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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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würde. Sie reisten nun schon den zweiten Tag gemeinsam und gestern Abend hatten sich die beiden Frauen ein Zimmer geteilt. Dawn hatte pausenlos vor sich hingeplappert und Crystal hatte sich richtig wohl gefühlt. Lucthen war ein angenehmer Reisegefährte und Crystal wollte ihn nicht missen, doch er war immer so schrecklich ernst und vernünftig. Dawn hingegen war erfrischend unvernünftig und das tat manchmal gut. Crystal bereute es nicht, dass die beiden Gaukler sie nun begleiteten, zumal sie auch den blonden Jungen, der Dawn nie aus den Augen zu lassen schien, gut leiden konnte, doch die Stimmung zwischen Lucthen und Corus wurde ständig angespannter. Crystal konnte fühlen, dass ein Gewitter bevorstand, doch sie hatte keine Ahnung, warum die beiden Männer gar so feindselig waren. Als sich Lucthen, der gerade die Pferde in einem nahe gelegenen Bach getränkt hatte, zu ihnen setzte, versteifte sich Corus merkbar. Crystal unterdrückte ein genervtes Stöhnen. Unangenehmes Schweigen senkte sich über die Runde, das sogar Dawn zu spüren schien. Sie hörte damit auf irgendwelche Verrenkungen zu vollführen und setzte sich neben Corus ins Gras.
    „ Warum wurdest du nicht ausgebildet?“, fragte Lucthen schließlich mit täuschend sanfter Stimme.
    „ Wer sagt, dass ich begabt bin, Magus?“, entgegnete Corus barsch.
    „ Ich sage es.“ Corus wirkte daraufhin verunsichert und Crystal runzelte verständnislos die Brauen. Was ging es Lucthen an, warum Corus nicht in einer Akademie gewesen war? Crystal glaubte schon, Corus würde gar nicht mehr reagieren, als er schließlich die Achseln zuckte.
    „ Was geht es dich an?“ Crystal hasste es, wenn sich jemand stritt. Sie musste einschreiten.
    „ Woher willst du wissen, dass er begabt ist?“, fragte sie an Lucthen gewandt. Dieser hielt seinen Blick jedoch starr auf Corus gerichtet.
    „ Alles ist Magie. Luft, Erde, Menschen, Tiere, sogar das Meer. Alles, was existiert, ist Teil des magischen Gewebes; alles was ist, existiert nur durch Magie. Es gibt in jedem Menschen einen Funken Magie, ein Funken, der mit dem magischen Netz verbunden ist.“ Lucthens Stimme klang, als würde er aus einem Lehrbuch zitieren und er ließ Corus dabei nicht aus den Augen. „Bei einem Begabten ist die Magie nicht nur ein Funken. In seinem Körper laufen die Fäden der Magie wie Blut, das durch den Körper zirkuliert, mehr oder weniger, je nach seiner Stärke. Über seinen Körper kann der Begabte in das Netz um ihn herum eingreifen. Ein Begabter ist wie ein Mensch, der in einem See schwimmt: jede seiner Bewegungen wühlt das Wasser auf und wird ans Ufer getragen, denn das Wasser überträgt sie, wie das Netz die Bewegungen eines Begabten überträgt. Das Hauptziel der Ausbildung besteht nicht darin Zauber zu lernen, sondern darin seinen Körper zu Wasser zu machen, so dass man sich darin bewegen kann, ohne Wellen zu schlagen. Vom Standpunkt der Magie aus macht es keinen Unterschied, ob die Fäden in der Luft oder im Körper eines Menschen verlaufen. Jede Bewegung, die ein Begabter macht, hat Auswirkungen auf das Gewebe um ihn herum. Ein Begabter, der nicht ausgebildet wurde, ist gefährlich.“
    „ Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass ich vielleicht nicht freiwillig auf die Ausbildung verzichtet habe?“, entfuhr es Corus. Lucthen entgegnete nichts, doch sein Schweigen war eine Aufforderung weiter zu sprechen. „Ich habe die Ausbildung begonnen“, meinte Corus schließlich. Seine Stimme klang so verzweifelt, dass Crystal wünschte, Lucthen würde den Jungen in Ruhe lassen, doch sie wusste nicht, wie sie das erreichen konnte. „Es wurde mir nicht gestattet sie zu beenden. Ich hatte schon die zweite Stufe der Grauen erreicht. Du musst dir also keine Sorgen machen. Mein Körper ist Wasser im Wasser; ich richte keinen Schaden an.“ Crystal war überrascht, doch Lucthen wirkte beunruhigt.
    „ Was hast du getan?“, fragte er schließlich. Corus stockte und warf Dawn einen traurigen Blick zu. Das Schweigen zog sich hin, bis er sich schließlich einen Ruck gab und zu erzählen anfing.
    „ Ich… ich war nicht besonders beliebt in der Akademie. Ich war zu schüchtern um mit den Anderen zu sprechen und ich war einsam. Bis Micel an die Akademie kam. Wir wurden Freunde. Ich habe nie verstanden, warum er ausgerechnet meine Freundschaft gesucht hat, denn ihn konnten alle gut leiden. Er war groß für sein Alter, selbstsicher und sehr begabt. Gemeinsam mit Micel war die Akademie ein

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