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Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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schossen mit der Strömung in die Tiefe. Aber wohin? Bandicut hielt den Atem an, als sie an der Unterwasserstadt vorbeischossen, die nun zu ihrer Linken lag. In steilem Winkel sanken sie immer weiter hinab. Das flackernde Leuchten aus dem Tiefseegraben war nun vor und unter ihnen zu sehen. Es sah aus wie Blitze im Herzen eines Gewitters. War das etwa ihr Ziel? Würden sie sich dem Allesverschlingenden stellen?
    »L’Kell?«, murmelte er.
    Sie näherten sich jetzt dem Grund und folgten der Hanglinie wie ein Flugzeug im Tiefflug. Größtenteils bestand der Meeresboden aus Fels und Schlamm, doch rauschten sie so schnell über ihn hinweg, dass sie ihn nur verschwommen sahen.
    »Sie haben einige Tauchboote losgeschickt, um die losgerissene Habitatkuppel zu verfolgen«, teilte L’Kell ihnen schließlich mit. »Man hat uns eine andere Aufgabe zugeteilt. Wir sollen der Strömung folgen und nachsehen, ob irgendetwas in den Schlund gesogen worden ist.« Eine krächzende Stimme aus der Com-Konsole unterbrach ihn. Er wechselte einige Worte mit dem Neri, der irgendwo in einer Funkzentrale saß, dann meinte er zu seinen Gefährten: »Ein Andockgerüst ist abgebrochen. Man hat beobachtet, dass die Strömung es nach unten gerissen hat, auf die Fabrik zu. Wir müssen nachsehen, ob es dort zu Schäden gekommen ist und ob wir etwas unternehmen müssen.«
    Bandicut sah Ik an, dessen Augen in einem inneren Licht funkelten. Aufregung? Oder Beunruhigung? »Wir tauchen aber doch nicht … bis zu dem … wie habt ihr es doch gleich genannt?«, fragte er heiser.
    »Den Dämon der Dunkelheit, den …«, kraafff, »… den Todesschlund in der unergründlichen Tiefe«, brummte L’Kell, den Blick starr geradeaus gerichtet. »Ich hoffe nicht, dass wir das tun müssen. Zwischen uns und dem Schlund liegt noch viel Wasser.«
    Sogleich atmete Bandicut ein wenig ruhiger.
    »Trotzdem …«, L’Kell schaute Bandicut flüchtig an, »… man kann nie wissen. Oder?«
    Bandicut blinzelte und wünschte sich plötzlich, er hätte nicht nachgefragt.
    Kailan arbeitete konzentriert. Sie hatte den Zielkreis über das Symbol für das losgerissene Habitat dirigiert und studierte nun ein Display, das, wie Antares vermutete, Ortungsdaten anzeigte. »Das Habitat wird die Oberfläche in drei Minuten durchbrechen«, verkündete Kailan. »Es ist gut möglich, dass es zuerst auf die Kollektorphalanx trifft.«
    Antares wusste zwar nicht genau, wovon Kailan sprach, spürte aber ein kaltes Gefühl von Distanz. Kailan und Elbeth arbeiteten zügig, und während Antares zu verstehen versuchte, was sie taten, schirmte sie ihre eigenen Emotionen vor den beiden Neri-Frauen ab, um sie nicht zu stören.
    »Ich habe Askelanda erreicht«, meldete Elbeth.
    »Obliq«, sagte eine trockene Stimme aus dem Schaltpult. »Wir sind momentan sehr beschäftigt. Wir haben eine Habitatkuppel verloren …«
    Kailan berührte die Schalttafel. »Ahktah, ich verfolge den Kurs dieser Kuppel. In zwei Minuten wird sie auf Höhe der Sonnenkollektorphalanx sein und vermutlich mit ihr zusammenprallen. Sie durchbricht die Oberfläche in zweieinhalb Minuten!«
    Die antwortende Stimme klang verblüfft. »Woher wisst Ihr das?«
    »Ich verwende die Richtstrahlscanner, die Ihr für defekt haltet! Ich habe keine Wahl – ich muss eingreifen. Bitte weist Eure Tauchboote an, sich zurückzuziehen!«
    Askelandas Stimme klang schneidend und wütend. »Ich kann sie nicht zurückbefehlen! Sie versuchen, die Kuppel abzufangen! Etwas anderes können wir nicht tun!«
    »Die Tauchboote können das Habitat nicht einholen! Aber ich kann es aufhalten. Ihr müsst sie zurückrufen!«
    »Obliq – ich verstehe nicht, wie Ihr glauben könnt …«
    »Ich werde ein Loch in die Kuppel schießen und sie so zum Sinken bringen. Sind alle Neri aus der Kuppel heraus?«
    »Das wissen wir nicht – wir haben keinen Kontakt zu ihnen. Was meint Ihr damit, Ihr wollt sie zum Sinken bringen?«
    »Wir müssen verhindern, dass die Kuppel die Oberfläche durchbricht. Wenn sie auftaucht, sterben die Neri mit Sicherheit, die sich noch nicht haben aus ihr retten können. Wenn ich ein Loch hineinschießen kann, sind wir vielleicht in der Lage, die Kuppel wieder herunterzuholen, ehe sie oben ankommt. Denkt an die Phalanx, Askelanda! Wir können kein Risiko eingehen! Befehlt Eurem Tauchboot, sich aus meiner Schusslinie zu entfernen!«
    »Ihr wollt doch wohl nicht diese altertümliche Waffe benutzen …?«
    »In zehn Sekunden«, entgegnete

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