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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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nicht gesagt, dass es auf den Inseln ungewöhnlich heiß war? Vielleicht brauchen sie eine größere Hitze um wachsen zu können?“, vermutete Vindarion.
    Thistle nickte zustimmend. Das war eine denkbare Erklärung.
    Später an diesem Abend saß er gemeinsam mit Vindarion an der Küste und blickte aufs Meer hinaus. Thistle fröstelte. Die Luft war kalt und roch nach Schnee. Nach den letzten Tagen, die sie in fast unerträglicher Hitze verbracht hatten, fror er nun. Er verstand überhaupt nicht, wie es möglich sein konnte, dass sich die Temperatur zwischen den Inseln und den Auen so sehr unterschied. Schließlich hüllte er sich einfach fester in seinen Umhang und begann ein leises Lied vor sich hin zu pfeifen. Vindarion saß still wie eine schlanke Birke neben ihm. Der Falke zog über ihren Köpfen seine Kreise und Thistle fühlte wie der Schock langsam abebbte und er ruhiger wurde. Trauern und heilen, hatte Vindarion gesagt. Nun, vielleicht galt das nicht nur für Dawn, sondern auch für ihn. „Was denkst du, warum der Wald ausgerechnet mich ausgewählt hat um die Bardin in die Sümpfe zu begleiten?“
    Vindarion zuckte die Schultern. „Vielleicht damit sie jemanden hat der gutgelaunt mitzieht“, meinte er mit einem Zwinkern. „Crystal ist oft zu schwermütig, wie mir scheint und Lucthen ist auch kein allzu fröhlicher Mensch.“
    Thistle grinste breit und gab Vindarion stillschweigend Recht.
    „ Aber im Ernst: Ich weiß es nicht. Die lichte Göttin wird ihre Gründe haben, warum sie Crystal, Lucthen, Dawn und dich zu Gefährten bestimmt hat, doch ich kenne sie nicht.“
    „ Hast du eigentlich ein Mädchen?“, fragte Thistle völlig unvermittelt und als er Vindarions gutgelauntes Lachen hörte, stimmte er unwillkürlich mit ein.
     

    Mit vor Erschöpfung grauem Gesicht ließ sich Crystal zu Boden sinken. Sie hatte den ganzen Nachmittag nichts anderes getan, als Elfenworte zu sprechen und Lucianus kritischen Blick zu ertragen. Als der Halbelf vor einigen Tagen angeboten hatte, ihr ein paar der Machtworte, die er kannte, beizubringen hatte sie nicht geahnt, wie anstrengend das werden würde. Anfangs hatten die Wörter einfach nicht über ihre Lippen kommen wollen und Lucianus hatte wieder und wieder erklärt, dass es nicht ausreichte sie beinahe und fast richtig auszusprechen, sondern, dass sie sie immer und zu jeder Zeit mit absoluter Sicherheit richtig sprechen können musste. Nach zwei Tagen hatte Crystal das Gefühl gehabt, dass sie nun die richtige Sprechweise verstanden hatte und dass sie den schwierigsten Teil geschafft hatte. Wie dumm sie gewesen war! Mittlerweile konnte sie nicht mehr zählen, wie oft Lucianus den Schaden, den sie mit ihren Worten angerichtet hatte, mit steinerner Mine wieder gut gemacht hatte. Sie begriff nun, was es hieß wahrhaft Magie zu wirken. Wie viel Disziplin und Willensstärke das erforderte. Immer wenn sie eines der Machtworte sprach, musste sie zuvor so etwas wie eine Landkarte im Kopf haben, eine Landkarte mit den Orten, die ihre Stimme erreichen sollte. Crystal verstand was für Gefahren es barg, wenn sie diese geistige Karte unzureichend oder falsch anfertigte. Sie wusste mittlerweile, dass Lucianus einen Scherz gemacht hatte, als er gemeint hatte, dass sie mit ihrer Stimme die Feuer im gesamten Reich löschen könne, denn so weit reichte die Kraft ihrer Stimme nicht, dennoch konnte sie einigen Schaden anrichten, wenn sie einen Fehler machte.
    „ Das hat so keinen Sinn“, gestand Lucianus.
    Crystal nickte. Sie verstand ja, dass er keine Lust mehr hatte die Brände zu löschen, die sie entfacht hatte.
    „ Vielleicht versuchen wir einfach etwas Anderes. Kommt mit.“
    Seufzend erhob sie sich und folgte Lucianus, der scheinbar ziellos durch den Hain wanderte. Auf einer der Lichtungen sah sie Thistle, der gerade versuchte mit seinem Bogen eine Zielscheibe zu treffen. Vindarion stand neben ihm und Crystal wollte zu den Beiden hinübergehen um kurz mit ihnen zu plaudern. Doch Lucianus hielt sie zurück. „Konzentriert Euch jetzt, Crystal. Macht eine Karte.“
    Crystal erstarrte. Er wollte doch sicher nicht, dass sie hier einen Zauber wirkte. Das war doch wohl viel zu gefährlich. Lucianus schien ihre Gedanken gelesen zu haben, oder vielleicht hatte er auch nur ihren erschrockenen Gesichtsausdruck gedeutet. „Ihr sollt nicht zaubern. Nur lernen, Eure Stimme zu kontrollieren. Ich möchte, dass Ihr Thistle etwas sagt und Vindarion, der neben ihm steht, soll es nicht

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