Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
einem Mal wusste sie ohne jeden Zweifel, dass sie die Kraft hatte Trai`jans Klinge gegen seine Brust zu drücken. Das wäre ein Sieg, wenn sie den Halbelf dazu bringen könnte, sich mit seinem eigenen Schwert zu verletzen! Fast spielerisch drückte Dawn eine Zeit lang weiter, bis sein Schwert beinahe seinen Körper berührte, beobachtete wie sich Trai`jans Muskeln immer mehr anspannten. Dann ließ sie plötzlich los und trat einen Schritt zurück. Lächelnd merkte sie, dass Trai`jan kurz in ihre Richtung stolperte, bis er sich wieder gefangen hatte. Er atmete tief durch, straffte und konzentrierte sich. Er würde nicht noch einmal den Fehler begehen, sie zu unterschätzen. Diesmal griff er an und Dawn hatte Mühe seinen Angriff zu parieren. Ihre Klinge hob an zu singen. Leise erst, dann lauter. Wie viel besser wäre es nicht nur Metall zu kosten, sondern Blut, sang sie. Dawn zwang sich dazu, sich zu konzentrieren. Trai`jan sah auf eigenartige Art und Weise schön aus wie er tief in die Knie ging um einem Schlag auszuweichen, sein dunkles Haar im Rhythmus seiner Bewegungen sein Gesicht umwehte und seine Klinge ein fremdartiges Muster in die Luft zeichnete. Dawn bewunderte die Ästhetik seines Kampfes, dann erinnerte sie das Blitzen der Klinge an etwas. Silberne, harte Augen. Dawn legte mehr Kraft in ihren Angriff. Oh, wenn Lucianus jetzt vor ihr stehen würde, sie würde ihn bezahlen lassen für seine Arroganz. Ihre Gedanken rasten an der Oberfläche ihres Bewusstseins, ihr Körper bewegte sich fast ohne ihr zutun. Stach zu, tänzelte zurück, parierte. Ein reißendes Geräusch drang schließlich in ihren Geist und gleich darauf konnte sie Blut riechen. Zart und fein hing der Duft in der Luft und wie magisch angezogen wandte sich ihr Blick zu der Quelle des Geruches. Ein dünnes Hemd hing in Fetzen, dunkle Muskeln waren darunter zu sehen und aus einem dünnen Schnitt quoll Blut. Dawn überlegte nicht was sie tat, ließ sich von ihren Instinkten leiten, hob ihr Schwert wieder und wieder…
„ Dawn… Dawn…“ Ihr Name drang schließlich an ihre Ohren und blinzelnd öffnete sie sich wieder der Wirklichkeit. Trai`jan lag am Boden, er blickte mit schreckensgeweiteten Augen zu ihr auf. Eine Hand hielt er auf seine Brust gepresst. Blut sickerte, dick und rot, zwischen seinen Fingern hervor.
„ Wir werden Eure Hilfe benötigen“, meinte Crystal als sie den Ältesten der Halbelfen schließlich gefunden hatten, k„Ich werde sie benötigen.“ Liisatiina hatte sie zu einer Hütte aus hellem Holz geführt, die anscheinend Lucianus Unterkunft war. Sie stand etwas abseits von den anderen Hütten und war von allen die Größte. Lucianus hatte sie in seine Räume gebeten und nun saßen sie in einem großen hellen Raum, der einen Schreibtisch und ein paar Stühle enthielt. Es ärgerte sie auf unbestimmte Weise, ausgerechnet ihn um Hilfe bitten zu müssen.
„ Warum wollt Ihr es tun?“
Crystal verharrte reglos während sie versuchte den Sinn seiner Worte zu erfassen. Er hatte doch gesagt, dass sie dazu ausersehen war, die Harfe zu holen? Sie merkte wie ihr langsam eine heiße Röte in die Wangen stieg. In seinen Augen konnte sie einfach nichts Richtig machen. Hatten sich die schlechteren Schüler in Meister Martims Klasse so gefühlt? Bloßgestellt in ihrer Ahnungslosigkeit? Schließlich begann sie zu reden, noch bevor sie sich überlegt hatte, was sie sagen wollte. „Ich kann doch nicht hier herumsitzen oder zuhause auf der Burg und darauf warten, dass man mir Nachricht bringt, dass sie Meister Martim getötet haben, oder einen andern Barden oder dass die Fort`mai das Dorf bei den drei Weiden überrannt haben. Wenn ich etwas ändern kann, dann will ich es tun.“
„ Wie weit würdet Ihr dafür gehen? Würdet Ihr eine dieser Kreaturen erschlagen, wenn es nötig sein sollte?“
Crystal fühlte wie ihre Selbstsicherheit sich von ihr löste wie ein dünner Schleier, der zuvor ihre Blöße bedeckt hatte und nun vom Wind, oder seinen Worten, weggetragen wurde. Er hatte Recht, fühlte sie. Wenn es darauf ankam würde sie versagen. Bestimmt fand sie in sich nicht die Kraft zu töten. Sie fühlte Lucianus prüfenden Blick auf sich ruhen und hatte das Gefühl, dass sie mit jedem Augenblick weniger Luft bekam. Sie würde sie alle enttäuschen. Sie würde… Tapfer schluckte sie die aufsteigenden Tränen hinunter, rang um Beherrschung. Schließlich sah sie wie Lucianus zufrieden nickte. Crystal verstand nicht.
„ Also
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