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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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eigentlich mieden die Neri nicht einfach diese gefährlichen Orte? L’Kell hatte ihm diese Frage nur ausweichend beantwortet. Sein Volk habe keine andere Wahl, hatte er erklärt. Die Neri brauchten das, was dort zu finden sei. »Und das wäre?«, hatte Bandicut gefragt. Daraufhin hatte L’Kell ihn mit seinen großen durchdringenden Augen gemustert und gezischt: »Maschinen. Wir brauchen Maschinen.«
    Maschinen?, dachte Bandicut. Wieso sollten Maschinen für die Neri unentbehrlich sein? »Braucht ihr diese Maschinen, weil ihr sie noch nicht habt?« Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Oder weil ihr sie nicht selbst bauen könnt?«
    »Wir holen sie vom Meeresgrund«, zischte L’Kell vehement. »Wir haben Anspruch auf sie, nicht die Festländer!«
    Bandicut rieb sich müde die Augen. »Also kämpft ihr mit diesen Festländern um … versunkene Maschinen?«
    L’Kell schaute ihn perplex an. »Wir wären vielleicht bereit gewesen, sie mit ihnen zu teilen, wenn sie nicht einfach angefangen hätten, sie sich zu holen. Und wenn sie uns nicht ihre Krankheit geschickt hätten, um uns umzubringen. Aber wir brauchen die Maschinen, ja. Unsere – unsere –«, rhasssss, »Produktion bricht zusammen. Wir sind bald nicht mehr in der Lage, neue Maschinen zu bauen, wenn unsere alten kaputtgehen. Ohne sie werden wir …« Er starrte Bandicut an.
    »Was?«
    »Sterben«, hatte L’Kell daraufhin seinen Salz beendet.
    Bald schon würde L’Kell zurückkommen.
    Das Gespräch mit ihm hallte in Bandicuts Kopf wider, während er versuchte, sich auszuruhen; aber weil er unbedingt die Lage verstehen wollte, ließ ihm dieses Gespräch einfach keine Ruhe. Es war zu verwirrend. Und über allem schwebte die dringlichste Frage von allen: Könnte er Charlie dazu überreden, die kranken Neri zu heilen? Wenn die Antwort auf diese Frage Nein lautete, waren jedoch all die anderen Dinge kaum noch von Belang.
    Bandicut wollte Charlie schon aus seinem Schlupfwinkel rufen, mit ihm darüber reden; aber er spürte einen starken inneren Widerstand – und plötzlich eine Woge überwältigender Schläfrigkeit. Jesses. Er hatte gewusst, dass er müde war, aber so …
    Dann wusste er, warum sein Schlafbedürfnis so stark war – es war jedenfalls nicht auf seine große Müdigkeit zurückzuführen. Mittlerweile war es unwiderstehlich. Er sackte auf dem Kuppelboden zusammen, nicht weit von Ik, der in seine schlafgleiche Meditation versunken war, entfernt, und noch ehe er den Kopf auf die Arme betten konnte, war er schon eingeschlafen.
    Er schlief ruhelos und unglücklich, seine Traumgedanken wanderten über sich verändernde Wege, durch heimtückische, unterirdische Gänge und über dahingleitende Wolkenbänke; er sah sich durch einen dunklen Wald gehen, in der Nacht durch Friedhöfe laufen, an den Wolkenkratzern einer seltsamen Stadt auf und ab hasten, wurde in den Gebäuden in die Höhe getragen, um wieder zu fallen, wie außerhalb dieser Gebäude. Und stets verfolgten ihn gespenstische Gestalten, die in einem schrecklichen Licht leuchteten.
    Er erwachte schweißgebadet. Hatte er das Grollen und die Lichter in der Ferne tatsächlich gehört und gesehen oder nur davon geträumt? Er brauchte einen Moment, bis er wieder wusste, wo er war. Als er nach den Traumbildern tastete, die er soeben verloren hatte, durchrieselte ihn ein kalter Schauder. Da war etwas Wichtiges in diesen …
    Mit einem Mal kehrten die Visionen zurück, die leuchtenden Gestalten, und sofort wusste er, was sie bedeuteten. Radioaktives Leuchten.
    Starben die Neri etwa an einer Verstrahlung, an Strahlenkrankheit? Sie waren technisch weit genug entwickelt, um zu erkennen, dass ihre Gewässer mit Chemikalien vergiftet worden waren – immerhin atmeten sie das Wasser, aber sie – gütiger Gott, sie atmeten das Wasser, und wenn es radioaktiv verseucht war …
    Bandicut setzte sich auf. »Ik«, krächzte er. »Ik!«
    Der Hraachee’aner öffnete die Augen. »Aarrm?«
    » Verdammt! Ik, ich glaube, ich weiß, woran sie sterben!«
    Als Bandicut es ihm erklärte, seufzte sein Freund tief durch die Ohren. »Das passt zu dem, was L’Kell berichtet hat«, stimmte Ik ihm zu. »Daran hätte ich eher denken sollen.«
    »Nicht nur du, wir beide! Aber das Wichtigste ist: Können wir irgendetwas dagegen unternehmen?«
    Ik rieb sich den knochigen Kopf. »Ob wir die Kranken heilen oder etwas gegen die Strahlung tun können? Bei beidem bin ich mir nicht sicher.«
    Bandicut dachte: Alles hängt von

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