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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Luft und Dawn schlich sich noch näher. Das Kleid der Frau war über und über mit Goldfäden bestickt, der Ausschnitt so tief geschnitten, dass Dawn schon bei dem Gedanken daran ein solches Kleid zu tragen, errötete.
    „ Es verändert dich. Ich erkenne dich ja kaum wieder.“
    Ein grausamer Ausdruck lag plötzlich auf seinem schönen Gesicht. „Es verändert mich nicht so stark wie du zu denken scheinst.“
    Dawn hörte das ungläubige Schnauben der jungen Frau. „Ach ja? Gestern hast du nicht einmal…“
    „ Schweig!“
    Dawn zuckte unwillkürlich zurück, als er plötzlich aufsprang. Das Schwert fiel klirrend zu Boden, doch der Mann schenkte ihm keine Beachtung. Seine Schwester hatte ihn zu weit getrieben, erkannte Dawn. Er holte aus und schlug ihr mit dem Handrücken mitten ins Gesicht. Die junge Frau wurde in einem Wirbel aus Stoffen zu Boden geschleudert. Einen Moment lang hielt sie den Kopf gesenkt, dann hob sie ihn und starrte den Mann, der über ihr stand, wortlos an. Ihre Lippe war aufgeplatzt, ihr Haar zerzaust. Das letzte, das Dawn sah bevor sie erwachte, war das lustvolle Glitzern in ihren Augen.
     

    Thistle richtete die Bänder seiner Lederrüstung. In wenigen Tagen würden sie den Sumpf erreichen. Nun, da sie wieder reiten konnten, weil der junge Laubwald durch den sie gerade kamen, noch ziemlich licht war, würden sie schneller vorankommen.
    Er kontrollierte Bauchgurt und Satteltaschen seines Tieres, dann saß er schließlich auf. „Seid ihr fertig?“
    Alle nickten zustimmend und so ritt Thistle an die Spitze ihrer kleinen Gruppe. Er erinnerte sich noch gut an seine Gefühle, als er den Weg in die Sümpfe zuletzt angetreten hatte. Damals hatte Forest ihn begleitet und er hatte gedacht, dass dieser Weg einer war, den man nur einmal beschritt. Doch nun, kaum ein Jahr später, war er wieder hier. An seiner Seite, Freunde, auch diesmal. Zwar kannte er den Magus, Crystal und Dawn bei weitem nicht so lange, wie er Forest kannte, doch sie hatten sich seine Freundschaft verdient. Er wusste nicht, welche Reise schlimmer war. Die Reise ins Unbekannte damals oder die Reise jetzt, da er wusste, was ihn erwartete. Es war besser den Feind zu kennen, entschied er dann. Er erinnerte sich noch daran, wie nervös er damals gewesen war. Die Fort`mai hatte er nur aus Erzählungen gekannt und in seiner Vorstellung waren sie doppelt so groß und hässlich gewesen, als sie in Wirklichkeit waren. Er hatte begonnen an seinen Fähigkeiten zu zweifeln, obwohl er der Beste Bogenschütze seiner Sippe war. Damals hatte er gehofft, dass das halbe Jahr bei der Wache das Schlimmste seines Lebens gewesen war, nun wusste er, dass die darauf folgende Zeit noch viel Schlimmer geworden war. Er hätte nie gedacht, dass er so viel Leid mit ansehen würde müssen. Andererseits hatte er neue Freunde gewonnen, eine sinnvolle Aufgabe vor sich und – sein Blick glitt über den Himmel – er hatte einen Falken gefunden. Oder besser: Dieser hatte ihn gefunden.
    Die Pferde schritten auf dem harten Boden sicher aus und Thistle ließ sein Tier in einen leichten Galopp fallen. Wenn sie weiterhin so gut vorankamen würden sie…
    Thistle brachte sein Pferd zu einem abrupten Halt. Vor sich hörte er Stimmen. Er lauschte kurz, sie waren zu weit entfernt um sie belauschen zu können und so stieß Thistle einen kurzen Pfiff aus. Wenige Augenblicke später ertönte eine Antwort. Ein kurzer Pfiff gefolgt von einem Zweiten. Thistle legte die Stirn in Falten. Er kannte beide Muster. Das erste verriet, dass es sich um ein Mitglied der Lindensippe handelte, das Zweite, dass der Mann gerade bei den Sumpfwachen war. Doch was machte eine Sumpfwache hier?
    Thistle bedeutete seinen Reisegefährten abzusitzen und erklärte ihnen kurz, dass sie gleich jemanden treffen würden. Sie führten ihre Pferde in die Richtung aus der Thistle die Stimmen hörte. Als sie näher kamen konnte er die Stimmen mehrerer Männer unterscheiden. Er hörte das Knacken von Holz, als hätten sie ein Feuer gemacht. Thistle legte die Stirn in Falten. Er kannte die Geräusche, erkannte das Gewebe wieder, das sie bildeten: Lagerlärm. Doch warum sollte jemand… Als Thistle die Lichtung betrat stockte ihm der Atem. Das Lager der Sumpfwache lag vor ihnen. Er sah bekannte Gesichter, junge Männer, die er ausgebildet hatte und die ihn nun mit erstaunten Blicken ansahen. Doch Thistle fehlten die Worte. In seinem Hirn rasten die Gedanken. Sie waren doch noch weit vom Sumpf entfernt.

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