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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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würde. Als sie schließlich zurückkamen, stand der Druide bei dem Größten der Feuer. Er lächelte der Bardin aufmunternd zu, dann hob er beide Arme und wartete. Crystal hörte, wie die Geräusche plötzlich erstarben und sich die Gesichter gespannt zu dem alten Mann wandten. In diesem Moment begriff sie den Stellenwert der Druiden in der Gesellschaft der Auen. Sie hatte zuvor schon die respektvollen Blicke bemerkt und wie zuvorkommend und höflich er behandelt wurde. Doch offensichtlich war er noch wichtiger, als sie bisher angenommen hatte.
    „ Für uns ist heute ein Tag der Freude“, begann er mit ruhiger Stimme zu sprechen, die dennoch den ganzen Platz zu erreichen schien. „Die Unseren sind sicher in unsere Mitte zurückgekehrt und wir danken der lichten Mutter dafür.“ Bei diesen Worten griff er in sein Haar und führte es an die Lippen. Crystal konnte sehen, dass es ihm Männer, Frauen und Kinder gleich taten. Sie vermutete, dass diese Geste ihre Ehrerbietung Lucis gegenüber symbolisieren sollte, auch wenn sie nicht ganz verstand, wieso sie deshalb ihr Haar küssten. „Außerdem hat sie uns neue Freunde geschickt, die heute bei uns sind. Lasst sie uns willkommen heißen, wie der Wald sie willkommen geheißen hat.“
    Wie auf ein geheimes Zeichen hoben plötzlich alle ihre Hand, als wollten sie den Himmel umfassen und senkten sie dann, als würden sie die Erde umarmen. Und plötzlich erschloss sich ihr die Bedeutung dieser Geste, die sie im Verlauf des Tages schon ein paar Mal gesehen hatte. Sie symbolisierte den Schutz der Bäume über ihnen und das Land unter ihren Füssen. Die Geste bedeutete, dass sie all dies gerne teilen wollten. Crystal fühlte sich durch die Freundlichkeit der Leute seltsam berührt und plötzlich hatte sie den Wunsch, es ihnen zu vergelten. Lächelnd schlossen sich ihre Finger fester um die Harfe. Sie wusste auch schon wie.
    „ Eine Bardin hat ihren Weg zu uns in die Wälder gefunden und wird uns jetzt ein Lied vortragen“, schloss der Druide und nickte Crystal aufmunternd zu.
    Diese setzte sich auf einen der Baumstämme, die bei dem Feuer bereitlagen, und begann zu spielen. Sie schloss die Augen und sah das weiche orange und gelbe Licht, welches das Feuer hinter ihren Lidern erzeugte. Die Menschen waren nun verstummt und Crystal streckte ihre Sinne nach den Geräuschen aus, die den Wald ausmachten. Sie hörte eine Eule, die fast lautlos durch die kühle Nachtluft glitt, eine Maus, die im Unterholz raschelte und sie dachte an das Gezwitscher der Vögel, das sich im Morgengrauen erheben würde, um den neuen Tag zu begrüßen. Sie hörte das Gurgeln einer Quelle und das sanfte Plätschern eines Baches. All diese Geräusche verwob sie mit dem Gefühl des Willkommenseins, das sie von den Bewohnern der Auen erfahren hatte, zu einem Lied. Dem Lied der Auen.
    Als sie schließlich geendet hatte und ihre Augen ins Feuer blickten, wusste sie nicht, wie viel Zeit vergangen war. Prüfend ließ sie ihren Blick über die Menschen gleiten. Sie alle saßen ganz still, fast andächtig. Als Erster bewegte sich der Druide. Feierlich führte er abermals eine Strähne seines schon ergrauten Haares an die Lippen und die Menschen taten es ihm gleich. Dann erhoben sich wieder fröhliche Stimmen, irgendwo wurde eine Fidel gestrichen und der Bann war gebrochen.
    „ Ich danke Euch“, meinte der Druide, legte ihr eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie leicht. „Jetzt sehe ich, dass der Wald Recht hat. Ihr sprecht wahrhaftig seine Sprache.“
     
     

Kapitel 6
     

    Thistle sah seinem Freund an, dass dieser ihn am liebsten erwürgt hätte. Aus der Ferne trug der Wind die Geräusche des Festes zu ihnen. Ein helles Mädchenlachen, die schrillen Töne einer Fidel, das aufgeregte Bellen eines Hundes. Sie saßen am weichen Waldboden in der Dunkelheit, vom Dorf und der Lichtung einen Marsch von einer halben Stunde entfernt. In den Tagen der Reise zu den drei Weiden hatte er oft mit dem Gedanken gespielt, seinem Freund von seinem Traum zu erzählen. Immerhin gehörte er praktisch zur Familie. Zur Hochzeit mit Thyme würden ihm Perlen aus Mondstein in die Haare geflochten werden, zusätzlich zu den Zeichen, mit denen er geboren worden war – den Federn der Eule. Ihre Kinder würden zur Sippe des Mondes, also zu jener der Mutter gehören, wie es der Tradition entsprach. Dennoch hatte er bis zuletzt gezögert. Er wusste nicht, wovor er mehr Angst hatte – davor, dass Forest ihn auslachte und meinte,

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