Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die leuchtende Stadt

Titel: Die leuchtende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
besonders John Bandicut. John. Sie hätte nie damit gerechnet, dass sie einmal solche Gefühle für ihn hegen würde, aber nun empfand sie sie – und wunderte sich darüber. Wäre sie noch auf Thespi Prime, wären diese Gefühle sehr gefährlich. Nicht dass sie falsch wären. Aber wenn sich ihre Beziehung zu Bandicut weiterentwickelte und intimer würde … für eine Drittfrau lag in dieser Richtung die Versuchung und womöglich der Tod. Ihre Rolle im Leben bestand darin, den emotionalen Kontakt zwischen Personen zu erleichtern, nicht darin zu schwelgen oder ihn selbst zu erfahren.
    Sie hatte der Versuchung einmal nachgegeben und wäre deswegen beinahe gestorben, hätten nicht die Herren von Schiffwelt und die Steine eingegriffen. Ensendor. Allein die Erinnerung an diesen Namen ließ die alte Wut wieder in ihr aufbrodeln. Und auch ein wenig von dem alten Verlangen – obwohl er sie doch so sehr hintergangen hatte. An Ensendors Zeugenaussage – bei dem Prozess, in dem es um ihre intime Beziehung zu ihm gegangen war –, erinnerte sie sich so deutlich, als wäre es gestern gewesen. Erstaunlich, wie lebendig die Erinnerung war. Seine Worte, mit denen er sie vor dem Rat verdammt hatte, während er unbehelligt geblieben und sogar noch für seine Offenheit und Ehrlichkeit verehrt worden war. Seine Augen, mit denen er sie flüchtig angesehen hatte, mit einem Hauch von Bedauern, aber ohne Leidenschaft, ohne Trauer, ohne sich für das Geschehene auch verantwortlich zu fühlen. Obgleich sie das alles deutlich vor sich sah, fühlte sie es immer noch, das alte Verlangen, wie es in ihr aufloderte.
    Und was hatte das alles mit diesen beunruhigenden Gefühlen für John Bandicut zu tun, der nicht einmal von ihrer Welt stammte? Vielleicht nichts. Vielleicht alles.
    Antares verengte die Augen zu Schlitzen, als sie durch die Sichtkanzel des kleinen Tauchboots sah. Leuchtende Habitatkuppeln zogen langsam vorüber wie Gespenster im schwerelosen Raum. Ein kleiner Schwarm silbriger Fische blitzte durch den Lichtkegel des Bootsscheinwerfers, dann sah sie ein knollenartiges Geschöpf, das sich mit pulsierenden Bewegungen fortbewegte, bei denen es jedes Mal Wasser ausstieß. Der abfallende Meeresgrund war mit einer Vielzahl pastellfarbener Lebensformen übersät, fedrigen Geschöpfen, die in der langsamen Strömung trieben oder sich darin hin und her wiegten. Dann ging der Grund in ein Unterwasserbeet über, auf dem langer Seetang unter künstlichem Licht angebaut wurde. Schließlich sah sie vor sich den Umriss des Obliq-Habitats, in dem Kailan sie schon erwartete.
    Der Anblick von Kailans Kuppel erinnerte sie daran, dass tief unten, weit außer Sicht, der Todesschlund in der unergründlichen Tiefe lauerte, das Monster, das zu identifizieren und zähmen sie helfen sollte. Wie ihr das gelingen sollte, wusste sie nicht. Würde es vielleicht so sein wie Bandicuts Kampf gegen den Boojum, den er ohne brauchbare Information über seinen Gegner hatte ausfechten müssen? Würde sie jetzt ebenfalls auf kein anderes Rüstzeug zurückgreifen können als ihren Mut, ihre Hoffnung und ihre Zuversicht?
    Sie seufzte. Zumindest gab es im Falle des Todesschlunds etwas, wonach sie suchen konnte. Nach der Wahrheit. Der objektiven, wissenschaftlichen Wahrheit.
    Falls sie so etwas überhaupt noch erkennen konnte.
    Als die kleine Tauchbootflotte sich von der Unterwasserstadt entfernte und der Fabrik entgegentauchte, überkamen Bandicut plötzlich Zweifel. Machte er vielleicht den Neri falsche Hoffnungen mit seiner Vermutung, dass man die Fabrik reparieren könnte? Er wünschte, er könnte sich noch einmal ungestört mit den Robotern darüber unterhalten, aber die beiden saßen im zweiten Tauchboot.
    ///Was ist los, John?///
    Was los war? Nun, Bandicut befürchtete, dass seine ganze Mission auf nichts anderem beruhte als auf seinem Hochmut und Wunschdenken.
    ///Auf mich wirkst du gar nicht so hochmütig.///
    /Nicht? Warum hab ich dann so getan, als wüsste ich alles über Nanofabriken? Wer weiß, ob ihre Fabrik überhaupt Nanotechnik benutzt? Verdammt, ich kenne mich ja nicht einmal mit der menschlichen Nano-Scheiße aus, geschweige denn mit dem Nanokram der Neri!/
    ///Das mag sein,
aber du verstehst das zugrunde liegende Konzept.
Die Translatorsteine sind sehr erfindungsreich.
Und nach allem, was du mir gesagt hast,
trifft das auch auf deine Roboter zu.///
    /Ja. Aber keiner von uns weiß wirklich, was wir hier unten eigentlich machen, fr’dikin noch mal und

Weitere Kostenlose Bücher