Die leuchtende Stadt
fuhr herum und rannte mit überraschender Schnelligkeit in ihre Gemächer zurück. »Elbeth! Instrumente einschalten – komplette Abtastung des Ozeans über uns!«
Flüchtig sah Antares zu Li-Jared, ehe sie Kailan nacheilte.
Sie rannten in den zweiten Raum, der zu Kailans Gemächern gehörte. Vor der linken Wand standen Schaltpulte; drei davon leuchteten. Sie waren leicht nach innen gewölbt und geformt wie dicke Halbmonde mit stumpfen, nach unten weisenden Hörnern. Überrascht starrte Antares die Instrumente an. Selbst in den Tauchbooten hatte sie keinen Hinweis auf eine solch hoch entwickelte elektronische Technologie gesehen. Die drei Instrumente zeigten verschiedene Versionen eines geisterhaften Bildes: vermutlich eine Darstellung des Ozeans über ihnen, sichtbar gemacht durch eine Art von Lichtverstärkung. Dicht am Rand der Darstellung, über dem rechten Horn des mittleren Schaltpults, waren mehrere nur undeutlich begrenzte Punkte zu erkennen. Die Punkte glichen den Habitaten über der Kuppel, in der Antares sich momentan befand.
Li-Jared zeigte auf das Gerät. »Was ist das?«
Antares sah genauer hin und erkannte mehrere dunkle Punkte, die sich im helleren Bildbereich bewegten und dann verblassten. Hektisch bediente Kailan das Schaltpult, versuchte die Bilddarstellung zu verbessern. »Verfolgungsteams. Aber ich glaube nicht, dass sie die Habitatkuppel noch rechtzeitig abfangen können.« Ihre Finger bewegten sich mit der Präzision und Eleganz eines Musikers über die tastenförmigen Kontrollen. »Darüber wird Askelanda gar nicht erfreut sein. Ich frage mich, ob wir von hier aus überhaupt irgendetwas unternehmen können.«
Sie berührte eine runde Vertiefung, und alle drei Schirme blinkten kurz und schalteten dann auf abstrakte Muster und Zeichen um: vermutlich grafische Darstellungen verschiedener Messwerte. Der mittlere Schirm bildete die Messwerte noch am ehesten an der Realität orientiert von allen ab: eine Art von Langstreckenradar – oder Sonarbild. Punkte waren darauf zu erkennen, die sich bewegende Objekte repräsentierten.
»Was ist das?«, murmelte Antares. Sie traute sich kaum, Kailan zu unterbrechen.
»Gleicher Blinkwinkel, der Ozean über uns, ein zusammengesetztes Bild von mehreren Abtastgeräten«, antwortete Kailan knapp. Anscheinend versuchte sie, etwas auf dem Bildschirm mit einem Kreis zu erfassen: ein großes Symbol, neben dem sich laufend verändernde Textzeichen blinkten.
»Ist das das Habitat?«
»Ja.«
»Man könnte fast meinen«, sagte Li-Jared, »dass Ihr auf dieses Ding da zielt. Ist dieses Gerät eine …?« Er verstummte, als fürchte er sich davor, die Frage zu stellen. Antares spürte die Schwingungen seiner Furcht, und hörte sich selbst denken: Ist das eine Waffe?
Kailan rief Elbeth zu: »Stellt mir eine Verbindung zu Askelanda her! Und lasst Euch nicht abweisen!«
Als sie den Hangar erreichten, hatten die anderen Tauchboote bereits abgelegt. Ik und Bandicut kletterten den Einstiegsschacht hinab und machten dann L’Kell Platz, der das Luk schloss und sich sodann vor der Kontrolltafel einrichtete. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit tauchten sie ab, entfernten sich vom Hangar und glitten durch die leuchtende Stadt. Bandicut sah durch die Kanzel in der Nase des Tauchboots hinaus. Als L’Kell unvermittelt scharf um eine Habitatgruppe bog und das Boot dann steil nach oben steuerte, tastete Bandicut hektisch nach einem Halt. »Wo fährst du hin?«, fragte er ihn. Es war beunruhigend, die gelblich-grüne Aura der Stadt unter sich verschwinden zu sehen; die Stadt war für ihn bereits zu einem Ort der Sicherheit geworden – mehr, als ihm bewusst gewesen war. »Verfolgen wir das Habitat, das aus der Verankerung gerissen wurde?«
»Ja, wenn wir …«, L’Kell verstummte, als eine Neri-Stimme aus einer Com-Konsole trillerte. Er antwortete knapp, in seltsam tiefem Ton – dann stieß er einen Warnschrei aus, lenkte das Tauchboot in eine scharfe Kurve und richtete die Nase wieder steil nach unten. »Wir haben einen neuen Auftrag bekommen«, erklärte er. Bei dem abrupten Kurswechsel war Bandicut ganz flau im Magen geworden. Er stützte sich an der Frontkanzel ab. Das Geräusch der Motoren wurde lauter, als L’Kell beschleunigte und das Tauchboot wieder in die Tiefe sank.
Wie trunken schwankte das Boot hin und her, und plötzlich begriff Bandicut, dass L’Kell es soeben in die starke Abwärtsströmung gelenkt hatte, die sie vom Habitat aus beobachtet hatten. Sie
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