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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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nicht so recht«, gestand Antares. »Wir müssen abwarten, nehme ich an.« Sie musterte ihren Mitreisenden. Es war noch zu früh, ihn schon als Freund zu bezeichnen; sie kannte ihn erst wenige Tage, auch wenn sie in dieser Zeit bereits viele Lichtjahre gemeinsam gereist waren. Doch sie mochte den Karellianer und hoffte, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
    Schweigend saßen sie beieinander, bis sich draußen wieder etwas bewegte. Als sich das Licht erneut näherte, konnte man ein kleines Tauchboot erkennen. Es glitt unter das kleine Habitat und kam, eine Wolke aus Luftblasen ausstoßend, bebend zum Stillstand. Als sich der Boden öffnete, war kein Wasser zu sehen, sondern ein mit Luft gefüllter Schacht. Antares sah Li-Jared in die hellen Augen und spürte seine Ungeduld und Sorge.
    Das gleiche Meereswesen wie zuvor kletterte ins Habitat. »Squeee-quaa«, sagte es und zeigte mit flinken Handbewegungen auf das Tauchboot unter sich.
    »Möchtest du eine kleine Tauchfahrt unternehmen?«, fragte Antares Li-Jared.
    Der Karellianer rieb die Daumen und Finger aneinander und trat dicht an die Luke. »Ich muss erst hineinsehen«, brummte er.
    »Du musst nicht erst hineinse …«, setzte Antares an und begriff dann, dass Li-Jared seine Angst überwinden musste. »Gut. Tu das bitte!«
    Der Karellianer sprang in die Öffnung und verschwand außer Sicht. Kurz darauf rief er hoch: »Das hier ist geräumiger als das letzte. Komm ruhig runter!«
    Sie folgte ihm rasch. Das Wesen, das offensichtlich vorhatte, Antares und Li-Jared den Wunsch nach mehr Kommunikation an einem anderen Ort zu erfüllen, schloss das Luk des Einstiegsschachtes und nahm seinen Platz an der Schalttafel ein. Das Tauchboot sank vom Habitat fort und glitt dann durch die Unterwassersiedlung. Langsam, aber stetig stieg es in die oberen Ebenen der Stadt hinauf.
    Sie hatten das Gefühl, alles und nichts zu sehen: Grünliche Lichter leuchteten in der Ferne, offenbarten Umrisse, die Antares nicht so recht zuzuordnen vermochte. Sie sah dunkle Meereswesen durch die Fluten schwimmen, vereinzelt und in Gruppen, und kleine Blitze, vermutlich Fische oder ähnliche Tiere, die dem Tauchboot auswichen und an ihm vorbeischossen. Im einen Moment war der steil abfallende, düstere Grund deutlich vor ihnen zu sehen; im nächsten hatten sie bereits gewendet, stiegen zwischen leuchtenden Habitatkuppeln empor, in denen schattenhafte Wesen sich bewegten.
    Antares war noch nie unter Wasser gewesen. Sie verspürte keine tief sitzende Angst davor wie Li-Jared; trotzdem fand sie es verwirrend und geheimnisvoll, und wäre sie nicht von einem Rumpf aus Metall umgeben gewesen, hätten einige der langen, silbrigen Geschöpfe, die durchs Wasser schwammen, sie sicher beunruhigt. Wo waren Ik und Bandicut? Wo waren die beiden Norgs, Bandicuts Roboter? Und wo war die Sternenkoppler-Sphäre, ihre vermutlich einzige Hoffnung darauf – wenn es überhaupt noch Hoffnung gab – diese Welt je wieder zu verlassen?
    »Da oben«, sagte Li-Jared und deutete in die Richtung, in der offenbar ihr Ziel lag.
    Eine große Habitatkuppel tauchte im trüben Wasser auf. Die Kuppel war flacher als die meisten anderen, die sie bis jetzt gesehen hatten; sie war geformt wie ein breiter Baumpilz, unten flach, mit herabhängenden Außenrändern und einer welligen Oberfläche. Das Habitat war wesentlich breiter als hoch, aber immer noch so groß, dass es Platz für mehrere übereinander liegende Wohnebenen bieten musste. Die Kuppel schimmerte schwach und war durchsichtig.
    Antares spürte, dass das Meereswesen, welches das Tauchboot steuerte, immer ungeduldiger wurde – als könne es kaum erwarten, was gleich geschehen würde –, doch empfand es nicht nur Ungeduld, sondern auch Unsicherheit. Er (Antares war sich fast sicher, dass das Meereswesen männlich war) brachte sie zu jemand Bestimmten und befürchtete zugleich, dass er damit womöglich einen Fehler beging. Sie dockten unter dem Habitat an und kletterten durch die Luftschleuse im Ausstiegsturm nach oben. Sie kamen in einem kleinen Raum heraus, wo eine Gruppe Meereswesen sie schon erwartete. Drei von ihnen waren größer und schlanker als die anderen und hatten einen dunkel-grünen Teint. Diese drei wirkten auf Grund ihrer Kleidung und Bewegungen irgendwie würdevoller als die anderen; Antares war sich sicher, dass es sich um weibliche Meereswesen handelte – Meerfrauen.
    »Olla compollay?«, fragte schließlich die Meerfrau, die am nächsten zu ihr

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