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Die Leute mit dem Sonnenstich

Die Leute mit dem Sonnenstich

Titel: Die Leute mit dem Sonnenstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Insel stand, sah sie drüben Michael auf dem Kies in der Sonne liegen. Er war allein. Wahrscheinlich zog Marion sich in der Hütte um. Es war die einzige Gelegenheit für lange Zeit, mit Michael unter vier Augen zu sprechen. Noch hatte er sie nicht bemerkt. Sie sprang vorsichtshalber vom Damm herunter und lief hinter der Böschung weit genug an der Insel vorüber, um sie später in spitzem Winkel anschwimmen zu können, ließ sich lautlos ins Wasser gleiten, überquerte den Strom und tauchte so unbemerkt vor Michael auf, daß es für ihn zu spät war, ihrem Überfall zu entrinnen.
    »Schönen guten Morgen, Micha!« grüßte sie herzlich, als ob nichts geschehen sei, und schüttelte die Tropfen von ihren nassen Armen und Händen.
    Er starrte mit steinernem Gesicht senkrecht an ihr vorbei zu den großen Wolkensegeln hinauf, die leuchtend weiß über die zartblaue Himmelskuppel zogen.
    »Ich finde das Theater, das wir beide aufführen, allmählich langweilig, Micha.«
    »Theater?« knurrte er sie an. »Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dir einzubilden, daß ich Theater spiele!« Sie ließ sich nicht beirren, sie kannte ihn schon zu lange: »Ohne Zuschauer spiele ich, wenn es dir Spaß macht, mit Vergnügen noch zwei oder sogar drei Stunden weiter. Aber vor jenem Parkett zu spielen, ist mir zu blöd.« Sie deutete mit dem Kopf in die Richtung der Hütte. »Sei jetzt vernünftig, Micha, ich bitte dich darum! Gib den Leuten Geld oder fahr du selber nach Ingolstadt und kauf den Herren ein paar Klamotten, damit sie endlich abdampfen können. Schau, Michael, sonst ist unser Urlaub vorbei, und diese Leute sitzen uns noch immer auf der Pelle.«
    Er lag vor ihr im Kies, als sei er in einen Eisblock eingefroren: »Ich finde diese Leute reizend. Und da ich jetzt keine Beschäftigung mehr habe, brauche ich eben Gesellschaft, um mich zu unterhalten.«
    »Du findest die Leute nicht reizend. Und du brauchst auch gar keine Gesellschaft, mein Lieber, sondern du brauchst Publikum für deine Rolle, das ist alles!«
    »Woher weißt du das?« fragte er frostig, und mit milderer Stimme fügte er hinzu: »Marion ist entzückend.«
    »Du auch, Michael!« sagte Barbara lächelnd. »Manchmal wünschte ich mir dich nur ein wenig kleiner und handlicher, damit ich dich hochnehmen und nach Strich und Faden versohlen könnte. — So, und jetzt erzähle mir noch rasch, daß du dich in dieses Fräulein Marion Keyser bis über beide Ohren verliebt hast und daß ich ein ekelhaftes, unausstehliches Frauenzimmer bin! Aber dann sei auch wieder vernünftig und nett zu mir, ja?«
    Aber ihn stieß der Bock: »Ich verstehe! Vernünftig sein heißt: sich Angelruten zerbrechen lassen und ein freundliches Gesicht dazu machen, he? Heißt: sich wie ein Putzlappen behandeln lassen und das durchaus in Ordnung finden, wie! Mit einem Wort, das heißt bei dir: jede Ohrfeige einstecken und womöglich noch danke schön sagen, was!«
    »Das habe ich nie von dir verlangt, Michael! Aber ich meine, wenn man eine Dame — und wenn es auch nur die zukünftige Frau ist — auf eine Faltboottour mitnimmt und ein Camping aufschlägt, dann übernimmt man damit einige Verpflichtungen. Zumindest die Verpflichtung, daß man zu dieser Frau nett ist, für sie Zeit hat, sich ein wenig um sie kümmert, sich mit ihr unterhält — und nicht, wie du, den ganzen lieben langen Tag wie ein Irrer Fische fängt!«
    »Gib dir keine Mühe! Wenn das alles ist, was du mir zu sagen hast, dann habe ich alles, was ich dir zu sagen habe, bereits gestern gesagt: Schluß! Schluß! Schluß! Und dabei bleibt es! Es ist aus zwischen uns! Aus und vorbei!« Er konnte sie damit nicht erschüttern.
    »Der Spaß geht zu weit, Michael«, sagte sie ruhig. »Es ist eine merkwürdige Eigenschaft von dir, daß deine Späße immer ein bißchen zu weit gehen. Das wirst du dir noch abgewöhnen müssen. Auch du mußt einsehen, Michael, daß ich mir von dir nicht den ganzen Urlaub verderben lassen will. Auf Wiedersehen also, Micha! Und amüsier dich gut!«
    Sie drehte sich um und ging davon.
    »Gute Reise!« schrie er ihr wütend nach.
    »Danke!« antwortete sie freundlich.
    Es tat ihr um die schönen Ferien leid. Um den letzten Urlaub in Deutschland, bevor man in ein fremdes, heißes Land ging. Aber das war es: sie hatte sich zu sehr auf diese Tage gefreut. Dann ging immer etwas schief. Und Michael und dieses blonde Mädchen. Ach, Unsinn! Um Michael war ihr nicht bange. Solange ihm der Bock so hell aus den Augen

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