Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
Tag. Was werdet ihr tun wenn der Sumpf die Auen ganz gefordert hat? Vielleicht wird das nicht in eurer Lebensspanne passieren, doch was ist mit euren Kindern und Kindeskindern? Es reicht nicht mehr, nur zu verteidigen. Um die Gefahr ein für alle mal zu beseitigen, müssen wir angreifen. Ich weiß ihr denkt euch, was hat diese Fremde für einen Grund uns zu helfen“, Crystal atmete zitternd, ließ ihren Blick über fremde Gesichter wandern. „Denkt ihr der Sumpf wird vor den anderen Reichen halt machen? Ich denke nicht. Wenn ihr mich nicht begleiten wollt, kann ich das gut verstehen. Doch ich werde gehen.“
Crystal senkte den Blick, sie wollte ihre Gesichter nicht sehen. Kein Ton war zu hören. Die Männer schwiegen betreten, schienen nicht recht zu wissen, was sie sagen sollten. Sie hoffte. Worauf, dass wusste sie nicht.
„ Der Druide der Sumpfwache.“ Thistles Stimme klang so erstaunt, dass Crystal unwillkürlich aufblickte. Die Männer, die vor ihnen standen machten einem alten Mann Platz, der auf einen Stab gestützt direkt auf sie zukam. Sein Haar war von einem tiefen Grau, sein Rücken leicht gebeugt. Dennoch strahlte er eine Stärke und Würde aus, die auf Crystals angespannte Nerven beruhigend wirkte. Als er dicht vor ihr stand blieb er stehen und vollführte die Grußgeste der Auen. Crystal erwiderte die Geste und der Mann lächelte ihr aufmunternd zu. Dann drehte er sich zu den Männern und begann zu sprechen. Seine Stimme hatte etwas Scharrendes, wie ein rostiger Nagel, der über Stein gezogen wird. „Am Rande des Nichts Druide zu sein, ist nicht leicht. Seit über zwanzig Jahren höre ich die Todesschreie des Waldes. Wenn diese junge Frau uns helfen kann, dann müssen wir alles in unserer Macht stehende tun um ihr zu helfen“, meinte er und wandte sich wieder Crystal zu. „Meine Unterstützung habt Ihr, Kind.“
Die Stimme des Druiden hatte den Ausschlag gegeben. Lucthen stieß erleichtert den Atem aus. Er zweifelte nicht daran, dass Crystal im Ernstfall nur mit seiner, Thistles und Dawns Unterstützung losgezogen wäre, doch dieses Unterfangen wäre wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Mit der Unterstützung all dieser Männer hatten sie eine wirkliche Chance. Zum ersten Mal gestattete er seiner Aufmerksamkeit zum Sumpf zu wandern. In dem wabernden Nebel, der dicht über dem Boden hing, war nicht besonders viel zu erkennen. Manchmal waren saugende Geräusche zu hören, manchmal Laute, wie das Aufsteigen von Luft in Wasser. Die Bäume wuchsen nicht so hoch wie in den Auen. Lucthen wusste nicht, ob das daran lag, dass der Sumpf noch relativ jung war, oder ob die Vegetation der Sümpfe einfach anders war. Er ging auf die Grenze zu, zwischen Sumpf und Wald. Lucthen sah, dass der Übergang nicht fließend war, sondern, dass ein abrupter Übergang erfolgte. Der Boden des Sumpfes war ein paar Handbreit abgesunken. Lucthen fragte sich, wie das Netz an der Grenze wohl aussah. Ob in den magischen Linien ein ebenso abrupter Bruch erfolgte?
„ He, Ihr da! Ihr solltet lieber zurücktreten, wenn ihr nicht von einem Pfeil getroffen werden wollt.“ Lucthen brauchte einen Moment bis er begriff, dass die Warnung ihm gegolten hatte. Er nickte dem Mann, der ihm gewarnt hatte kurz zu und folgte dann seinem Rat. Ein Blick auf Thistle zeigte ihm, dass dieser mittlerweile von Männern umringt wurde, Crystal stand bei dem Druiden und Dawn stand, etwas verloren aussehend, neben ihr. Lucthen ging zu ihnen hinüber. Crystal nickte auf etwas, das der Druide gerade gesagt hatte. Sie zeigt keine Anzeichen von Schwäche, fand er. Etwas dünn war sie im Lauf der Reise geworden, ihre Haut vielleicht eine Spur zu blass, doch sie hielt sich aufrecht und selbstbewusst. Die leisen Zweifel, die ihn immer wieder plagten, kamen wieder in ihm hoch. Würde er Crystal in den Sümpfen helfen können? Er war es gewohnt in den Reichen zu zaubern, in denen das lichte Netz stark war und die Fäden leicht zu greifen. In den Sümpfen war das dunkle Netz präsenter und Lucthen wusste nicht, ob er unter diesen Umständen überhaupt irgendeine Magie wirken konnte. Er würde Crystal nicht mit diesen Zweifeln belasten, doch einen der Anderen musste er einweihen, denn er wollte sie lieber dem Schutz eines Freundes anvertrauen, als dem eines Fremden und wenn er Thistle sagen würde, dass er Crystal nicht aus den Augen lassen solle, dann würde er sich daran halten.
„ Wann wird es eigentlich losgehen?“, fragte Dawn an den
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