Die leuchtende Stadt
Delphinen und Walen funktioniert,
sollte es bei dir auch funktionieren.///
Bandicut holte tief Luft. /Stimmt. Gut. Da bin ich aber froh./
///He, du bist mein einziger Freund!
Ich will dich nicht verlieren.///
Bandicut blinzelte. /Danke/, flüsterte er.
L’Kell näherte sich dem Wrack in weitem Bogen von Steuerbord. »Das waren Festländer, die du eben gesehen hast. Wir halten uns vorerst vom Wrack fern. Falls unsere Leute nicht im Wrack sind, werden sie uns hören.«
Kaum hatte er den Satz beendet, stieg eine kleine Gruppe Neri vom Grund vor ihnen auf und näherte sich dem Tauchboot. L’Kell bremste das Boot auf Manövriergeschwindigkeit ab und schaltete das Außen-Com an. »Wie ist die Lage?«
Die Antwort der Neri klang zu tief, schnell und verzerrt, als dass Bandicut sie hätte verstehen können, aber L’Kell schien keine Schwierigkeiten damit zu haben. »Wenn es nicht zu viele Festländer sind, können wir uns ins Wrack vorkämpfen«, meinte er dann zu den Schwimmern. »Bleibt in unserer Nähe! Ich versuche, uns alle zusammen hineinzubringen.« Langsam erhöhte er wieder die Geschwindigkeit. »Das wird sicher nicht leicht«, seufzte er zu Bandicut hinüber.
»Stecken die anderen im Wrack fest? Ik auch?«
»Die Schwimmer nehmen es an. Sie konnten nicht sehen, was auf dieser Seite geschehen ist. Aber sie haben Berster gehört, und seitdem hören sie Geräusche aus dem Wrack.« L’Kell zischte laut, und Bandicut glaubte zu wissen, was der Laut bedeutete: Wut und Frustration.
Bandicut schaute nach vorn, auf das aufragende Schiffswrack. War es ein Ozeanschiff oder ein Raumschiff? Von seinem Blinkwinkel aus konnte er das nicht bestimmen, zumal das Schiff halb im Schlick begraben lag. Für ein Unterseeboot hatte es jedenfalls nicht die richtige Form; es war zu stromlinienförmig für ein Schiff, das nur für Orbitalflüge taugte, und nicht stromlinienförmig genug für ein auf Atmosphärenflug ausgelegtes Schiff – wie etwa eine Landefähre. Vielleicht war es also tatsächlich ein Orbiter?
///Ist es wichtig, was für ein Schiff das ist?///
/Ja, das könnte eine Rolle spielen. Wenn es ein Raumschiff ist, ist es im inneren ganz anders aufgebaut und ausgestattet als ein Ozeanschiff – beispielsweise könnte es einen Kernreaktor haben. Und je nachdem, wo es herkommt und wer damit gereist ist … nun, wir sollten uns wohl zuerst Gedanken darüber machen, was es eigentlich heißt, dass es überhaupt hier ist./
///Und was meinst du damit,?///
/Damit meine ich: Wem gehört es? Und sind die Besitzer in der Nähe? Wenn die Neri um dieses Wrack kämpfen wollen, wäre es hilfreich, einige Fakten zu kennen. Und wenn sie noch nie mit den Festländern kommuniziert haben … nun, wir kennen eben nicht die ganze Wahrheit. Woher auch?/
///Es sei denn, wir ändern das.///
Bandicut seufzte. /Ja. Es sei denn, wir ändern das./
L’Kell steuerte das Boot auf die andere Seite des Wracks. Mindestens zwölf Gestalten entdeckten sie, die sich in der Nähe im Wasser aufhielten. Als sie das Tauchboot erblickten, gingen sie in Formation und tauchten den Neri entgegen. L’Kell erhöhte die Geschwindigkeit, und während die Neri-Schwimmer rechts und links des Tauchboots mühelos mithielten, raste er den Festländern in schnellen, schwungvollen S-Kurven entgegen. Es sah ganz so aus, als stürzten sich die Neri in die Schlacht. Und soweit Bandicut beurteilen konnte, hatten sie keine einzige Waffe dabei.
19
Heilende Kräfte
Das Rauschen des Wassers, die Hitze, die Kälte, die Schmerzensschreie, das Wehklagen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, der Wunsch, geheilt oder an den Abgrund und in die Stille des Todes geleitet zu werden …
Ik hatte niemals zuvor eine Erfahrung wie diese gemacht.
Er wusste selbstverständlich von früher her, wie es sich anfühlte, mit anderen in empathischem Kontakt zu stehen. Er erinnerte sich lebhaft auch an die Verbindung mit Bandicut, die die Steine hergestellt hatten, und an die telepathische Beinahe-Raserei, in die er selbst in den Eishöhlen auf Schiffwelt verfallen war. Aber das hier war anders: Es war eine allumfassende Verbindung, ein Link, mit dem Körper eines anderen, nicht nur mit dessen Gefühlswelt, dessen Seele und Verstand. Und nicht nur mit diesem einen anderen Körper, dieser einen anderen Seele, diesem einen anderen Verstand – nachdem Ik mit Rencandro den Anfang gemacht hatte, folgten viele andere, die seine Hilfe benötigten. Ik begriff allmählich, dass seine Steine viel
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