Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
Vom Netzwerk:
Zimmern fragen oder essen wir erst einmal?“, fragte er sie. Crystal war nicht hungrig, bemerkte jedoch seinen gierigen Blick, als er den Eintopf förmlich mit Blicken verschlang, den ein Bauer in sich hineinschaufelte.
    „ Lass uns gleich etwas essen“, meinte sie deshalb und zeigte auf einen der freien Tische. Lucthen nickte dankbar und sie setzten sich. Sie tranken leichten Wein und aßen den Eintopf, der nicht einmal schlecht war und zum ersten Mal seit Tagen entspannte sich Crystal etwas. In der Schankstube war es wohlig warm und die vielen Stimmen bildeten einen angenehmen Geräuschteppich. Sie musste vom Reiten doch müder sein als sie gedacht hatte, denn sie wäre beinahe eingenickt; doch dann riss sie eine Stimme aus ihrer Benommenheit. Crystal blinzelte und blickte den großen, dunkelhaarigen Mann – ein Bauer wie sie vermutete, denn seine Kleidung war einfach – verwirrt an.
    „ Ob Ihr auf der Harfe auch spielen könnt, meine ich?“, wiederholte er und deutete mit dem Kinn zu der Harfe, die neben Crystals sonstigem Gepäck bei ihren Knien stand. „Ich meine, ob Ihr eine Liedmeisterin seid oder einfach nur ein bisschen musiziert?“
    Crystals erster Impuls war zu leugnen. Schließlich gab es in den Mittellanden Menschen die Barden Böses wollten und es wäre vermutlich klug, wenn sie dem Mann erklärte, dass sie die Harfe kaum beherrschte. Doch Crystal brachte die Worte nicht über die Lippen. Sie konnte Meister Martims Ausbildung nicht so herabwürdigen – sie konnte nicht alles verleugnen was sie war! Mit einem Mal bildete sich ein Klumpen Wut in ihrem Bauch. „Ich bin eine Liedmeisterin“, sagte sie selbstsicher. Sie sah wie Lucthen erstaunt die Brauen hob. Ein seltsamer Anblick, fand Crystal. Bisher hatte er stets eine stoische Selbstbeherrschung an den Tag gelegt. Dass er jetzt zum ersten Mal eine Regung zeigte, erboste sie nur noch mehr. Was hatte er gedacht wer sie war?
    Crystal konnte nicht wissen, wie schön sie in diesem Moment wirkte. Ihre Augen sprühten grüne Funken und ihre Wangen hatten sich vor Eifer leicht gerötet. Lucthen sah zum ersten Mal ihr wahres Wesen, nicht nur die leere Hülle, die er bisher kennen gelernt hatte.
    Auch der Bauer war ziemlich eingeschüchtert. Echte Liedmeister waren selten und hoch angesehen. Es dauerte einen Moment bis er sich gesammelt hatte, dann meinte er, „Bitte spielt uns doch etwas…“ Sein Tonfall hatte sich völlig verändert und Crystal begriff, dass seine Frage ursprünglich als Scherz gedacht gewesen war – er hatte sie nicht für eine Liedmeisterin gehalten. Nun, sie würde es ihnen schon zeigen! Sie nickte hoheitsvoll und machte sich daran ihr Instrument auszupacken. Verärgert bemerkte sie, dass ihre Finger zitterten. Sie würde doch jetzt nicht Angst haben zu spielen? Entschlossen schluckte sie. Oh nein, die Angreifer würden sie nicht zum Schweigen bringen, sie nicht. Als sie sich schließlich mit der Harfe in der Hand setzte, hatte sich im Schankraum Stille breit gemacht. Einer Liedmeisterin hörte man zu. Crystal warf Lucthen einen kurzen Blick zu und lächelte, als sie seinen besorgten Gesichtsausdruck bemerkte. Er würde schon sehen… Sie hatte nicht darüber nachgedacht, welches Bild sie spielen würde und wie von selbst stimmten ihre Finger eines der Berühmtesten überhaupt an. Ein Bild, das von der Liebe erzählte. Von einer Frau und einem Mann, die sich trafen und verliebten, davon wie sie Kinder bekamen, alt wurden und schließlich friedlich starben. Crystal hatte den Kopf gesenkt und spielte voller Hingabe. Als das Bild zu Ende war, stimmte sie leise die Klage an und plötzlich brach in ihrem Inneren ein Damm. Crystal sah Rhys vor sich – wie er ihr strahlend erzählt hatte, dass er um Lady Lucia angehalten hatte und erhört worden war. Sie sah Lucia, die voller Stolz verkündete, dass sie guter Hoffnung sei. Ihr ganzer Schmerz ob des Verlustes dieser beiden Menschen floss in ihre Klage mit ein, ihre Wut und ihr Zorn über die Ungerechtigkeit, dass sie sterben mussten und ihre Sehnsucht, sie wiederzusehen. Wie von selbst glitt sie schließlich in die Mahnung die Liebe zu ehren, wo man sie auch fand. Als sie geendet hatte, merkte sie benommen, dass ihre Wangen nass waren von ihren Tränen und dass sie nicht aufhören konnte zu weinen. Sie wehrte sich nicht, als ihr jemand die Harfe aus den Händen zog. Als sie aufsah blickte sie in Lucthens betroffenes Gesicht. Er legte schweigend die Arme um sie und zog sie hoch. Erst

Weitere Kostenlose Bücher