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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Flusslauf verlassen hatte, waren sie keinen Menschen mehr begegnet. Crystal vermutete, dass Thistle die Siedlungen absichtlich mied. Er hatte ihr keinen Vorwurf gemacht, war gleich bleibend freundlich ihr gegenüber, doch sie vermutete, dass auch er dachte, dass die Fort`mai ihretwegen das Dorf angegriffen hatten. Crystal versuchte nicht darüber nachzudenken, doch manchmal fragte sie sich, ob das wohl der Preis war, den sie zahlen musste: Das Leben der Auenbewohner für das Leben der Barden. Und bisweilen fragte sie sich, ob der Preis nicht zu hoch war. Doch irgendjemand riss sie stets aus ihren Überlegungen. Thistle der fröhlich vor sich hin pfiff, Lucthens sichere Stimme, die sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte oder Dawns und Corus leises Zanken. Mit der Zeit fanden sie einen Rhythmus in dem jeder Tag verging. Morgens brachen sie früh auf und ritten zügig bis Thistle zur Mittagszeit einen Platz fand, an dem sie rasten konnten. Manchmal entfachten sie ein Feuer und kochten Tee oder eine Suppe, manchmal aßen sie von dem Brot, das Amber ihnen mitgegeben hatte. Danach ging Thistle auf Jagd. Meist erlegte er einen Hasen oder einen kleinen Vogel. Als Dawn ihn einmal fragte, warum er nie einen Hirsch, ein Wildschwein oder ein anderes großes Tier schoss und ob ihm dazu die Kunstfertigkeit fehle, meinte Thistle, dass ein Hirsch für zehn Leute reichen würde und dass das Fleisch, das sie übrig lassen müssten einfach verderben würde. Das wäre dem Tier gegenüber nicht fair, hatte er gemeint. Es sinnlos zu töten. Dawn hatte die Erklärung absurd gefunden. Tot ist tot, hatte sie festgestellt. Und was sollte es da für einen Unterschied für das Tier machen, ob man es ganz aufaß oder nicht. Crystal hingegen fand die Erklärung durchaus plausibel. Sie zeigte Thistles Respekt vor dem Leben und langsam lernte sie den Mann aus den Wäldern immer besser verstehen. Und sie mochte ihn immer besser leiden. Manchmal begleiteten Lucthen und Corus Thistle, doch sie waren für ihn eher eine Last und er wirkte glücklicher wenn er alleine losziehen konnte. Lucthen unterrichtete Corus regelmäßig und Crystal sah mit Staunen, wie der Junge, der anfangs so schüchtern und linkisch gewirkt hatte unter Lucthens gestrengem Blick immer mehr auflebte. Seine Miene glich immer mehr der des Magus. Unbewegt und starr. Seine Bewegungen wurden ruhiger und sicherer. Anfangs war er Crystal wie ein Junge vorgekommen, doch er wurde immer mehr zum Mann, je weiter sie nach Osten reisten. Dawn und er stritten sich häufig, doch Crystal durchschaute ziemlich schnell, dass das mehr ein Ritual war als eine ernstzunehmende Auseinandersetzung. Es war mehr so, dass sich Corus pro forma Dawns Wünschen widersetzte, um dann ohnehin zu tun, was immer sie von ihm wollte. Manchmal fragte sie sich, ob Dawn wusste, was für ein Glück sie hatte. Oft genug schien es nicht so, denn Dawn war ihrem Freund gegenüber so launisch und bestimmend wie sonst keinem gegenüber. Doch Crystal wusste, dass dieser Schein trog. Wann immer sich das junge Paar alleine glaubte änderte sich Dawns Verhalten schlagartig. Dann schmiegte sie sich an ihn, bedeckte sein Gesicht mit Küssen und hielt ihn wie ihren größten Schatz nahe an ihrem Herzen. Vor anderen musste Dawn immer die Starke spielen. Crystal konnte sie mühelos durchschauen, doch Lucthen ärgerte ihr Verhalten und Crystal bemühte sich, genau wie Corus, zwischen den Beiden Frieden zu stiften. Nicht, dass sie je offen gestritten hätten. Crystal bezweifelte, dass das mit Lucthen möglich wäre. Meistens versuchte Dawn ihn zu ärgern, bis ein harter Glanz in seine blauen Augen trat und er sie mit ein paar barschen Worten zum Schweigen brachte. Ihre Provokationen prallten nutzlos an ihm ab und verletzten ihn nicht mehr, als welkes Laub das auf einen Felsen fällt. Weil Dawn seinen Schwachpunkt nicht kannte, dachte Crystal. Sie selbst wusste mit Sicherheit, welche Worte sein Schutzschild durchdringen könnten und mühelos sein Herz erreichen würden. Ein Name war der Schlüssel. Doch Crystal würde sich hüten ihn je zu verraten. Lucthens Geheimnis war bei ihr sicher.
     

    Dawns Hand lag in seiner und Corus dachte, dass er ewig so wandern könnte. Immer einem neuen Sonnenaufgang entgegen. Er wusste, dass er der Einzige war, der in den östlichen Wäldern nichts Bestimmtes suchte, auch wenn er nicht genau wusste, was Thistles Grund für die Reise war, war er doch sicher, dass er einen hatte. Corus war eigentlich ganz

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