Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

hören können.“
    Crystal nickte. Es würde nicht einfach werden, denn die Beiden standen nahe beieinander, doch sie könnte es schaffen. Sie konzentrierte ihre ganze Aufmerksamkeit auf Thistle, nahm ihre ganze Willenskraft zusammen und zeigte ihrer Stimme den Weg, den sie nehmen sollte. „Guter Schuss“, meinte sie und hielt danach gespannt den Atem an. Thistle drehte sich fragend um. Er schien verwirrt, als er sie in so großer Entfernung stehen sah, winkte ihr dann jedoch zu. Crystal sah, wie Vindarion plötzlich den Kopf schüttelte, als würde er auf eine Frage antworten, die sie nicht gehört hatte.
    „ Dachte ich es doch!“
    Crystal fuhr herum als sie Lucianus selbstzufriedene Stimme hörte.
    „ Ihr habt sehr wohl begriffen, was Ihr tun müsst. Ihr habt nur Angst es zu tun, weil Ihr fürchtet, jemandem zu Schaden. Wenn es um nichts geht, schafft Ihr es ohne Probleme.“ Eine Weile musterte er sie nachdenklich, dann meinte er, „Ich denke Ihr solltet morgen aufbrechen. Ich bin nicht der Richtige um Euch Selbstbewusstsein zu lehren und etwas Anderes fehlt Euch nicht mehr.“
     

    „ Endlich! Jeder Tag hier ist eine Qual.“
    Thistle warf Dawn einen bedauernden Blick zu. Er hatte wirklich gehofft, dass Vindarion Recht behalten würde und dass Dawns Schmerz irgendwann heilen würde, doch es machte nicht den Anschein. In den letzten Tagen hatte er ein paar Mal versucht mit ihr zu reden, doch sie hatte immer abgeblockt und irgendwann hatte er aufgegeben.
    „ Was hast du jetzt eigentlich vor?“, wollte Lucthen wissen, der neben Crystal saß und Dawn herausfordernd ansah.
    „ Ich werde mit euch in die Sümpfe ziehen.“ Dawn hatte die Feststellung wie eine Frage gestellt und Thistle konnte die Spannung, die mit einem Mal in der Luft lag, deutlich spüren. „Was passt Euch nun schon wieder nicht, Magus? Denkt Ihr nicht, dass ich mir das Recht erworben habe mit Euch zu ziehen?“
    „ Das wollte ich damit nicht sagen.“ Thistle bewunderte einmal mehr Lucthens Selbstbeherrschung, als dieser nicht auf Dawns Provokation reagierte. „Ich dachte nur, dass du vielleicht lieber nach Hause möchtest um das was geschehen ist zu verarbeiten.“
    „ Ich werde die Dinge auf meine Art und Weise verarbeiten. Ich werde die Fort`mai bezahlen lassen, für etwas was eigentlich nicht ihre Schuld ist.“
    „ Wie meinst du das?“, rief Crystal aus.
    Dawn wand sich ruckartig um und funkelte die Bardin wütend an. „Es ist wohl kaum ihre Schuld, dass Corus tot ist, oder?“
    „ Dawn, aber wem gibst du denn die Schuld daran?“
    „ Ich weiß nicht… Gewissen Magi die tatenlos zugesehen haben, wie er gestorben ist, obwohl sie es hätten verhindern können? Gewissen Halbelfen, die sich weigern ihn zurückzuholen obwohl es in ihrer Macht stünde?“
    Thistle keuchte erschrocken auf. Es konnte doch nicht sein, dass sie Lucthen die Schuld am Tod ihres Freundes gab? Wusste sie denn nicht, dass der Magus ihren Freund gemocht hatte und alles getan hätte um ihm zu helfen, wenn er es gekonnt hätte? Aus Lucthens Gesicht war alle Farbe gewichen. Langsam erhob er sich und verließ wortlos die Hütte.
    Dawn funkelte ihm wütend hinterher. Sie sah nicht so aus als wüsste sie, dass sie gerade einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte. Thistle tauschte einen Blick mit Crystal, die ebenso traurig aussah, wie er sich fühlte. „Glaubst du, dass du dich besser fühlen wirst, wenn du in den Sümpfen Fort`mai abschlachtest?“, fragte er schließlich.
    Dawn nickte. Das Glitzern, das mit einem Mal in ihren Augen lag, gefiel ihm nicht, erinnerte ihn an die Nacht des Feuers und daran, dass er sie schon einmal gefürchtet hatte.
    „ Keiner von uns hat gewollt, dass das passiert. Du darfst Lucianus und Lucthen nicht die Schuld daran geben. Beim Licht! Du musst doch einsehen, dass ihn Lucianus unmöglich zurückholen kann!“
    „ So, muss ich das? Tut mir leid, ich sehe es aber nicht ein. Ich verstehe nicht, was ihr alle habt und wovor ihr euch so sehr fürchtet. Ein dunkler Zauber, Crystal! Nur einer! Davon wird die Welt nicht unter gehen.“
    Crystal schüttelte traurig den Kopf, als könne sie einfach nicht begreifen, dass Dawn diese Möglichkeit wirklich in Erwägung zog.
    „ Hast du dir nie gewünscht die Toten wieder ins Leben zurückholen zu können? Rhys und Lucia zurückzuholen und deiner kleinen Nichte - wie war doch gleich ihr Name? -
    ihre Eltern zurückzugeben?“
    „ Dawn, das reicht jetzt. Siehst du nicht, dass du Crystal