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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Mindestens eine Tagesreise. Er wandte seinen Blick dorthin, wo leicht grünlicher Nebel in der Luft hing. Sie hatten den Sumpf erreicht. Nur langsam begriff sein Gehirn, was seine Augen sahen. Während der Zeit, in der er fort gewesen war, hatte der Sumpf einen riesigen Streifen Wald für sich beansprucht. Die Achtberge, die auf der anderen Seite des Sumpfes aufragten, waren nun deutlich weiter weg. „Nein!“, stöhnte Thistle, dem der Gedanke an den toten Wald beinahe körperlich weh tat, „Das darf nicht sein, dass der Baum auf dem ich so gerne gesessen habe verschwunden ist, die Beerensträucher, die immer so reich trugen, die Lichtung…“
    Lucthen stützte ihn als Thistle langsam in die Knie ging und mit seinen Händen auf die Erde schlug. Auf einmal schien ihm alles zuviel zu werden.
    „ Es wird bald aufhören, Thistle, das verspreche ich.“ Crystals Stimme war so sanft wie eine Liebkosung, doch er hörte auch den Stahl, der sich hinter ihren Worten verbarg. „Ich werde nicht weichen“, schien die unausgesprochene Botschaft zu sein und mit einem Mal schämte sich Thistle seiner Schwäche. Einen Atemzug später war er auf den Beinen und ging den Männern entgegen, die ihre kleine Gruppe neugierig musterten.
    „ Thistle was treibt dich denn hierher?“, riefen sie ihm entgegen. „Hattest du Sehnsucht?“
    Thistle grinste schwach. „Wir werden eure Hilfe benötigen“, meinte er und trat in ihre Mitte.
     

    Crystal fühlte sich ziemlich unwohl. Seit Thistle von ihrer Rolle zu erzählen begonnen hatte, konnte sie unzählige Augenpaare auf sich ruhen fühlen. Thistle hatte zuerst erzählt, wie sie sich alle getroffen hatten und gemeinsam in die östlichen Wäldern gereist waren, dann hatte er von der Harfe erzählt und schließlich hatte er ihnen erklärt, dass der Plan vorsah, dass sie sie in die Mitte des Sumpfes begleiteten. An dieser Stelle hatte einer der Männer ungläubig aufgelacht und Keiner schien recht zu wissen, ob Thistle ihnen einen Bären aufband, oder ob sie seinen Worten Glauben schenken sollten.
    „ Warum wirkt Ihr Eure Magie nicht von hier aus?“, rief einer der Männer aus. Sein musternder Blick lag auf Crystal und diese schluckte krampfhaft. Alles in ihr sträubte sich dagegen, diese Männer zu überzeugen. Wenn sie ihr folgten, gingen sie vielleicht in den Tod. „Das Licht muss in der tiefsten Finsternis erstrahlen um den neuen Morgen zu bringen.“ Crystal hatte die Worte von Liisatiinas Prophezeiung zitiert, noch bevor sie darüber nachgedacht hatte, was sie jetzt am Besten sagen sollte. Lucianus hatte sie ihr wieder und wieder eingeschärft und als sie nun sah, wie die Männer verstummten und sie anblickten hatte sie plötzlich eine Ahnung, warum. Die Worte waren salbungsvoll und Crystal hatte ihren Tonfall unwillkürlich den Worten angepasst, was ihre Wirkung nicht verfehlt hatte.
    „ Wie stellt Ihr Euch das vor?“ Der Mann stand breitbeinig und mit überkreuzten Armen vor ihr. Alles an seiner Haltung drückte Ablehnung aus. In sein Haar waren Eulenfedern und Holzperlen eingearbeitet. Die Zeichen von zwei Sippen. Soweit Crystal verstanden hatte, konnte das nur eines bedeuten: Dass er verheiratet war. Vielleicht hat er Kinder, überlegte sie. Kein Wunder, dass er keine Lust hat, sein Leben zu riskieren, für eine Sache deren gutes Ende alles andere als gewiss war. „Wir können die Fort`mai nicht auf ihrem eigenen Gebiet schlagen. Wir wissen nicht einmal wie viele von ihnen im Sumpf lauern.“
    „ Wenn nicht einmal Eidos selbst gegen den Sumpf etwas ausrichten kann, warum glaubt Ihr dann, dass Ihr es könnt?“, rief ein anderer.
    Crystal versuchte ruhig zu bleiben, sich nicht verunsichern zu lassen. Sie hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde und doch, die Männer rissen an dem feinen Gewebe ihres Selbstbewusstseins, zogen mit jedem Wort Fäden aus dem Stoff ihrer Seele und Crystal hatte bald das Gefühl, nackt und schutzlos vor ihnen zu stehen. Lucthen stand an ihrer rechten Seite. Seine Gegenwart war tröstlich und schrecklich zu gleich. Dass er mit ihr gehen würde gab ihr Kraft, andererseits war er der letzte Mensch dessen Leben sie riskieren wollte. Sie musste etwas sagen, begriff sie schließlich. Sie konnte nicht zulassen, dass diese Männer noch länger auf sie einredeten und ihr ihre Selbstachtung nahmen. Als sie ihre Stimme hob, verstummten die Anderen. „Es geht hier nicht um mich“, begann sie. „Worum es geht ist das: Der Sumpf wächst mit jedem

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