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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Gedanken für sich.
    Während dieser ersten paar Tage nachdem sie den Hain verlassen hatten, übte Crystal oft ihre Fähigkeit in der Stimmkontrolle. Dann hörte man nur Lucthens einsilbige Antworten, oder Thistles Lachen, doch Crystals Worte waren nicht zu hören. Man sah nur, dass sich ihre Lippen bewegten und Dawn ärgerte sich furchtbar, wenn sie das machte. Sie kam sich dann wie ausgestoßen vor, fragte sich unwillkürlich ob sie sich vielleicht über sie unterhielten und was bitten schön so lustig war.
    Es kam auch vor, dass Crystal versuchte mit ihr zu reden, doch Dawn war meist kurz angebunden und vielleicht sogar eine Spur unfreundlich. Dawn hatte es nie ausgesprochen und das würde sie nie, doch für ganz schuldlos hielt sie Crystal auch nicht. Sie hätte doch wissen müssen, dass das Gebäude nur mehr durch Magie zusammengehalten wurde. Hatte sie nicht vorher tagelang mit dem alten Halbelfen geredet? Hatte er sie nicht gewarnt?
    Crystal würde nicht willentlich einem Menschen schaden, dass wusste Dawn und dennoch waren schon einige ihretwegen gestorben. Dawn konnte ihr diese Dinge unmöglich sagen, zu wichtig war ihr die Freundschaft, die sie verband, doch diese Gedanken ganz aus ihrem Kopf zu verbannen, wollte ihr auch nicht so recht gelingen.
    Im Großen und Ganzen schien ihr, dass sie mit Corus Tod ganz gut zurechtkam. Meist gelang es ihr, ihre Trauer in Wut, ihren Schmerz in Hass umzuwandeln. Und diese Gefühle ließen sich eigentlich ganz gut ertragen.
    Manchmal schien es Dawn, als ob im Rauschen der Blätter Stimmen verborgen wären. Tiefe Stimmen, die sie leise murmeln hören konnte, wenn sie nicht versuchte sich auf sie zu konzentrieren. Sie vermeinte ihren Namen hören zu können und: Komm, komm. Meist hörte sie diese Stimmen nachts vor dem Einschlafen, wenn sie in ihrer Schlafrolle lag und trotz einer zusätzlichen Decke fror. Sie schlief nicht besonderes gut, in diesen Tagen. Manchmal träumte sie von Corus. Er stand in Mitten von strahlendem Weiß, das so vollkommen war, dass Dawn geblendet die Augen schließen musste. Sie konnte ihren Freund nicht richtig wahrnehmen, denn das Blau seiner Augen, der Pfirsichton seiner Wangen und das Blond seiner Haare waren ebenfalls zu Weiß verblasst. Er war nun Teil der Steine, die ihn begraben hatten, begriff sie. Es war seltsam ihn so zu sehen, doch nicht beunruhigend, denn die Welt in der er war, war voller Licht. Sobald er sie sah, begann er zu sprechen: „Dawn.“ Sie sah kaum, dass sich seine Lippen bewegten, doch dann hing an seiner Unterlippe ein Tropfen Blut, von intensiverem Rot als Dawn es je gesehen hatte. Anklagend und verstörend hing er da – wie ein Schandfleck in all dem Weiß – und fiel schließlich zu Boden. Kaltes Grauen erfasste sie und sie wollte ihn daran hindern, weiter zu sprechen, doch er hörte nicht auf sie und mit jedem seiner Worte quoll Blut über seine Lippen. Langsam erst, dann immer schneller, bis sie seine Worte nicht mehr verstehen konnte und nur das Murmeln von Blut hörte. Zu seinen Füßen hatte sich eine Blutlache gebildet, die mit jedem Augenblick größer wurde, das Weiß verdrängte und Dawns Traum in Blut ertränkte.
    Am nächsten Morgen erschienen ihr Traum und Stimmen so unwirklich, dass sie niemandem davon erzählte. Außerdem wäre das gerade das Letzte was sie brauchte: Dass man sie für verrückt erklärte, weil sie Stimmen hörte.
     

    Lucthen ging schweigend neben Crystal her. Thistle war wieder einmal ein Stück voraus gelaufen um herauszufinden, welcher Weg für sie der bequemste wäre und Dawn war schon vor Stunden zurückgefallen. Er würde bestimmt nicht auf sie warten und auch Crystal schien das nicht vorzuhaben. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie gerne mit ihm reden wollte, denn sie sah ihn manchmal von der Seite her an, doch wenn er sich dann zu ihr umwandte öffnete sie nur den Mund und schloss ihn wieder, ohne das ein Ton über ihre Lippen gekommen wäre. Unter normalen Unständen hätte er sie zum Sprechen ermutigt, doch er war sich nicht sicher, ob er hören wollte, was sie zu sagen hatte.
    „ Was ist eigentlich zwischen dir und Liisatiina vorgefallen?“
    Da, er hatte es gewusst. Er wollte es nicht hören. Langsam wandte er sich zu Crystal um und sah, dass ihre grünen Augen nachdenklich und fragend auf ihm ruhten. Wie sollte er ihr das erklären? „Es ist gar nichts vorgefallen.“
    Crystal runzelte die Brauen. „Warum nicht?“
    „ Was ist das für eine unsinnige Frage? Warum

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