Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
„Irgendwie macht es mir Angst.
Crystal nickte bekümmert. „Bisher schien mir der Gedanke immer lächerlich, doch wenn du auch so empfindest… Nun, vielleicht sollten wir mit ihr reden.“
„ Ja, vielleicht.“
Thistle beobachtete Crystal aufmerksam. Ihr schien die ganze Sache genauso wenig zu gefallen wie ihm. Dennoch erleichterte es ihn zu hören, dass er nicht der Einzige war, dem Dawns seltsames Verhalten aufgefallen war. Wenn Crystal und er gemeinsam auf sie einredeten, vielleicht konnten sie sie dann überzeugen? Wenn sie nicht hören wollte, konnte man ihr das Schwert auch wegnehmen, dachte er. Einen Moment später schämte er sich. Das konnte nun wirklich keine Lösung sein. „Hast du den Magus, den du suchst, schon gefunden?“
„ Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.“
Thistle blickte sie überrascht an und lachte dann auf. Sie wirkte über ihre eigenen Worte erstaunt.
„ Lucianus hat eine Vermutung, warum die Barden ermordet wurden. Anscheinend gibt es eine Prophezeiung die besagt, dass die Auen durch einen Barden gerettet werden, der das Lied des Waldes in die Sümpfe trägt.“
Einen Moment lang verwirrte ihn ihr unglücklicher Gesichtsausdruck. „Lucianus denkt, dass du dieser Barde bist“, begriff er dann.
Crystal nickte und nun verstand Thistle Nadjadiras Worte. „Ich werde dich begleiten.“
Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, zweifelte er nicht mehr daran, dass es genauso geschehen würde. Tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn. Ihm wurde die Möglichkeit gegeben dabei zu helfen die Auen von der Plage der Sümpfe zu befreien. Einen Moment lang sah er die Zukunft der Auen vor sich liegen. Kinder, die unbeschwert heranwachsen konnten, Männer die nicht irgendwann zur Wache gerufen wurden, Frauen, die nicht um ihren Liebsten bangen mussten. Thistle grinste breit. „Wann kann es losgehen?“
Zum ersten Mal an diesem Tag schaffte er es ein Lächeln auf Crystals Gesicht zu zaubern. „Soweit ich das verstanden habe müssen wir zuerst eine Harfe von den Inseln holen, die hier vor der Küste liegen. Wir werden ein Boot brauchen.“
„ Ich finde es gut, dass du, Wir, sagst.“
„ Ach Thistle, das ich dir nicht ausreden kann, bei dieser Sache mitzukommen, war mir von Anfang an klar. Ich bin nicht sicher wie gefährlich es wird. Die Fort`mai werden nicht erfreut sein, wenn wir in ihr Gebiet ziehen.“
Thistle nickte. „Dann ist es gut, wenn mein Bogen dich begleitet.“
„ Nicht nur dein Bogen, Thistle. Ich bin froh wenn du bei mir bist, dann werde ich das Lachen nicht verlernen.“
Sanft griff er nach Crystals Händen und drückte sie leicht. Er fragte sich, ob er verliebt war. Nie zuvor hatte er sich einem Menschen so schnell so nahe gefühlt. Und doch glaubte er, dass sich die Liebe anders anfühlen musste. Einen Moment lang erinnerte sie ihn an Lia und er dachte, dass er sie wie eine Schwester liebte. Ob ihre Gedanken wohl zu Rhys gewandert waren? Jedenfalls war ihr Gesicht nun wieder ernst geworden. Lucthen trat unter den Bäumen hervor und Thistle winkte ihn zu sich. Als er näher kam, konnte Thistle dunkle Ringe unter den Augen des Magus erkennen. „Du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht nicht geschlafen“, scherzte er.
Über Lucthens Gesicht huschte ein Schatten, dann nickte er. „Wir sollten uns so bald als möglich auf den Weg machen. Du solltest mit den Halbelfen reden. Sie werden dir zeigen können, wie du deine Gabe besser nutzen kannst. Ich kann dir dabei nicht helfen. Was du und ich tun ist grundverschieden.“
Thistle musterte Lucthen nachdenklich. Er sah aus wie immer und doch… Es war als würde eine tiefe Traurigkeit über ihm liegen und Thistle merkte wie er in seiner Gegenwart unruhig wurde. Als er in der Ferne Vindarions schlanke Gestalt erkannte entschuldigte er sich rasch bei seinen Freunden und ging zu dem Halbelfen.
„ Was ist geschehen, Lucthen?“ Crystals Stimme klang völlig verwirrt und Lucthen unterdrückte den Fluch, der auf seinen Lippen lag. Er hatte gedacht, dass er sich unter Kontrolle hatte, dass man ihm nichts anmerkte, doch Crystal hatte ihn nach wenigen Augenblicken durchschaut. „Ich bin müde, das ist alles.“
Crystal nickte, doch es war ihr deutlich anzusehen, dass sie ihm nicht glaubte. Es verletzte sie, dass er sich ihr nicht anvertraute. Lucthen unterdrückte ein gequältes Stöhnen. Die zweite Frau, der er wehtat. Plötzlich konnte er nicht mehr. Die Nacht, die er stumm mit Liisatiina am Meer verbrachte, hatte ihm
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