Die leuchtende Stadt
Klaustrophobie als je zuvor in seinem Leben. Er zitterte im Dunkeln und versuchte, nicht an dem schmalen Lichtkegel vorbeizublicken, den der Scheinwerfer des Tauchboots auf den Grund projizierte. Die Dinge, die aus der Dunkelheit auftauchen könnten …
Der Gedanke verblasste; vermutlich war das Quarx daran nicht ganz unbeteiligt. Bandicut sandte Charlene ein leises Dankeschön und wandte sich an L’Kell: »Kannst du mir irgendwas darüber sagen, wie eure Fabrik funktioniert? Ich frage dich das nicht ohne Grund.«
L’Kell war augenblicklich mit den Kontrollen beschäftigt. »Ich weiß wirklich nicht, wie sie funktioniert. Sie nimmt sich die Rohstoffe und die Hitze. Und dann erscheinen die von uns benötigten Maschinen einfach in …« – klaa – , »… Tanks, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Zumindest war das bis jetzt so.« Er steuerte das Tauchboot auf einen neuen Kurs. »Vielleicht ist es …« – kraff --, »… Magie, und die Magie ist verschwunden. Oder vielleicht hat der …« – kraafff – , »… Todesschlund die Fabrik manipuliert, weil er denkt, dass sie stillgelegt werden muss.«
»Oder vielleicht«, sann Bandicut, »haben die Nano-gestützten Produktionslinien ihre Arbeit eingestellt, weil die Nano-Assembler ausgefallen sind. Oder es haben sich Fehler in ihre Programmierung eingeschlichen. Ich wüsste gern, ob …«, und plötzlich begriff er, dass er laut redete, und wünschte, er hätte nichts gesagt – jedenfalls nicht, bevor er nicht mehr über die Fabrik wusste.
Aber L’Kell hatte ihn gehört. »Was wüsstest du gern? Hast du etwa auch die Macht, Maschinen zu heilen, genau wie Menschen?«
Bandicut bekam eine Gänsehaut und schüttelte den Kopf. Verwirrt stierte Ik ihn an. Auch Charlie wartete darauf, dass Bandicut weitersprach.
Langsam kroch der Lichtkegel ihres Scheinwerfers über ein aufragendes mechanisches Gebilde und strahlte plötzlich das Andockgerüst und die Sternenkoppler-Sphäre an. Das Tauchboot verlangsamte die Fahrt, als es sich der Sphäre näherte. In deren Inneren waren deutlich die beiden Roboter Napoleon und Copernicus zu sehen.
»Ich kann keine Maschinen heilen«, sagte Bandicut schließlich. »Aber vielleicht können sie es.«
Li-Jared und Antares standen nervös am Dock des Tauchboothangars und warteten auf Kailan. Die Wasseroberfläche, wenige Zentimeter unter ihren Füßen, kräuselte sich – entweder durch die Strömung unter dem Habitat oder aufgrund leichter Nachbeben. Da Li-Jared äußerst ungern ins Wasser sah, versuchte er sich dadurch abzulenken, dass er mit Antares redete. »Ist es schon vorbei?«, murmelte er und drehte sich zur Seite, um die Wände in Augenschein zu nehmen.
»Es wird erst vorbei sein, wenn wir diesen Planeten verlassen«, erwiderte Antares, und verdutzt begriff Li-Jared, dass ihr Tonfall einen Anflug von Humor barg. Er spürte, wie Antares durch die unteren Schichten seines Bewusstseins strich, und wusste, dass sie ihm zu helfen versuchte. Doch auch sie selbst wirkte ziemlich nervös.
»Ich meinte das Beben«, brummte er.
»Ich weiß.« Die Thespi legte ihm kurz die Hand auf den Arm. Er schloss die Augen und gewann allmählich sein inneres Gleichgewicht zurück. Er war dankbar für ihre beruhigende Präsenz. »Eigentlich hab ich den Eindruck«, fuhr Antares fort, »dass es schwächer wird. Aber da draußen wird sehr viel Schlamm aufgewirbelt. Es herrscht eine starke Strömung. Ich hoffe, wir müssen da nicht durch.«
Li-Jared bwangte leise vor sich hin, dann sagte er: »Die Neri wissen sicher, was sie tun. Aber warum brauchen sie uns, um zu entscheiden, was sie gegen diesen …«, zischend holte er Luft, »… Todesschlund in der Dunkelheit unternehmen sollen?«
»Ich nehme an, es ist kein Zufall, dass wir hier sind. Wir sollen ihnen wohl helfen«, erwiderte Antares. Falls sie diesbezüglich noch andere Vermutungen hegte, behielt sie diese jedenfalls für sich.
Die beiden schienen schon eine Ewigkeit zu warten. Als Kailan schließlich auftauchte, fühlte Li-Jared sich schon besser. Überrascht sah er, dass die Obliq ein kofferähnliches Objekt trug, und zwei ihrer Helferinnen trugen ähnliche Behälter. »Darf ich fragen, was jetzt geschieht?«, erkundigte sich Li-Jared.
»Wir versuchen, den Ahktah davon zu überzeugen, dass wir uns besser den Kopf über das zerbrechen sollten, was unter uns liegt, und nicht sosehr über das, was über uns ist«, antwortete Kailan. »Ich weiß nicht, ob wir das schaffen
Weitere Kostenlose Bücher