Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
froh darüber, denn so konnte er den Weg genießen, ohne ständig einem unbekannten Ziel entgegenzufiebern. Manchmal redete er leise mit Dawn über Fates Prophezeiung und sie berieten, ob sie Crystal davon erzählen sollten. Doch dann erschien es Beiden, als hätte die junge Frau ohnehin genug Dinge, um die sie sich Gedanken machte auch ohne das sie wusste, dass sie der Grund war, warum Dawn in die Auen ziehen wollte. Crystal schien auch nicht darüber nachzudenken, sondern einfach nur über ihre Gesellschaft froh zu sein. Der Magus hingegen stellte Corus manchmal unangenehme Fragen und Corus dachte, dass er die Wahrheit erahnt hatte, nachdem er einmal irgendetwas von Schicksal und Wahrsagerinnen gestottert hatte.
Thistle blieb abrupt stehen und Corus reckte neugierig den Hals. Was hatte die Aufmerksamkeit des Jägers erweckt? Und dann hörte er es auch. Rascheln im Holz, leise Schritte und die Stimmen von mehreren Männern. Thistle schien einen Moment zu zögern, dass stieß er einen Pfiff aus. Wenige Augenblicke später ertönte ein ähnlicher Pfiff und Thistle nickte. Er wandte sich zu ihnen um und meinte, „Angehörige der Adlersippe. Die Höflichkeit gebietet, dass wir sie begrüßen. Wenn es euch nicht stört?“
Alle schüttelten den Kopf und so führte sie Thistle ein Stück nach Norden. Corus erschrak, als er die Männer entdeckte. Er hatte die Auenbewohner bisher als offene und freundliche Menschen kennen gelernt, doch die drei Männer die ihnen nun entgegen schritten, hatten grimmige Mienen und ernste Gesichter. Auch Thistle schien beunruhigt. Die Männer vollführten die Geste des Grußes und auch Corus hob die Hand zum Himmel und beugte sie danach zur Erde, wobei er darauf achtete, seinen Geist möglichst leer zu halten um nicht unwillkürlich nach den Fäden zu greifen, die er wie ein feines Prickeln an seinen Fingerspitzen spürte. Corus registrierte grinsend, dass sich die Mienen der Männer ungläubig verzogen, als sie die Mittelländer bemerkten. Crystals hochgestecktes Haar, ihr Kleid, die Magiroben Lucthens und das kurze Haar der Männer, all das musste ihnen höchst seltsam vorkommen. Thistle stellte sie alle vor, erklärte auch, woher sie kamen und die Gesichter hellten sich auf. Vermutlich hatten die Männer einen schweren Tag gehabt, dachte Corus. Jetzt sahen sie nicht mehr so angespannt und verärgert aus, wie zuvor.
„ Was führt euch hierher?“, erkundigte sich Thistle gerade.
Einer der Männer, er war ziemlich groß und die Adlerfedern in seinem Haar schienen zu seinen raubvogelartigen Zügen zu passen, deutete mit einer abfälligen Handbewegung hinter sich wo im Schatten eines Baumes ein Mann stand. Corus kniff die Augen zusammen. Der Mann trug die typische Kleidung der Auenbewohner. Lederhosen und ein Hemd aus weichem Leder in Grün- und Brauntönen. Und doch konnte er kein Auenbewohner sein. Sein Kopf war kahl geschoren und er starrte mit dumpfem Blick auf den Boden vor seinen Füssen.
„ Wir bringen ihn in die Achtberge“, erklärte der Mann mit den Raubvogelzügen.
„ Was hat er gemacht?“
Corus blickte überrascht zu Thistle. Was hatte den Jäger so verärgert, dass er ein Gesicht machte, als hätte er gerade vom Tod eines Freundes erfahren?
Der Fremde zögerte kurz, warf einen Blick auf Crystal und Dawn, dann meinte er leise, „Er hat sich einer Frau aufgedrängt, die ihn nicht willkommen geheißen hat.“
Thistle nickte und auch Corus begann langsam zu verstehen. Der Kahle war ein Verbrecher.
„ Nun, unter diesen Umständen werden wir weiterreisen“, erklärte Thistle und die drei Männer nickten verständnisvoll.
Den restlichen Tag über war Thistle ruhig und in sich gekehrt. Abends holte Crystal ihre Harfe hervor und spielte ein tröstliches Lied. Sie meinte irgendetwas von einem Versprechen Lia gegenüber, was Corus nicht verstand, Thistle jedoch zum Grinsen brachte.
Seit sie das Dorf am oberen Flusslauf zurückgelassen hatten kamen sie schneller voran und Lucthen war froh darüber. Er bemühte sich, seine Ungeduld zu zügeln und doch zog es ihn nach Osten. Manchmal kam es ihm vor als gäbe es irgendwo in den Wäldern einen Magus, der den Faden Magie, der ihn ans Netz band, in seinen Händen hielt und ihn nun langsam zu sich zog, sodass er sich wie eines der Bücher fühlte, die, in der Bibliothek der Akademie, den Wünschen der Magi gemäß durch die Lüfte schwebten und keinen eigenen Willen kannten. Auch ihn zog es immer weiter. Manchmal war er es
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