Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
Tiere wieder und verschwanden wieder seinem Haar. „Ihr seid bestimmt ein guter Jäger, eurer Fähigkeit im Anschleichen nach zu urteilen.“
Thistle nickte langsam. Wusste der Mann, dass er den Zweig absichtlich zertraten hatte, oder machte er sich über ihn lustig? „Mein Name ist Thistle von der Sippe des Mondes“, stellte er sich vor.
„ Mein Name ist Vindarion“, stellte sich der Halbelf vor. „Ich habe nach Euren Freunden Ausschau gehalten.“
„ Geht es ihnen gut? Warum sind sie noch nicht hier?“
Vindarion wiegte nachdenklich den Kopf. „Es könnte sein, dass es ihnen nicht bestimmt ist, hierher zu kommen. Diese Entscheidung liegt nicht bei uns.“
Thistle schwieg eine Weile. „Was passiert mit denen, die es versuchen obwohl es ihnen nicht bestimmt ist?“
Vindarions lächelte sanft. „Ich denke nicht, dass das schon einmal vorgekommen ist. Normalerweise sind es Kinder, die den Ruf des Waldes hören um ihm zu dienen, nicht Erwachsene, die noch dazu aus einem fremden Reich stammen.“
Diese Worte beruhigten Thistle nicht gerade. Er fragte sich, was er tun konnte, um ihnen zu helfen.
„ Der Vogel ist wunderschön.“ Vindarions Stimme riss Thistle aus seinen Gedanken. Er folgte dem Blick des Halbelfen und sah seinen Falken ganz in der Nähe auf einem Zweig sitzen. „Ich frage mich, warum er mir folgt“, murmelte er.
Vindarion zuckte mit den Schultern. „Weil er es möchte, nehme ich an.“
„ Ich wünschte, ich könnte ihm beibringen auf meinem Arm zu landen.“
„ Wer sagt, dass Ihr das nicht könnt?“ Vindarion lächelte freundlich.
„ Könntet Ihr mir beibringen ihn zu rufen?“
„ Es wäre mir eine Ehre, Thistle von der Sippe des Mondes.“
Thistle grinste breit. Vermutlich sah er in diesem Moment wieder so wie damals, als sein Vater ihm seinen ersten Bogen geschnitzt hatte und er ihn zum ersten Mal auf die Jagd begleiten durfte. Über die Maßen glücklich. Er kümmerte sich nicht darum, sondern folgte Vindarions schmaler Gestalt zu den Hütten der Druidenschüler. Die Schüler wirkten immer geschäftig, das war ihm zuvor schon aufgefallen. Keiner stand gelangweilt herum und wusste nicht, was er tun sollte. Sie alle schienen still und zielstrebig einer ihm nicht bekannten Aufgabe nachzugehen. Als Vindarion an ihnen vorbeiging verbeugten sie sich respektvoll und Thistle konnte sehen, dass ihm ihre neugierigen Blicke folgten. Als er einen Jungen sah, in dessen dunklem Haar Mondsteinperlen glänzten, blieb er kurz stehen. Er kannte ihn nicht und dennoch war er noch einer seiner Sippe. Thistle stieß den Pfiff seiner Sippe aus und beobachtete wie der Junge überrascht herumfuhr und ihn endlich bemerkte. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er begrüßte Thistle freundlich. Thistle wiederholte gedankenverloren die Geste und beobachtete das Kind, denn Recht viel Mehr war der Junge nicht, das ihn aus dunklen Augen anschaute. Einen Moment lang meinte er sich in dem Jungen wieder zu erkennen, doch dann musste er gestehen, dass eine Weisheit aus den jungen Augen leuchtete, ein stilles Wissen, das er nie besessen hatte. Der Junge schien glücklich mit etwas, womit er selbst nie glücklich geworden wäre. Thistle nickte ihm noch einmal kurz zu, dann folgte er Vindarion. Der Halbelf steuerte auf die Hütten zu, die tiefer im Wald standen und als er eine schmale, in braune Roben gehüllte Gestalt bemerkte, blieb er endlich stehen. „Blossom?“
Das Mädchen drehte sich um. „Vindarion. Was kann ich für Euch tun?“
„ Wir brauchen einen Falknerhandschuh. Wenn du so freundlich wärst, mir einen zu holen?“
Sie nickte und lief davon. Thistle blickte ihr nach. Was wenn der Falke nicht zu ihm kam? Vindarion stand ruhig neben ihm und wartete auf die Rückkehr des Mädchens. Thistle unterdrückte den Impuls nervös auf und ab zu gehen und so wartete er.
Mit einem leisen Seufzer des Bedauerns wandte Crystal dem Meer den Rücken zu. Lucthens Worte hallten immer noch in ihr wider, auch wenn sie ihren Sinn immer noch nicht ganz erfasst hatte. Schweigend folgte sie dem Magus. Wirre Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Als sie aufblickte sah sie Lucianus bei den Bäumen stehen. Er blickte in ihre Richtung und Crystal wusste nicht, ob sie froh war ihn zu sehen, weil er ihr Antworten geben konnte, oder ob sie ihn fürchtete, weil ihr die Antworten, die er für sie bereithielt, vermutlich nicht gefallen würden. Crystal gab sich einen Ruck und ging zielstrebig auf ihn zu. Er
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