Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
mit deinen Worten verletzt?“
„ Und warum nehmen immer alle auf Crystal Rücksicht und niemand je auf mich?“ Dawn war bei diesen Worten aufgesprungen und lief nun eilig aus der Hütte. Sie knallte die Tür hinter sich ins Schloss und Crystal und Thistle saßen sich ratlos und schweigend gegenüber.
Crystal warf einen letzten Blick auf das Gemach, das sie während der letzten Wochen bewohnt hatte. Ihre alte Harfe stand immer noch auf der Holztruhe und Crystal überlegte ob sie sie nicht doch mitnehmen sollten. Immerhin hatte das Instrument ihrer Mutter gehört und außer einem Kamm und einem Handspiegel, der jedoch schon ganz blind war, hatte sie nichts mehr, das ihr gehört hatte.
Es wäre völlig lächerlich mit zwei Harfen zu reisen, musste sie zugeben. Vielleicht konnte man ihre alte Harfe nach Hause zur Burg schicken, oder sie konnte auf dem Rückweg noch einmal vorbeikommen und sie holen. Sie wusste nicht, wie groß der Umweg war, den sie dafür in Kauf nehmen musste und als sie so überlegte merkte sie, dass sie noch nie eine Karte der Auen gesehen hatte und dass sie auch nicht wusste, wie lange die Reise zu den Sümpfen noch dauern würde.
Bedauernd zog Crystal die Tür hinter sich zu und schulterte ihr Gepäck. Harfe, Umhang, ein Rücksack, der ihre Kleider enthielt und eine Schlafrolle. Sie freute sich darauf, wenn sie endlich ihre Pferde wieder abholen würden und sie ihre restlichen Sachen wieder sah. Ein besonders warmes Wollkleid hatte sie in Sturmmähnes Satteltasche zurückgelassen, da sie es nicht hatte tragen wollen, doch nun hätte ihr die Wärme des Kleides wohl getan.
Als sie Dawn aus ihrem Zimmer kommen sah, erstarrte sie kurz. Sie wusste nicht, wie sie sich der jungen Frau gegenüber verhalten sollte. Einerseits fand sie, dass sie zu weit gegangen war, als sie Lucthen beschuldigt hatte, doch andererseits verstand sie die hilflose Wut und Trauer, die einen dazu brachte sich idiotisch zu benehmen. Sie erinnerte sich noch zu gut an die Zeit, als sie gemeinsam mit Lucthen aus Mittstadt fort geritten war und tagelang wie erstarrt gewesen war. Dawns Art mit ihrer Trauer umzugehen, war vielleicht nur eine andere, als ihre eigene. Deshalb durfte sie sie doch nicht verurteilen. Und doch musste sie zumindest vor sich selbst zugeben, dass sie sich wohler fühlen würde, wenn Dawn sie nicht begleiten würde.
„ Guten Morgen“, meinte Dawn.
Crystal nickte ihr zu und beobachtete sie. Auch sie hatte ihre Sachen gepackt und war reisefertig. Das Schwert hing an ihrer Hüfte und Crystal erstarrte bei seinem Anblick. Was dachte sie, wozu sie es hier brauchen würde?
„ Wegen gestern Abend…“, begann Dawn und Crystal wandte ihre Aufmerksamkeit von dem Schwert dem Menschen zu, „Da hab ich ein paar Sachen gesagt, die ich nicht so gemeint habe. Es tut mir leid.“
Crystal nickte. „Du weißt, dass Lucthen Corus wirklich gemocht hat, oder?“ Dawn starrte Crystal einige Augenblicke lang nur an und Crystal merkte wie ihr unter dem starren Blick kalt wurde. „Erinnere dich daran, dass Lucthen bereit war Corus in der Magie zu unterrichten, obwohl die anderen Magi es nicht waren.“
„ Aber doch nur weil Lucthen Angst hatte, dass Corus unabsichtlich mehr Schaden anrichten könnte, als absichtlich!“
„ Das ist nicht der Grund gewesen und das weißt du! Lucthen hat gemerkt, dass Corus seinen Fehler eingesehen und bereut hat und er dachte, dass er eine zweite Chance verdienen würde.“
„ Schön, vielleicht war es so. Was willst du jetzt von mir, dass ich mich auch bei Lucthen entschuldige?“
Crystals warf verzweifelt die Arme in die Luft. „Ich hätte gerne, dass du einsiehst, dass du etwas Falsch gemacht hast, dass du Lucthen mit deinen Anschuldigungen verletzt hast und dass es dir ehrlich leid tut. Wenn dem nicht so ist, hat es auch kaum einen Sinn sich bei ihm zu entschuldigen.“
„ Gut. Dann lass uns gehen.“
Kopfschüttelnd folgte Crystal Dawn aus der Hütte und gemeinsam gingen sie zu der Lichtung, auf der sich schon einige Druidenschüler und Halbelfen versammelt hatten um sie zu verabschieden. Thistle stand bei Vindarion und den anderen Kindern Eidos. Lucthen war nirgends zu sehen und Liisatiina ebenso wenig. Vielleicht reden sie endlich miteinander, dachte Crystal. Sie hoffte es, denn sie wollte Lucthen glücklich sehen und nicht mit diesem melancholischen Ausdruck, den er während der letzten Tage stets zur Schau getragen hatte.
Schließlich standen sie alle zusammen
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