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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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wütend gewesen, zornig und doch hatte er sich davon nicht übermannen lassen. Bei Dawn lag die Sache anders. Er hatte regelrecht Angst bekommen, als er ihr zugeschaut hatte. Angst um sie, aber auch Angst vor ihr. Nur ein Dummkopf würde sie unterschätzen, wenn sie gerade dieses Schwert in Händen hielt. Außerdem war die Geschichte die Corus erzählt hatte, als er sie zurückgebracht hatte, ziemlich seltsam. Die Fort`mai hatten sie mitgenommen und irgendwann war es ihr gelungen sich zu befreien? In Thistles Ohren klang das nicht gerade sehr plausibel. Die Fort`mai hatten nicht gewirkt, als wären sie darauf aus, Menschen mitzunehmen. Und dann, warum ausgerechnet Dawn? Nun, Crystal hatte sich jedenfalls sehr gefreut, dass Dawn zurück war und war seit dem viel schneller genesen. Die Narbe an ihrer Schulter war mittlerweile fast verheilt und die Schatten in ihrem Gesicht verschwunden. In ein paar Tagen würden sie weiter reisen können. Thistle wusste nicht, ob ihn das freuen sollte, oder ob ihn der Gedanke bedrückte. Einerseits wollte er gerne noch bleiben um zu helfen, andererseits brachte ihre Anwesenheit die Dorfbewohner vielleicht in Gefahr. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sie bald aufbrachen.
     

    „ Und du bist dir sicher, dass du es schaffst?“ Lucthens Blick hatte etwas wölfisches, als er Crystal misstrauisch musterte. Wie eine Wölfin, die ihr Junges prüfend ansieht, ob es auch stark genug ist um die erste Beute zu reißen, und die notfalls bereit ist, es vor sich selbst zu beschützen, entschied Crystal. Sie waren seit ein paar Stunden unterwegs, nachdem Crystal Ambers Gastfreundschaft und die Freundlichkeit der Dorfbewohner nicht mehr ertragen hatte. Ihre Schulter schmerzte zwar immer noch, doch weniger als das schlechte Gewissen, das sie jedes Mal befiel wenn jemand Hunters Namen nannte. Sie hatte zwar das Leben des Mannes gerettet, doch sie war es auch gewesen, die es in Gefahr gebracht hatte. Körperliche Schmerzen waren tatsächlich ein geringer Preis um von diesem schrecklichen Ort fortkommen zu dürfen. Also lächelte sie Lucthen an und nickte entschlossen.
    Der Wald durch den sie reisten war still. Die ersten Blätter hatten sich unter den Fingern des Herbstes bereits verfärbt. Rote und Gelbe Tupfer durchbrachen das Grün der Bäume, der Wiesen und Hecken an denen sie vorbei ritten. Der Himmel war durch das dichte Blätterdach kaum zu sehen. Manchmal regnete es und die Blätter bogen sich unter dem Gewicht der Tropfen. Dann war die Luft ganz erfüllt vom Duft des Waldes. Der schwere Geruch der Erde mischte sich mit dem der Bäume und des Wassers. Crystal stand ganz still unter den Zweigen des Baumes, unter dem sie Schutz gesucht hatten und die Welt schien klein zu werden, sich auf diesen Flecken Erde zusammenzuziehen. Das Rauschen des Windes und das Prasseln des Regens schlossen alle Geräusche aus, die von außerhalb kamen und
    die Umgebung verschwamm hinter einem Wasserschleier. Nur Flecken von Grün und Braun waren dahinter zu erkennen. In diesen Momenten war sogar Dawn still und hing ihren Gedanken nach, die schwer waren, wie mit Wasser voll gesogen. Crystal sah, dass sie alle in den Regen starrten, als könnten sie die Welt dahinter nicht vergessen. Sie selbst hingegen war zufrieden mit ihnen hier zu sein und genoss diese seltenen Momente, in denen es nichts zu tun gab, als zu warten und wenn den anderen die Zeit zu lang wurde, nahm sie die Harfe und spielte. Manchmal dachte sie dann, dass sie nicht nur ein Lied des Waldes und des Regens spielte, ein Lied des Herbstes und der Vergänglichkeit, sondern dass sie in diesen Momenten ein Band webte, das sie alle miteinander verband. Niemand sprach wenn sie spielte, niemand störte ihr Lied und doch beeinflussten sie es. Ein seltsames Gleichnis war es, begriff sie dann dumpf: Sie hier, unter dem Schutz der Blätter, von Wasser umgeben. Eine tiefere Bedeutung lag in dem Bild, die Crystal nicht in Frage stellte. Nicht einmal an Joy dachte sie, an diesen Regentagen. Nur danach, wenn die Sonne die Blätter trocknete und sie ihren Unterschlupf verließen und die Welt wieder an Bedeutung gewann, hatte sie ein schlechtes Gewissen, ob der Dinge die sie aus ihrem Denken verbannt hatte. Wie konnte sie ihre Familie vergessen, ihr Zuhause? Danach schämte sie sich, als hätte sie Verrat begangen und nie redete sie mit den anderen über diese Regentage und Gedanken.
    Thistle führte sie immer weiter Richtung Osten. Seit sie das Dorf am oberen

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