deren Name Kailan war, hatte sehr viele Fragen an Antares.
    »Und deshalb wissen wir praktisch nichts über Eure Welt, auch wenn wir fast mitten in Eurer Stadt gelandet sind«, schloss Antares.
    »Dann«, meinte Kailan, »brennen Euch bestimmt auch sehr viele Fragen auf der Zunge!«
    Antares neigte zustimmend den Kopf.
    Kailan berührte nachdenklich ihr Schultertuch. »Ich habe irgendwie das Gefühl … dass ich … Euch trauen kann. Ein höchst merkwürdiges Gefühl.« Sie schloss langsam die Augen, bevor sie sie wieder öffnete. »Ich kann nicht versprechen, all Eure Fragen zu beantworten. Aber vielleicht einige. Bitte stellt sie mir!«
    Antares holte langsam Luft und versuchte, Li-Jared ein Gefühl der Ruhe zu senden. Der Karellianer stand neben ihr und gluckste vernehmlich – offenbar musste er sich sehr zurückhalten, um sich nicht in das

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