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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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schrecklicher Frevel einen Fuß aus dieses zarte Gebilde zu setzten, doch das Wasser zwischen den Inseln, obwohl kaum breiter als ein Fluss, war das Meer und sie konnten nicht einfach durch es hindurchwaten, wie sie es durch einen Fluss getan hätten. Schließlich streifte sich Crystal die Schuhe von den Füssen und betrat die Brücke. Der Stein war kalt unter ihren Füßen, doch er schien ihr Gewicht mühelos tragen zu können. Die Anderen taten es ihr gleich und folgten ihr, nur Dawn weigerte sich ihre Schuhe auszuziehen. „Was denkt ihr, wer diese Brücke geschaffen hat?“, erkundigte sich Crystal.
    „ Vielleicht die Halbelfen?“, schlug Thistle vor.
    „ Ober Eidos“, meinte Corus.
    „ Hm. Ich werde Lucianus fragen, wenn wir zurückkommen“, entschied Crystal.
    Die Insel, sie sie betraten war dichter bewachsen, als die Erste. Die Pflanzen, die den Boden bedeckten und den Himmel über ihnen, kamen Crystal nicht bekannt vor. Dicke, fleischige Blätter standen wie Äste von einem Stamm ab, ein Strauch der aussah, als ob man grüne Speere zu einem Bündel zusammengefasst und hierhin gestellt hätte, Früchte die sie noch nie gesehen hatte und von denen sie nicht wusste, ob sie genießbar waren und Blüten, die die Luft mit ihrem schweren Duft erfüllten, sah sie. Staunend und schweigend gingen sie, alle fassungslos ob der Wunder, die sie hier sahen. Crystal hatte bald die Orientierung verloren, sie hoffte nur, dass Thistle noch wusste, in welcher Richtung sie die Insel der Harfe vermuteten.
    „ Ist Euch auch so heiß?“ Dawns Haut war von einer dünnen Schweißschicht überzogen und ihr Atem ging schnell.
    Crystal musste gestehen, dass es ihr nicht viel besser erging. Seit sie die Brücke überquert hatten lag Hitze wie eine Daunendecke über ihnen. Crystal hatte schon mehrere heiße Sommer erlebt, doch nie eine so feuchte Hitze wie hier auf den Inseln. Als atmete man Nebel ein, dachte sie. Das feine Leinen ihres Kleides klebte an ihrer Haut und Crystal merkte, dass die Hitze sie auslaugte, ihren Kopf seltsam schwer machte und ihre Gedanken verlangsamte. Thistle blieb vor ihr stehen und löste die Bänder seiner Rüstung. Sein Hemd klebte an seinem Körper und mit einem Ruck zog er es sich über den Kopf. Crystal starrte auf die dunkle Haut seines Rückens und die weiße Narbe, die sich deutlich abzeichnete, als hätte ein Blitz auf seinem Körper Spuren hinterlassen. Unwillkürlich hob sie eine Hand und strich mit den Finger über das vernarbte Gewebe. Wie schmerzhaft eine Verletzung sein musste, die solche Narben zurückließ! Welch Glück sie gehabt hatte, dass Lucthen bei ihr war, als sie verletzt wurde, sonst hätte sie nun eine ganz ähnliche Narbe. Thistle drehte sich um und beobachtete sie. Was er in ihrem Gesicht lesen konnte wusste sie nicht, jedenfalls grinste er. „Forest hat immer gemeint, dass diese Narbe meinen Erfolg bei Frauen nicht beeinträchtigen würde, ich habe ihm bisher nicht geglaubt.“
    Crystal konnte fühlen wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. „Wie?“
    „ Wende niemals dem Sumpf den Rücken zu. Eine der wichtigsten Regeln und eine der Ersten die man lernt, wenn man zur Wache kommt. Ich habe sie nicht beachtet und musste erfahren, dass die Fort`mai keine Hemmungen haben, ihren Gegnern in den Rücken zu fallen.“
    „ Du hast nie etwas gesagt…“
    „ Ich versuche es zu vergessen.“ Seine Lippen waren immer noch zu einem Grinsen verzogen, doch Crystal konnte sehen, dass es seine Augen nicht erreichte und sie nickte. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sein musste jeden Tag mit dieser Bedrohung zu leben, jeden Tag zu fürchten, dass dies vielleicht der Tag war, an dem man versagte. Und durch ihr Mitleid und ihre Müdigkeit kämpfte sich ein Gedanke an die Oberfläche. „Warum?“
    „ Warum was?“
    „ Ich bin sicher, du hattest einen guten Grund, die Regel zu missachten.“
    Thistle schüttelte lächelnd den Kopf. „Du hast eine zu gute Meinung von mir.“
    Crystal schaute ihn nur an. Ihr Geist weigerte sich, seinen Worten zu glauben und einige Augenblicke lang starrten sie sich stumm an. Schließlich seufzte er. „An jenem Abend bedrängten uns die Fort`mai stärker als gewöhnlich. Ihre Bogenschützen lagen gut getarnt im Dickicht und wir alle hatten Angst. Forest stand auf seinem Platz ein paar Schritte hinter mir und als ich seinen Schmerzensschrei hörte reagierte ich ganz instinktiv. Ich war bei ihm noch bevor er zu Boden gegangen war. In seiner Brust

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